Kleine Dachwohnung kreativ eingerichtet mit viel Licht

Stand
AUTOR/IN
Christopher Hiepe
EIN FILM VON
Sascha Bremus (Kamera), Johannes Bock (Kamera und Ton) und Diana Kalb (Schnitt).

Das Haus von Martine ist ein einziges Kunstwerk und der Ausbau des Dachs nur der letzte Akt in der „Verwandlung“ des rund 100 Jahre alten Hauses.

Die größte Herausforderung beim Ausbau der Dachwohnung: auf den nur 40 Quadratmetern möglichst viel unterzubringen – Schlafzimmer, Küche, Arbeitsplatz, Bad und WC und das Ganze dabei noch luftig wirken zu lassen. Doch Martine ist zum Glück kreativ.

Die Künstlerin aus Unkel am Mittelrhein hat viele Ideen. Überregional bekannt geworden ist sie durch ihre rosa Wolken aus Hasendraht – teilweise riesige Installationen, für die sie schon auf der Kunst-Biennale in Venedig gefeiert wurde.

Das Bestmögliche aus der Dachwohnung herausholen

Seit einem Jahr lebt Martine Seibert-Raken nun selbst auf einer Art „Wolke“ in ihrem Künstlerhaus, seit sie eine Etage für ihre erwachsenen Söhne geräumt hatte. Für ihre Dachwohnung war es ihr wichtig, dass sie offen und luftig wird. Das ist ihr mit vielen kreativen Ideen gelungen: mit einem weitgehend offenen Raum, den nur die Dachbalken strukturieren, mit zierlichen Möbeln, einem beweglichen großen Spiegel, der gleichzeitig als Wohnungstür dient und mit versteckten Schränken.

Dachgeschosswohnung mit viel Licht

In der Mitte des Raums: eine knallblaue „Beauty-Box“ mit Dusche. Luftig wirkt ihre Dachwohnung vor allem durch die vielen verglasten Dachflächen, die für Helligkeit und Weite sorgen. Vom Bett aus kann Martine frühmorgens den Winzern bei der Arbeit im steilen Weinberg zuschauen: „Ich bekomme hier alle Witterungen ganz nah mit – Sonne, Wind, Regen oder Schnee“, freut sie sich.

Und vom großen Dachflächenfenster nebenan blickt sie direkt auf zwei ihrer Kunstwerke: ein riesiges Wandfresko, das den zentralen Platz des Ortes schmückt, und eine ihrer rosa Wolken – eine Installation auf einem Felsen in den Weinbergen.

Balkone und große Fenster bringen Leichtigkeit

Auf der anderen Seite kann sie durch die Glasfront von ihrem Zeichentisch aus über die Nachbardächer hinweg zum anderen Rheinufer schauen. Vor der Fensterfront befindet sich eine kleine Dachterrasse, fast wie ein Vogelnest. Auf die kann Martine im Sommer ihre leichten Möbel räumen und so das Wohnen einfach nach außen verlagern. „Wildromantisch“ sei das, schwärmt sie.

Alter Speicher-Charakter bleibt erhalten

Und auch das war ihr wichtig: In der Dachwohnung sollte, trotz moderner Kunst und Design, der Charakter des alten Speichers spürbar bleiben. Das Gebälk blieb unverkleidet, genauso wie der Kamin mitten im Raum oder die fette Panzerbox. Auch alte Nägel oder Schrauben hat Martine da gelassen, wo sie waren. „Ich wollte ein Haus, das Geschichten erzählt“, erklärt die Künstlerin.

Martine wusste direkt: Das ist ihr Traumhaus!

Durch Martines Fassadenkunst ist ihr Künstlerhaus heute der Blickfang in der Unkeler Ortsmitte. Als die gebürtige Bonnerin vor acht Jahren auf der Suche nach einem neuen Atelier vor dem Haus stand, wusste sie sofort: Das ist es. Und das, ohne das Gebäude von innen gesehen zu haben. Also Liebe auf den ersten Blick? Nicht wirklich, denn schon als Jugendliche hatte Martine eine Art Traum, in der ihr ein ganz ähnliches Haus erschienen war. In dem sie mit Familie und Tieren lebte, Kunst machte und am Wochenende Freunde und Nachbarn um sich scharte und bekochte.

Entfernen der Zwischenwände schafft große Räume

Um diese Vision wahr zu machen, hat sie zunächst im Erdgeschoss viele Zwischenwände entfernt und es so in einen großen, lichten Raum verwandelt. Der dient einerseits als Atelier und Galerie, andererseits als Veranstaltungsort für kleine Konzerte oder Lesungen. Außerdem hat Martine eine große Küchenzeile eingebaut – für regelmäßige „Kochgemetzel“, wie sie es nennt.

Einzigartige Möbel kreativ selbst gebaut

Zentrum des Raums aber sind zwei massive Tische, die die Hausherrin selbst entworfen und gebaut hat. Schließlich hat sie nicht nur Architektur studiert, sondern zuvor auch eine Tischler-Lehre absolviert. Ihre Tische sollen was aushalten und ruhen deshalb auf schweren Eisenträgern. Und dennoch wirken sie filigran, weil ihre Platten aus zigtausenden kleinen und bunten Spiegelplättchen bestehen. Die Stühle dazu hat sie aus Fassdauben gezimmert, die ihr ein befreundeter Winzer überlassen hat.

Tische sind für sie das wichtigste Möbel, weil sie wie kein anderes „die Menschen verbinden“, ist sie überzeugt. Menschen zusammenzubringen und nicht nur zu bekochen, sondern auch zu beherbergen – auch das war Teil ihrer jugendlichen Haus-Vision. Und auch das hat Martine wahr gemacht. Als der morsche Schuppen hinter dem Haus abgerissen werden musste, hat sie auf das Fundament ein mehrstöckiges Gästehaus bauen lassen und ein marodes Pultdach durch eine riesige Terrasse ersetzt – überdacht von einer großen rosa Drahtwolke. Noch mehr Platz für viel Kunst und neue Ideen.

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Sascha Bremus (Kamera), Johannes Bock (Kamera und Ton) und Diana Kalb (Schnitt).