Die Mainzer Schiedsrichterin Fabienne Michel.

Vor Premiere in der 3. Liga

Schiedsrichterin Fabienne Michel: "Je hitziger das Spiel, desto ruhiger bin ich"

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Michael Richmann
SWR Sport-Redakteur Michael Richmann

Fabienne Michel pfeift ab der kommenden Saison in der 3. Liga der Männer. Die Schiedsrichterin vom TSV Gau-Odernheim freut sich auf die neue Herausforderung, hat aber im Frauenbereich schon eine noch größere Partie geleitet.

Die Trainingslager sind vorbei. Spieler, Trainer, Funktionäre, Fans - alle freuen sich, dass am Wochenende die 3. Liga startet. Die Aufsteiger freuen sich ganz besonders. Eine davon ist Fabienne Michel. Dabei spielt ihr Klub, der Turn- und Sportverein Gau-Odernheim aus dem Landkreis Alzey-Worms, weiterhin in der Verbandsliga. Fabienne Michel ist Schiedsrichterin und zur neuen Saison in die 3. Liga der Männer aufgestiegen. Damit ist sie neben Riem Hussein aus Bad Harzburg und Franziska Wildfeuer aus Lübeck eine von drei Frauen, die in dieser Liga pfeifen.

Diese Liga will Fabienne Michel nun erst einmal kennenlernen: "Ich freue mich, dass es jetzt vielleicht ein bisschen mehr Spieltempo gibt als zuvor in der Regionalliga", sagte sie im Interview mit SWR Sport. "Ich freue mich auf viele gute Spieler, mehr Zuschauer und auch die mediale Präsenz - das ist ja doch nochmal ein großer Unterschied zur Regionalliga."

Karriere-Höhepunkt: DFB-Pokal-Finale

Wobei es schwierig ist, bei Fabienne Michel wirklich von einem Aufstieg zu sprechen. Zwar stand die 28-jährige Studentin bei den Männern bisher maximal in der Regionalliga auf dem Platz. Bei den Frauen pfeift Michel jedoch seit mehreren Jahre in der Elite - 51 Bundesliga-Spiele hat sie bereits geleitet und sich mit ihrer Leistung für das DFB-Pokal-Finale zwischen dem VfL Wolfsburg und dem SC Freiburg (4:1) qualifiziert.

Die Mainzer Schiedsrichterin Fabienne Michel.
Die Mainzer Schiedsrichterin Fabienne Michel.

Vorfreude auf den Vierten Offiziellen

Fabienne Michel hat in der Schule mit dem Fußball begonnen, eine Projektwoche hat sie dann zur Schiedsrichterei geführt. Stück für Stück hat sie sich hochgearbeitet. In der Regionalliga Südwest pfeift sie in der Regel mit Frederic Kaufmann und Kisanet Zekarias als Assistenten an der Seitenlinie. Fortan kommt der zur kommenden Saison auch in der 3. Liga eingeführte Vierte Offizielle dazu. "Das ist nochmal ein Augenpaar mehr, was uns unterstützen kann." Auch in der Kommunikation mit den Trainern und den Ersatzspielern am Spielfeldrand soll der Vierte Offizielle helfen.

Freiburg/Sinshein

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Doch nicht nur das Team wird größer. In der 3. Liga sind auch die Vereine renommierter, die Spieler prominenter, das Publikum größer, und es geht um mehr Geld. Das erhöht natürlich auch den Druck: "Der Druck ist für mich nicht ganz neu", sagte Fabienne Michel. "Es hat sich bei mir ja immer so ein Stück weit gesteigert. Ich versuche damit im Team umzugehen, wir kommunizieren viel. Sobald ich auf dem Platz stehe, blende ich relativ viel aus, um mich bestmöglich konzentrieren zu können. Und so wird es auch in der 3. Liga weiterlaufen."

Fabienne Michel beherrscht den Boss-Mode

Dass sie sich von den Herren der Zunft nicht auf der Nase herumtanzen lässt, hat Fabienne Michel in der Regionalliga Südwest bereits hinreichend bewiesen. Die ZDF-Dokumentation "37 Grad" zeigt eindrucksvoll: Boss-Mode kann sie. "Hör mir zu und guck mich an, wenn ich mit Dir rede! Hör auf, mich so anzuschreien, klar?" Und schon schleicht Ahmed Azaouagh, eine Kante von einem Mann und 15 Zentimeter größer als Michel, ziemlich kleinlaut davon. "Je hitziger das Spiel wird, desto ruhiger werde ich", sagt Michel. "Es ist ein schönes Gefühl, Verantwortung für eine Spielleitung zu übernehmen."

Schiedsrichterin Fabienne Michel weist Ahmed Azaouagh vom FSV Frankfurt in die Schranken.
Schiedsrichterin Fabienne Michel weist Ahmed Azaouagh vom FSV Frankfurt in die Schranken.

Michel will erstmal in der 3. Liga ankommen

Florian Meyer koordiniert die Schiedsrichterinnen und Schiedsrichter in der 3. Liga. Er weiß, dass aufstrebende Kolleginnen und Kollegen nicht allzu lange in der 3. Liga verweilen, weil sie entweder in die 2. Bundesliga und die Bundesliga aufsteigen oder Platz für neue Talente machen müssen. Und bei den Frauen hat Fabienne Michel bereits bewiesen, dass sie auch auf großem Parkett ihre Frau stehen kann. Doch so weit will sie noch nicht denken: "Ich bin kein Mensch, der sich einen Fünf-Jahres-Plan aufstellt. Ich habe ein Ziel für diese Saison und das ist, möglichst viele gute Entscheidungen zu treffen und viele gute Spiele zu haben. Wo ich dann in fünf Jahren sein werde, kann ich aktuell noch nicht sagen. Ich würde jetzt ganz gerne erstmal in der 3. Liga ankommen."