Rettung für Fachwerkhaus mit Upcycling statt Geld

Stand
AUTOR/IN
Carolin Baumgart
Carolin Baumgart (Foto: SWR)
EIN FILM VON
Johannes Bock (Kamera), Arrien Peters (Kamera und Ton) und Steffen Sprengel (Schnitt).

Alten Baumaterialien und Möbeln wieder einen neuen Wert geben – das ist das Lebenskonzept von Sandra und Alfred. Und so haben sie einem 200 Jahre alten, kaputt sanierten Fachwerkhaus mit viel Erfindergeist und Kreativität innen und außen einen ganz eigenen Look verpasst.

200 Jahre altes Fachwerkhaus saniert

Vor mehr als 25 Jahren haben Sandra und Alfred das alte Fachwerkhaus mit Scheune in Boppard Rheinbay im Mittelrheintal gekauft. Früher befand sich in dem Häuschen der Lebensmittelladen des Dorfs und in der Scheune waren die Stallungen für Kühe, Schweine und Hühner untergebracht. Als Sandra und Alfred das Haus kauften, war es innen schon mehrfach saniert worden. Dadurch war es jedoch völlig verbaut und hatte seinen alten Charme verloren.

Sanierung mit vielen Upcycling-Ideen

Sandra und Alfred machten sich daran, ihr Häuschen zu renovieren. Viel Schweiß und eigene Arbeit haben sie investiert, denn damals hatten sie kaum Geld. Bei der Renovierung lief allerdings nicht immer alles rund und es gab viele Schwierigkeiten zu bewältigen. Ein so altes Haus ist eben ganz anders gebaut als die heutigen Häuser. Behutsam versuchten die beiden, das Haus an heutige Bedürfnisse anzupassen. Sie mussten Wände rausreißen, alles modernisieren und dabei viele kreative Lösungen finden.

Not macht erfinderisch

Gut, dass Alfred in seinem Herzen Erfinder ist und beide handwerklich begabt sind. Was es nicht gab, hat Alfred einfach gebaut: mal waren es Maschinen, mal ein Heizofen, gebaut mit den Steinen der alten Nachtspeicheröfen oder auch mal trickreiche Türen, wie die zum Dachboden. Das Haus steckt voller selbstgestalteter Upcycling-Ideen.

Sandra und Alfred setzen auf natürliche Baumaterialien

Da Sandra und Alfred natürliche und nachhaltige Baumaterialen lieben, haben sie ihr Haus mit Holzwolle gedämmt, mit Lehm verputzt und mit Holz von außen verkleidet. Auch viele Natursteine haben sie verwendet. Diese konnten sie oft günstig oder umsonst von Bauschuttdeponien oder Privatleuten bekommen.

Gebraucht statt neu

Wenn sie etwas benötigten, haben sie zunächst geschaut, wo es etwas Gebrauchtes oder Ausrangiertes gab. So gut wie immer wurden sie dann auch fündig. Früher nutzten sie Annoncen in einem Anzeigenblättchen, später dann das Internet, zudem Flohmärkte und den Sperrmüll, um Materialien, Möbel und Gegenstände zu finden und sie anschließend mit viel Mühe und Leidenschaft upzucyceln.

Viele Möbel stammen vom Sperrmüll

Noch heute, wo das Haus fertig ist, kann Alfred an keinem Sperrmüllhaufen vorbeifahren, ohne anzuhalten. Bisher hat es sich immer gelohnt. Zeitweise hatten Sandra und Alfred 17 alte, ausrangierte Türen bei sich rumstehen. Nachdem Alfred sie aufgearbeitet hatte, kamen alle wieder zum Einsatz – darunter z. B. die alte Esslinger Rathaustür. Sie dient nun als Eingangstür zu den Praxisräumen. Sandra ist Psychotherapeutin für Kinder und Jugendliche, Alfred ist Facharzt für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie.

Bienenfreundlicher Garten mit selbst angebautem Gemüse

In ihrer Freizeit genießen sie ihren 1.000 m² großen Garten, der naturnah angelegt und mit jeder Menge bienen- und insektenfreundlicher Pflanzen bestückt ist. Auch in ihn haben sie viel Arbeit investiert. Sie haben Bäume gefällt, Terrassen und Pflanzen im Garten angelegt und sich Hühner und Laufenten zugelegt. Die Hühner bringen die Eier und die Laufenten sorgen für einen schneckenfreien Garten. Im Hochbeet baut Sandra Kartoffeln, Gemüse und Kräuter an und ihre Bienen sorgen für Honig. Trotz alledem sind sie keine Selbstversorger.

Neues Leben für alte Dinge

Wenn sie nicht in ihrem Garten sind, stellt Alfred diverse Keramiken her, die er auch verkauft und Sandra arbeitet an ihren Fliesen, die sie überall im und am Haus zu bunten, kunstvollen Motiven und Mosaiken anbringt und mit denen sie alten Materialien ein neues Leben einhaucht. Es ist Sandra und Alfred eben ein tiefes Anliegen, Altem und Ausrangiertem wieder einen neuen Wert zu geben.

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EIN FILM VON
Johannes Bock (Kamera), Arrien Peters (Kamera und Ton) und Steffen Sprengel (Schnitt).