Schüler in der Berufsbildenden Schule des Landkreises Ahrweiler spielen Badminton im Schulflur. Zwei zwei Jahren hat die Ahrflut ihre Sporthalle zerstört.  (Foto: SWR)

Zwei Jahre nach der Flut

Zerstörte Sporthalle: Eine Schule im Ahrtal wird kreativ

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AUTOR/IN
Leon Vucemilovic
Judith Hüwelmeier

An einer beruflichen Schule in Ahrweiler ist zwei Jahre nach der Flut noch nichts wieder normal. Weil die Sporthalle zerstört ist, lässt sich die Schule etwas Besonderes einfallen.

Ilaria Dicicco spielt Badminton im Schulflur. Sie ist Schülerin an der Berufsbildenden Schule (BBS) des Landkreises Ahrweiler. Präziser Aufschlag, dann hüpft der Federball übers Netz, das die Schülerinnen und Schüler zwischen improvisierten Pressholzplatten gespannt haben. Auf dem Boden ist ein Badminton-Feld mit Klebeband gezogen. Zu hoch können die Schülerinnen und Schüler die Bälle nicht spielen, denn die Decke ist zu niedrig. Sportunterricht mal anders.

Vor zwei Jahren hat die Flut 60 Klassenzimmer der Schule zerstört, auch die Sporthalle und die Werkstätten sind unbrauchbar geworden. Tiefe Risse durchziehen den Beton der Halle bis heute, der Unterricht findet zu großen Teilen immer noch in Containern statt. Die Sporthalle zu reparieren, ist aufwändig. Bisher hatte die Schule keine Gelegenheit, sich um diese zeitintensive Reparatur zu kümmern. Ersatz für die zerstörten Klassenräume zu finden, hat erstmal Vorrang.

"Wir sind immer noch dabei, den provisorischen Schulbetrieb sicherzustellen. Die Kolleginnen und Kollegen sind deshalb pragmatisch und kreativ geworden."

Die zerstörte Sporthalle der Berufsbildenden Schule im Landkreis Ahrweiler zwei Jahre nach der Flut.  (Foto: Berufsbildende Schule des Landkreises Ahrweiler)
Die zerstörte Sporthalle zwei Jahre nach der Flut. Risse im Beton verhindern einen schnellen Wiederaufbau.

Kreativer Sportunterricht

Neben Badminton im Schulflur spielen die Schülerinnen und Schüler auch Hockey im Schulhof, sie tanzen in einer der zerstörten Werkstätten, machen Yoga im Container oder gehen mit ihren Lehrerinnen und Lehrern joggen - selbst bei Regen. Viele Schülerinnen und Schüler stört das nicht, sie genießen die frische Luft. Andere vermissen Sportarten wie Turnen, wünschen sich Reck und Barren zurück, wollen wieder Volleyball spielen. Auf dem Kiesboden im Schulhof geht das nicht, das Verletzungsrisiko ist zu hoch.

Schüler in der Berufsbildenden Schule des Landkreises Ahrweiler spielen Tischtennis mit improvisierten Tischtennisplatten im Klassenzimmer. Zwei zwei Jahren hat die Ahrflut ihre Sporthalle zerstört. (Foto: SWR)
Rundlauf mal anders: Improvisierte Tischtennisplatten im Klassenzimmer. Weil die Halle zerstört ist, sind die Sportklassen kreativ geworden.

Flexible Notengebung

Trotzdem muss es, wie an jeder Schule, Noten im Sportunterricht geben. Sportlehrer Karsten Grote hat schon ein zwei-gegen-zwei Badminton-Turnier im Schulflur ausgerichtet. Benotet wurden - wegen der niedrigen Decke - nur das untere Spiel und die Grundtechniken. Im zweiten Halbjahr könne man zudem das benachbarte Apollinarisstadion mit Tartanbahn in Bad Neuenahr-Ahrweiler nutzen, sagt er. Lehrerin Ann-Kristin Franken erzählt, bei der Notengebung in dieser besonderen Situation auch ihren pädagogischen Spielraum zu nutzen.

"Die Schülerinnen und Schüler können sich nicht umziehen, wir haben keine Umkleide. Wenn sie trotzdem mitmachen, rechne ich ihnen das hoch an."

Angst vor dem Winter

Die Situation an der BBS Ahrweiler verlangt allen Beteiligten viel Flexibilität ab. Noch sei sie aber erträglich. Schlimmer werde es im Winter, wenn man nicht mehr nach draußen ausweichen kann, sagt Ann-Kristin Franken. Dann muss die Sportlehrerin mit ihren Schülerinnen und Schülern in einem Container-Klassenzimmer Sport machen. Auf dem engen Raum sind viele Sportarten nicht möglich. Außerdem sind die Container sehr hellhörig. "Wo Sport gemacht wird, wird es aber einfach auch mal laut", sagt Franken.

Bis Mitte kommenden Jahres soll die Sporthalle wieder aufgebaut sein. Ein Planungsbüro für den Wiederaufbau der Schule wird gerade gesucht. Mit einem geregelten Schulbetrieb wie vor der Flut rechnet der stellvertretende Schulleiter Klaus Müller aber erst in einigen Jahren. Wie gut, dass Schülerinnen und Schüler und Lehrkräfte an der BSS Ahrweiler mit sämtlichen Unwägbarkeiten so kreativ umgehen können.

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Leon Vucemilovic
Judith Hüwelmeier