Tim Kleindienst bejubelt ein Tor des 1. FC Heidenheim. (Foto: IMAGO, Imago/Eibner Pressefoto/Oliver Schmidt)

Fußball | Bundesliga

Kleindienst warnt Heidenheim vor "Pseudosicherheit" – Gedanken an DFB-Elf?

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AUTOR/IN
Patrick Stricker

Nach Bayern München ist vor dem VfL Bochum: Der 1. FC Heidenheim befindet sich auf einem guten Weg in Richtung Klassenerhalt – auch dank Top-Stürmer Tim Kleindienst.

Tim Kleindienst hatte die Erholung dringend nötig. Richtig anstrengend sei es gewesen, das Spektakel beim 3:2-Heimsieg gegen Rekordmeister FC Bayern am vergangenen Spieltag. Die Feierei fiel deshalb am heimischen Grill eher eine Nummer kleiner aus.

"Der Tag an sich und der Tag danach waren voller Euphorie", erzählt der Top-Torjäger des 1. FC Heidenheim im Gespräch mit SWR Sport. "Aber wird sind schnell zur Tagesordnung zurückgekehrt. Es war natürlich besonders und historisch, aber jetzt steht schon wieder Bochum vor der Brust."

Heidenheim gegen Bayern: erst "Schrott", dann "Ekstase"

Der Rückblick auf den Coup gegen München, verlief bei den Heidenheimern wie so viele Spielanalysen in den vergangenen Wochen: Im Zentrum steht immer wieder die Frage, warum der FCH zuletzt erst nach der Halbzeitpause sein gesamtes Leistungspotenzial abzurufen scheint. "Wenn man die 90 Minuten nimmt, dann waren es 45 Minuten kompletter Schrott und 45 Minuten pure Ekstase", blickt Kleindienst auf den Heimsieg gegen den FCB zurück - und muss dabei auch ein bisschen lachen. "Aber irgendwie schaffen wir es immer wieder, nach Rückständen zurückzukommen."

Kleindienst: "Das zeigt, wozu wir in der Lage sind"

Die Art und Weise, wie der Bundesliga-Aufsteiger gegen München sowie davor schon beim VfB Stuttgart (3:3) gekämpft und gepunktet hat, ist in der Tat bemerkenswert. Bereits in der Hinrunde drehte der 1. FC Heidenheim des Öfteren nach Rückständen auf, etwa bei den beiden 3:2-Heimsiegen gegen Darmstadt 98 und den SC Freiburg. "Das zeigt, wozu wir mittlerweile in der Lage sind", beschreibt Kleindienst die Entwicklung der Mannschaft im Fußball-Oberhaus: "Wir sind immer in der Lage, bedeutend etwas draufzulegen."

Sechs Spieltage vor Saisonende ist klar: Mit jedem Erfolgserlebnis, das der FCH feiert, wird der Traum vom Klassenerhalt immer realistischer. Für den Tabellenzehnten sind es genau zehn Punkte Vorsprung vor Mainz 05 auf dem Relegationsplatz, bis zum 1. FC Köln auf Rang 17 sind es sogar elf Zähler. Wahrscheinlich noch ein Sieg, so schätzen sie auf dem Schlossberg die Lage im Abstiegskampf ein, bis die Planungen für die zweite Bundesliga-Saison der Vereinsgeschichte endgültig beginnen können. Oder etwa doch nicht?

1. FC Heidenheim dicht vorm Klassenerhalt

"Wir haben uns einen sehr guten Puffer erarbeitet, der aber nicht zu einer Pseudosicherheit führen darf", warnt Kleindienst. "Am besten ist, wir gewinnen noch zwei, drei Spiele. Dann ist es nämlich egal, wie die Konkurrenz spielt. Das muss unser Anspruch sein."

Kleindienst selbst wird höchstwahrscheinlich dabei mithelfen wollen, dass er und sein Team schon im Auswärtsspiel beim VfL Bochum (Samstag, ab 15:30 Uhr im sportschau.de-Livecenter) den nächsten Schritt gehen können. Der Tabellenfünfzehnte hat gerade erst den Trainer gewechselt, setzt für den Rest der Saison auf den ehemaligen Freiburger Heiko Butscher statt auf Thomas Letsch. "Man muss sich da auf alles einstellen", sagt Kleindienst, dessen Form momentan besser kaum sein könnte.

Gegen die Bayern erzielte der 28-Jährige seine Saisontore zehn und elf, der zweite Doppelpack innerhalb von zwei Spielen. Heidenheims Trainer Frank Schmidt sagt über den Angreifer: "Es gibt nicht viele deutsche Neuner, die jetzt über zehn Tore geschossen haben." Tim Kleindienst – einer für die Nationalmannschaft?

"Natürlich ist das ein Thema, das schön wäre – was am Ende aber erst einmal nur ein Wunsch ist", sagt der Torjäger selbst. Die jüngste Einladung seines Teamkollegen Jan-Niklas Beste zur DFB-Elf von Bundestrainer Julian Nagelsmann hat gezeigt, was im Jahr der Heim-Europameisterschaft möglich sein kann.

Kleindienst zur DFB-Elf? "Vielleicht, vielleicht auch nicht"

"Man kann es nur mit Leistung beeinflussen, und natürlich ist die an sich momentan nicht schlecht", sagt Kleindienst. "Aber man muss ehrlich sein: Da sind noch Niclas Füllkrug, Deniz Undav und Kai Havertz, der bei Arsenal momentan brutal abgeht. Da muss man sich selbst keine Chancen ausrechnen. Vielleicht klappt es, vielleicht nicht. Und wenn nicht, bin ich auch nicht böse." Auf jeden Fall aber wäre es ein schöner Anlass für die nächste, ruhige Feier am heimischen Grill.

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Patrick Stricker