Wohnen wie in der Mongolei

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Ein Film von
Feline Gerhardt (Redaktion), Alex Kühn (Kamera, Ton) und Farina Hasak (Schnitt). Produktion: EIKON Media GmbH, im Auftrag des SWR.

Sarantuya und Jan Philipp wohnen in einer echten mongolischen Jurte, nur rund 100 Meter Luftlinie entfernt vom Ballungszentrum einer großen Stadt im Süden Deutschlands.

Wunsch nach einem Leben in der Natur

Sarantuya kommt gebürtig aus der Mongolei und lebte ihre gesamte Kindheit in einer Jurte. Umgeben von vielen Tieren, war sie die meiste Zeit draußen an der frischen Luft. Ihre Familie besaß Schafe, Schweine und sogar ein Pferd. Ein solches Leben wünschte sich Sarantuya auch mal für ihre eigenen Kinder.

Jan wuchs ebenfalls sehr naturnah auf dem Land auf. Nachdem sich die beiden kennengelernt hatten, reisten sie gemeinsam durch die Mongolei und schliefen in Jurten. Seitdem ließ auch Jan der Wunsch nach einem Jurtenleben nicht mehr los. Und so beauftragten die beiden im Sommer 2017 in der Mongolei die Herstellung einer handgefertigten Jurte.

Jurte direkt aus der Mongolei importiert

Damals zahlten sie knapp 4.000 Euro für die Jurte, mittlerweile haben sich die Produktionskosten verdreifacht.

Die Jurte besteht aus fünf Scherengittern, einem Dachkranz, den Dachkranz stützende Säulen, Wollfilz, einer Baumwollschicht und einem regenfesten Überzug. Der Bau einer solchen Jurte mit Handbemalungen der Dachstreben, des Dachkranzes und der Säulen in der Mitte dauert rund einen Monat.

Sarantuyas Brüder kümmerten sich in der Mongolei um den Versand der Jurte nach Deutschland. Voraussetzung für den Import war ein Unbedenklichkeitszertifikat, mit dem nachgewiesen wurde, dass nur unbedenkliche Stoffe verarbeitet wurden. Neben der Jurte hatten Sarantuya und Jan auch noch einen handbemalten Tisch mit Stühlen in der Mongolei herstellen lassen. Es dauerte rund ein halbes Jahr, bis die Jurte in Deutschland ankam.

Großes Gartengrundstück direkt am Stadtrand

Sarantuya und Jan haben ein rund 4.000 m² großes Grundstück am Stadtrand gepachtet. Darauf baute Jan mit Hilfe einiger Freunde einen unterlüfteten Holzboden aus Douglasie: „Douglasie ist sehr wetterfest und robust. Aber den Boden haben wir am Anfang ein bisschen zu klein gebaut und mussten dann noch ein bisschen improvisieren als dann die Jurte ankam.”

Die Einrichtung der Jurte besteht größtenteils aus recycelten oder ausrangierten Möbelstücken vom Sperrmüll und der Verwandtschaft. Auch einige Mitbringsel aus der Mongolei haben die beiden an dem Scherengitter angebracht. Geheizt wird mit einem Holzofen und gelüftet durch den Dachkranz. Schlafplätze gibt es drei feste und so viele variable, wie der Jurtenboden zulässt.

Kaltes Wasser und kein Strom, aber viel Natur

Duschen ist auf dem Grundstück draußen nur mit Kaltwasser möglich. Strom gibt es keinen. Gekocht wird über dem offenen Feuer oder mit Gas im ausrangierten Wohnwagen von Jans Tante. Gespült wird draußen mit Ausblick über die ganze Stadt. Und auch beim Toilettengang lässt sich von der Trockentrenntoilette ein 180-Grad-Ausblick genießen.

Ausschließlich in der Jurte leben: leider noch nicht möglich

In der Nähe der Jurte hat die Familie eine Wohnung angemietet, die sie nutzt, um dort Wäsche zu waschen und im Winter zu duschen. Regelmäßig schlafen sie auch dort. Sehr gerne würde die Familie ausschließlich in der Jurte leben, dies ist aber behördlich momentan nicht gestattet.

Zur Familie gehören neben Sarantuya und Jan auch noch Jans Sohn Janusch, Sarantuyas Tochter Merlin und der gemeinsamen Sohn Filip Anand. Die Kinder lieben es vor allem, sich mit den Tieren zu beschäftigen. Auf dem Grundstück leben nämlich auch noch zwei Zwergziegen, sechs Schafe, zwei Katzen und sieben Meerschweinchen.

Pläne zum Ausbau des Grundstücks

Für die Jurte und das Grundstück haben Sarantuya und Jan noch viele Pläne. So möchte Jan einen neuen Stall für die Tiere bauen, auf dessen Dach Platz für einige Solarpanele wäre. So könnte vor Ort ein gewisser Strombedarf gedeckt werden. Beide träumen zudem von einem eigenen Naturkindergarten.

Aktuell arbeitet Sarantuya an einer Waldorfschule und Jan in einem Waldorfkindergarten. Beide haben das Grundstück bereits mehrfach mit Kindergruppen besucht.

„Es ist so schön, die Kinder zu beobachten, wie sie sich hier austoben. Der Umgang mit Tieren und der Natur ist so wichtig und so etwas Schönes. Und gerade für Kinder, die in einer Stadt groß werden, ist das hier nochmal etwas ganz Besonderes.”

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