Kugelstoßerin Alina Kenzel (Foto: picture-alliance / Reportdienste, picture alliance/dpa | Bernd Thissen)

Leichtathletik | Kugelstoßen

Post-Covid: Alina Kenzel kämpft um ihr Wettkampf-Comeback

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Julius Richter

Die Sindelfingerin Alina Kenzel ist eine begnadete Kugelstoßerin. Sie war Welt- und Europameisterin bei den Junioren, 2020 gewann sie den deutschen Meistertitel und war ganz nah dran an der Weltspitze. Doch dann kommt Corona und ihre Welt gerät ins Wanken.

"Meine linke Gesichtshälfte ist taub geworden, mein Arm ist taub geworden. Ich konnte unsere Treppen im Haus nicht mehr hochlaufen. Mir war schwindelig die ganze Zeit. Ich hatte ständig das Gefühl, als hätte man eine Grippe", erinnert sich Alina Kenzel an die dunkle Zeit, die hinter ihr liegt. Die 25-jährige Kugelstoßerin leidet an Post-Covid. Zwei Mal infizierte sie sich mit dem Virus. Die erste Infektion steckte die Leistungssportlerin noch gut weg, doch nach der zweiten ging fast nichts mehr, so als ob jemand den Stecker gezogen hätte: "Ich war sehr verzweifelt und habe auch Gedanken gehabt, kann ich den Sport überhaupt so weiter machen, wie ich den gemacht habe."

Mit einem Schlag ist Alina Kenzels Karriere auf Eis gelegt. Statt am Olympiastützpunkt Stuttgart zu trainieren und sich den Feinschliff für den nächsten Wettkampf zu holen, liegt sie monatelang zu Hause, auf dem Sofa oder im Bett, so erschöpft ist sie. "Das war schon ein Schlag ins Gesicht", sagt Peter Salzer, der Kenzel seit ihrem 13. Lebensjahr trainiert. "Wenn dann auf einmal die Lieblingsathletin weg ist, das ist dann schon hart. Man denkt, gut, so ein, zwei Monate dauert das vielleicht, und dann war die ganze Saison schon rum."

Verengte Atemwege wie bei einer Asthmatikerin

Alina Kenzel eilt von Arzt zu Arzt, doch Hilfe findet die 25-jährige Sportsoldatin erst nach gut einem halben Jahr im Bundeswehrkrankenhaus Ulm. Die Ärzte stellen bei ihr verengte Atemwege fest, wie bei einer Asthmatikerin. Die Rettung heißt "Bronchiale Thermoplastie". In die Atemwege wird durch elektromagnetische Wellen Wärme eingeführt.

"Was passiert ist, ist beeindruckend. Die Atemwegsdicke der Muskulatur geht zurück auf das Niveau eines Gesunden. Und auch in der Schleimhaut, die dicker ist und entzündet, da sehen wir die Nervenzellen reduziert auf das Niveau eines Gesunden", sagt der Lungenfacharzt Dr. Daniel Gagiannis, der Kenzel in Ulm behandelt.

Für die Kugelstoßerin aus Sindelfingen zeigt sich endlich Licht am Ende des Tunnels. "Meine Lebensqualität hat sich dadurch deutlich verbessert. Ich bin wieder im Training, kann Autofahren, kann meinen Alltag wieder bestreiten."

Kenzel: "Bin einfach nur froh"

Nach genau einem Jahr Zwangspause kehrt Alina Kenzel schließlich zurück in die Halle am Olympiastützpunkt Stuttgart. "Ich fühle mich gut, aber noch nicht so wie früher. Ich brauche einfach noch Zeit. Ich bin ehrlich gesagt, einfach nur froh, dass ich überhaupt wieder was machen kann, dass ich die Möglichkeit habe, wieder Leistungssport anzugreifen. Das ist schon viel wert", so die Kugelstoßerin vom VfL Waiblingen.

Trainer Peter Salzer ist guter Dinge: "Ich bin erstaunt darüber, wie weit sie schon ist. Man sagt ja immer, die Kraft hat eine Erinnerung, und so ist es auch. Die spezielle Kraft, die fehlt natürlich, die speziellen Stöße. Wir haben, Gott sei Dank, vom Verband und von der Bundeswehr die Zusage, dass sie auch nächstes Jahr wieder im Kader bzw. beim Bund bleibt und das gibt natürlich Sicherheit."

Im Herbst möchte Alina Kenzel wieder an Wettkämpfen teilnehmen. Bis dahin ist es noch ein weiter Weg. Alina Kenzel ist weiterhin bei Dr. Gagiannis am Bundeswehrkrankenhaus Ulm in Behandlung. Im Training kämpft sie eisern für ihr Comeback. Ihr großes Ziel sind die Olympischen Spiele in Paris im kommenden Jahr: "Klar, wer träumt nicht von Olympia. Es wäre ein Riesentraum. Aber ich bin in erster Linie froh, gesund zu sein - und das ist das Allerwichtigste!" Nach einem Jahr voller Ohnmacht ist das Lachen zurück.

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Julius Richter

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