Horst Schömbs mit einem Mikrofon in der Hand (Foto: IMAGO, IMAGO / Fotostand)

Fußball | 2. Bundesliga

FCK-Stadionsprecher Horst Schömbs: 30 Jahre mit Weltmeistern, Aufstiegen und Dramen am Betzenberg

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INTERVIEW
Jürgen Schmidt
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Maximilian Springer

Titel und Abstiege - Horst Schömbs hat mit dem 1. FC Kaiserslautern alles erlebt. Im Interview erzählt der Stadionsprecher von 30 Jahren beim FCK.

Er ist die Stimme des Fritz-Walter-Stadions auf dem Betzenberg: Horst Schömbs feiert am Dienstag (12.03.) sein 30-jähriges Dienstjubiläum als Stadionsprecher des 1. FC Kaiserslautern. Im Interview mit SWR Sport nach dem Spiel gegen Osnabrück blickt er auf diese ereignisreiche Zeit zurück. Vor der Arbeit beim FCK war der 67-jährige Ingelheimer auch noch drei Jahre bei Mainz 05 tätig. Und seine Zeit als ständiger Begleiter des Profi-Fußballs in Rheinland-Pfalz soll vorerst weitergehen.

SWR Sport: Horst Schömbs, 30 Jahre am 'Betze'. Das ist eine lange Zeit, sind Sie ein bisschen stolz darüber?

Schömbs: Ja, auf 30 Jahre bin ich auf jeden Fall stolz. Das ist ein besonderes Datum am Dienstag für mich. Es waren bewegte Jahre. Das Spiel gegen Osnabrück, das 3:2, war genau das, was ich in 30 Jahren erlebt habe. Es waren viele Ups and Downs. Aber es ist immer etwas besonderes, hier am Mikrofon zu stehen.

SWR Sport: Es waren auch drei Jahre Mainz 05 dabei, dann 30 Jahre Kaiserslautern. Wie ist das immer wieder hier reinzukommen und die Massen anzupeitschen?

Schömbs: Erst einmal vergesse ich die drei Jahre Mainz 05 nicht. Das waren auch sehr schöne Jahre. Schwierige Jahre für Mainz 05 damals, aber es wurde immer der Klassenerhalt in der 2. Liga geschafft. Ich habe auch bis heute ein sehr gutes Verhältnis zu den handelnden Personen dort. Das ist geblieben und ich bin darauf sehr stolz. Hierher (auf den Betzenberg, Anm. der Red.) zu kommen ist immer etwas besonderes, weil es nie ruhig ist. Auch jetzt, nach einem überzeugenden Sieg gegen Rostock, haben wir gesehen, wie eng diese zweite Liga ist und wie stark auch der VfL Osnabrück war. Da geht es nur mit voller Unterstützung der Zuschauer. Da sind wir natürlich begnadet, dass das Publikum so hinter diesem Verein steht und so dafür kämpft, dass wir diese 2. Liga halten. Und ich versuche meinen kleinen Teil dazu beizutragen.

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SWR Sport: Ein kleiner Teil? Die Stimme eines großen Traditionsklubs zu sein, da haben Sie doch in den ersten Jahren sicher nicht immer gut schlafen können?

Schömbs: Ja das ist wirklich so. Es war etwas besonderes hier herzukommen. Ich hatte eine Schallplatte zu Hause vom WM-Finale 1954. Die habe ich vielleicht hundert mal gehört. Und dann lernst du Ottmar Walter kennen, dann lernst du Fritz Walter kennen. Ich habe auch Werner Kohlmeyer in meiner Zeit bei der Bank in Mainz noch kennen gelernt. Da bin ich hin und habe mir ein Autogramm geben lassen. Das halte ich in Ehren dieses Autogramm, das ist unverkäuflich.

SWR Sport: Und wenn man dann hier für so einen Verein tätig werden kann, wie ist das dann?

Schömbs: Es ist einfach eine Ehre. Es geht nur mit 100 Prozent Enthusiasmus. Du kannst bei diesem Verein auch nur bestehen, wenn du 100 Prozent gibst. Das gilt für die Fans, das gilt für mich, das gilt für die Mannschaft. Dann kannst du hier viel erreichen.

SWR Sport: Was war der bitterste Moment?

