Anton Gavel spielte in seiner Karriere in Spanien und Griechenland, in der Basketball-Bundesliga für Bamberg und die Bayern. Trotz mehrfacher Titel als Spieler: Die Meisterschaft als Trainerneuling mit ratiopharm Ulm ist für den inzwischen 38-jährigen gebürtigen Slowaken aber der bisherige Höhepunkt: "Der Empfang am Münsterplatz war was ganz besonderes." Dieser Erfolg mit Ulm ist kein Zufall. Gavel zeichnete sich immer durch seine Zielstrebigkeit aus: "Ich denke, dass man mit harter Arbeit viel erreichen kann. Das war immer mein Motto. Ich wollte immer so viel erreichen wie möglich. Deswegen habe ich auch so viel investiert."
Die Meisterschaft mit Ulm soll keine Eintagsfliege bleiben. "Ich glaube, man wird einfach nicht satt. Wenn man ein bisschen Erfolg schnuppern kann und dann noch Titel dazukommen, dann will man das umso mehr."
Besonderer Zugang zu den Spielern
Anton Gavel hat eher einen lockeren Zugang zu seinen Spielern. Auch weil er bis vor kurzem noch selbst in der Bundesliga auf dem Feld stand. Eine Tatsache, die ihm bei seiner bisher ersten Trainerstation in Ulm geholfen hat: "Ich glaube, das hat Vorteile. Mit manchen Spielern habe ich noch zusammen gespielt. Mit Karim Jallow noch in München, mit Thomas Klepeisz und Robin Christen habe ich auch noch gespielt. Einen gewissen Namen hat man sich da schon gemacht und deswegen auch Respekt verschafft. Aber den muss man sich auch neu verdienen und jedes Jahr geht es aufs Neue los."
Die Spieler von ratiopharm Ulm attestieren Anton Gavel eine gute Mischung aus Erfahrung, Autorität und trotzdem Kumpeltyp. Die Kunst für Gavel besteht darin, diese Mischung aufrecht zu erhalten. "Ich glaube, das kann schon gefährlich sein. Man muss ja auch denken, wie die Mannschaft tickt, wie sie drauf ist. Und ich glaube, dieses Jahr war das auch wichtig, dass wir nicht unbedingt komplett streng waren mit der Truppe. Sonst wäre das auch bisschen in die andere Richtung gegangen. Wir haben da auch Freiheiten gelassen. Ich glaube, man muss auch das Gefühl finden für die Mannschaft. Und die Jungs haben dann einfach gefolgt."
Ausverkauf in Ulm
Nach den Siegen gegen Berlin, München und Bonn im Kampf um die Deutsche Meisterschaft steht Ulm plötzlich im Fokus. Die Anfragen bei den Verantwortlichen von ratiopharm häufen sich. Leistungsträger wechseln zur Konkurrenz. Spielmacher Yago dos Santos (MVP), Bruno Caboclo und Joshua Hawley werden nach der Sommerpause nicht zum Bundesligisten nach Ulm zurückkehren. Alle Spieler machten von Ausstiegsklauseln Gebrauch.
Ein normaler Prozess, so Anton Gavel: "Mit dem Erfolg kommt natürlich auch, dass viele Spieler begehrt werden. Da wir einige Ausstiegsklauseln haben, müssen wir einige Spieler ziehen lassen. Deswegen geht es jetzt darum, neue Spieler zu finden für die Saison, die die alten ersetzen sollen. Klar ist das ein enormer Erfolg. Und der erste Titel in der Geschichte des Vereins ist etwas, das man nicht vergessen wird. Aber es steht Arbeit an." Und diese Arbeit zeigt erste Früchte: Ulm verpflichtete am Dienstag den US-Amerikaner Trevion Williams als ersten Neuzugang. Der erst 22 Jahre alte Center kommt von Capital City Go-Go aus der NBA G League.
Zittern um Jallow
Anton Gavel und Ulms Sportdirektor Thorsten Leibenath basteln also am Kader für die neue Saison. Karim Jallow wurde mit einem Zweijahres-Vertrag kürzlich langfristig gebunden. Gut möglich aber, dass ratiopharm Ulm auf Jallows Dienste in der Basketball Bundesliga verzichten muss. Jallow hat angeblich eine Meldepflicht der Nationalen Anti-Doping Agentur versäumt. Die Nada ermittelt und Jallow droht womöglich eine langjährige Sperre.
Anton Gavel hofft, dass das seinem Spieler erspart bleibt: "Karim hat natürlich seinen Vertrag kurz vor den Playoffs um zwei Jahre verlängert. Ich glaube, das spricht Bände. Und wir wissen, was wir an Karim haben. Und das wir weiterhin wollen, dass er für uns spielt. Es ist unglücklich natürlich. Aber so eine lange Sperre ist - ich will nicht sagen, das ist lächerlich - aber das ist einfach zu hart. Wir wissen, dass Spieler sich an gewisse Regeln halten müssen. Aber einen Spieler - in seinen besten Jahren - eine Saison komplett wegzunehmen, das wäre falsch."
Zumal Jallow für Gavel wie auch einige andere Spieler aus Ulm das Format für mehr haben. Auch wenn sie für die im August beginnende Basketball-Weltmeisterschaft in Japan, Indonesien und den Philippinen nicht für Deutschland nominiert sind: "Ich glaube, das Philipp Herkenhoff, sicher auch Nicolas Bretzel und natürlich Karim Jallow die Möglichkeit haben, da wieder reinzurutschen."