Chris Führich vom VfB Stuttgart jubelt (Foto: IMAGO, IMAGO / imagebroker)

Fußball | Nationalmannschaft

Nagelsmann holt VfB-Dribbler: Chris Führich im Nationalteam

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Kersten Eichhorn

Mit der erstmaligen Nominierung von Chris Führich sorgt der neue Bundestrainer Julian Nagelsmann gleich für eine Überraschung. Der Flügelstürmer des VfB Stuttgart spielt seine bislang beste Saison.

Er hat es wieder getan. In dieser 68. Minute letzten Samstag in Köln. Chris Führich tat genau das, was er am besten kann: Dribbeln und Tore vorbereiten. Also zog der Angreifer des VfB Stuttgart einmal mehr auf und davon, düpierte gleich mehrere Gegenspieler und passte punktgenau auf Deniz Undav. Der machte das 1:0 und führte die Schwaben mit zwei Treffern zum 2:0-Erfolg im Rheinland.

Tempo-Dribbler Chris Führich

Was von diesem Spiel des VfB beim 1.FC Köln vor allem hängen blieb, neben dem Doppelpack von Joker Undav, war eben diese perfekte Einzelaktion von Chris Führich als "Türöffner" zum Sieg. Eine Szene, die offenbar auch den neuen Bundestrainer Julian Nagelsmann begeisterte, der den Stuttgarter an diesem Freitag erstmals für die Nationalmannschaft nominierte. "Er hat gerade ein sehr, sehr gutes Momentum", begründete Nagelsmann die Führich-Nominierung. Das Telefonat mit dem "exzellenten Ein-gegen-eins-Spieler" sei sehr "erfrischend" gewesen. "Er hat sich natürlich unglaublich gefreut. Das wird uns guttun, neue Gesichter im Training zu haben, die ein Leuchten in den Augen haben, wenn sie ein Länderspiel bekommen", so der neue Bundestrainer weiter.

Eine etwas überraschende, aber wohlüberlegte und völlig verdiente Berufung. Schließlich spielt der 25-Jährige Stuttgarter seine mit Abstand beste -weil stabile- Saison beim VfB, garniert mit unzähligen sehenswerten Dribblings und Torschüssen wie zuletzt in Köln. "Ob über Links oder Rechts, im frontalen Eins-Gegen-Eins ist er ganz schwer zu verteidigen", beschreibt Sebastian Hoeneß die Stärken seines blonden Außenbahnspielers und zählt gleich weitere Pluspunkte auf: "Schnelligkeit, technisch gut, gutes Timing," so der VfB-Coach, "den Ball dann auch vorbeizulegen und etwas zu probieren".

Wohlgemuth zur Nominierung: "Bestätigung der positiven Entwicklung"

Für Sportdirektor Fabian Wohlgemuth ist die Nominierung "eine Bestätigung der positiven Entwicklung" des Offensivspielers. "Er hat in den vergangenen Monaten noch mal einen deutlichen Sprung nach vorn gemacht und seine Leistungen auf einem hohen Niveau stabilisiert", sagte Wohlgemuth den vereinseigenen Medien über den 25-Jährigen.

Dass Chris Führich ein klasse Fußballer ist, gesegnet mit herausragendem Talent, das weiß man in Stuttgart schon seit dessen Wechsel 2021 vom Zweitligisten SC Paderborn. Die ersten beiden VfB-Jahre allerdings wechselten allzu oft Licht und Schatten, kam der in Castrop-Rauxel geborene Tempo-Dribbler in vielen Spielen nicht über die Jokerrolle hinaus.

Sebastian Hoeneß fördert Führichs Stärken

Erst mit dem neuen Trainer Sebastian Hoeneß stabilisierten sich die Leistungen: Hoeneß förderte die individuellen Stärken Führichs, arbeitete mit ihm vor allem beim Torabschluß: "Dann gehen eben zwei Bälle in den Oberrang", ermutigt Hoeneß Führich zu Zielstrebigkeit und Selbstbewußtsein vor dem gegnerischen Tor, "dann soll er sich den dritten Ball auch noch nehmen und nicht zu verzagen". Führich (66 Bundesligaspiele/10 Tore) soll zielstrebig sein und nicht die Verantwortung an andere weitergeben, auch ein gesundes Maß an Egoismus an den Tag zu legen.

Ein Unterschied-Spieler beim VfB

Gesagt, getan. Mit bislang zwei Toren und vier Vorlagen ist Chris Führich nach Torjäger Serhou Guirassy (zehn Treffer) in dieser noch jungen Saison der Topscorer beim VfB und mit seiner fußballerischen Unberechenbarkeit ein echter Unterschiedsspieler. Mit diesen Eigenschaften könnte er nach dem verletzungsbedingten Ausfall von Serge Gnabry (FC Bayern/Armbruch) und Kevin Schade (Brentford/Adduktorenverletzung) auch für Julian Nagelsmann und fürs Nationalteam auf der USA-Reise eine wichtige Kaderergänzung und fußballerische Komponente sein.

Die ersten fußballerischen Schritte bei Schalke 04

Fußballerisch großgeworden ist Chris Führich als Jugendspieler beim FC Schalke 04, ehe er über den 1.FC Köln und Borussia Dortmund als Profi in Paderborn landete. Dort entwickelte er sich unter dem heutigen Köln-Trainer Steffen Baumgart in der Saison 2020/21 zu einem der besten Offensivspieler der 2. Liga, schoss 13 Tore, bereitete sieben weitere vor und wechselte anschließend zum VfB nach Stuttgart. Jener Steffen Baumgart also, den er letzten Samstag mit dem VfB-Sieg als Köln-Coach mächtig ärgerte.

Führich ist gläubiger Christ

Jetzt also der nächste große Karrieresprung des Chris Führich, der sich nach Torerfolgen gerne bekreuzigt und mit den Zeigefingern Richtung Himmel zeigt. Der Fußballer ist gläubig und bedankt sich damit bei Gott. Der Glaube erinnere ihn "täglich daran, was für ein Leben ich habe". Eine Geste, die die Fußballfans künftig gerne auch im Nationaltrikot sehen würden.

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Kersten Eichhorn