Schömbs: Es gab ja viele bittere Momente, etwa einige Abstiege. Der bitterste war natürlich der erste Abstieg in Leverkusen. Und dann fährst du nach Berlin eine Woche später, wirst Pokalsieger. Und dann kommst du nach Kaiserslautern zurück, dann ist das ganze Stadion besetzt, die ganze Stadt ist unterwegs und feuert diesen Verein an und sagt 'macht weiter, macht weiter!'. Und dann ist die Mannschaft zusammen geblieben. Heute undenkbar, aber damals haben alle Charakter gezeigt. Und wir sind ein Jahr später mit Otto Rehhagel wieder aufgestiegen. Was für eine Geschichte!

SWR Sport: Gab es auch mal Momente, die ein bisschen kribbelig waren, wo Sie als Stadionsprecher auch mal sehr gebraucht wurden? Wir hören Sie ja immer, wenn Pyro aus der Kurve kommt.

Schömbs: Ja, es gab mal einen Moment. Das war das Abstiegsendspiel 2008 gegen den 1. FC Köln. Wir haben 3:0 gewonnen. Das Stadion war nach Spielende nicht mehr zu halten. Damals war die Absprache noch nicht so gut wie das heute ist. Heute ist alles vorbesprochen, heute habe ich immer jemanden vom Sicherheitsdienst dabei, der Kommunikation nach oben hat. Dann drängten alle Zuschauer auf den Platz. Die Westkurve drängte nach unten. Unten waren junge Menschen eingesperrt mehr oder weniger. Ich hab nicht gewusst, was ich machen soll. Und dann habe ich mich entschieden und gesagt 'bitte die Stadiontore öffnen im Westen'. Und das ist auch passiert, aber die haben dann alle Stadiontore geöffnet. Und dann sind die Kölner Fans von der Tribüne runter, unsere Fans hier auf den Platz. Und dann gab es ein kurzes Handgemenge.

Ich bin am Abend nach Hause gefahren, nachdem ich mich abgesichert habe, dass nichts passiert war und habe dann nichts mehr gehört. Und Wochen später habe ich dann unseren Chef, Andreas Kafitz, gefragt, wie er das eigentlich gesehen habe. Und dann hat er gesagt: 'Horst, du hast alles falsch gemacht.' Dann habe ich gefragt: 'Wieso habe ich alles falsch gemacht?' 'Ja, weil wir es von oben gesehen haben.' Und nachdem ich irgendwann mal oben in dieser Kanzel war, habe ich auch gesehen, dass man da eine Stecknadel fallen sieht im Endeffekt. Aber ich war mit mir zufrieden und es war mehr auch so ein bisschen ironisch gemeint. Sie hätten die Stadiontore auch geöffnet hat er mir vielleicht 20 Sekunden später gesagt.

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Aber du stehst dann alleine da und musst eine Entscheidung treffen. Du siehst was passieren kann. Und dieser Verantwortung musst du dir immer bewusst sein. Du kannst nicht alles wegdrücken. Auf das Thema Pyro, wissen wir alle, können wir keinen Einfluss nehmen, müssen aber diese Durchsagen machen. Da kann ich einfach keine zehn Durchsagen in einer Halbzeit machen. Ich muss das alles auch ein bisschen dosiert tun. Aber wir müssen halt natürlich reagieren.

SWR Sport: Was war ihr persönliches Highlight?

Schömbs: Es waren nie die ganz großen Dinge. Es war nie die Weltmeisterschaft, die was ganz besonderes war. Es war nie die Deutsche Meisterschaft. Es war dieses Aufstiegsspiel in Dresden, wo ich nicht gewusst habe, wie ich das zu Ende bringen soll. Und dann gewinnst du dieses Endspiel und fährst am nächsten Tag nach Kaiserslautern. Du bist der glücklichste Mensch der Welt. Und du spürst, da sind nur glückliche Menschen. Die Stadt ist so besetzt von FCK-Fans, dass du meinst, wir wären deutscher Meister geworden. Das war mein persönliches Highlight. Vorher war es das Spiel hier gegen den 1. FC Köln. Dieses 3:0, aus einer ausweglosen Situation die Klasse gehalten. Und jetzt war es dieser Aufstieg aus der 3. Liga, den wir alle so gebraucht haben.

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SWR Sport: Sind Sie als 'Voice' eine Legende hier in Lautern?

Schömbs: Darüber mache ich mir keine Gedanken.

SWR Sport: Und wie lange wollen Sie noch machen, wie geht es weiter mit Ihnen?

Schömbs: 30 Jahre ist eigentlich so eine Zeit, wo man sagt, man kann aufhören. Aber ich habe mich entschlossen, nach einem sehr guten Gespräch mit unserem Geschäftsführer Thomas Hengen, dass ich noch ein bisschen weitermache. Ende offen.

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