Für die Rente ins Tiny House

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EIN FILM VON
Marina Schulz (Redaktion), Enno Endlicher, Lukas Steinki (Kamera), Cécilia Marchat (Ton), Daniela Schramm Moura (Schnitt). Produktion: EIKON Media GmbH, im Auftrag des SWR.

Im Alter ein eigenes Haus besitzen, aus dem sie niemand rausschmeißen kann – das war der große Traum von Pénélope. Diesen Traum hat sie sich mit ihrem eigenen Tiny House in Endersbach bei Stuttgart verwirklicht. Seit November 2022 lebt sie nun auf 28 m² in ihren eigenen vier Wänden.

Der Weg zu Pénélopes Eigenheim war lang und steinig. Nach dem Auszug ihrer Kinder lebte sie zunächst in einer kleinen Wohnung in Stuttgart zur Miete. Doch die Möglichkeit, dass man ihr kündigen könnte, ließ in ihr den Wunsch wachsen, in einer eigenen Immobilie zu leben. In Stuttgart hätte sie sich eine Eigentumswohnung jedoch niemals leisten können. Als Rentnerin wollte sich die 68-Jährige auf keinen Fall mit Schulden belasten. Schließlich kam sie auf die Idee mit dem Tiny House.

Wie findet man ein Grundstück für das Tiny House?

Die größte Herausforderung war allerdings, einen geeigneten Stellplatz für ein Häuschen zu finden. Rund drei Jahre dauerte die Suche. Sie hat Bürgermeisterämter und Gemeinden angerufen, Zettel an schwarze Bretter gehängt und Aufrufe im Internet gestartet, aber lange Zeit hatte sie damit keinen Erfolg. Pénélope holte sich Unterstützung von einem Planungsbüro, das Menschen bei der Realisierung ihrer Tiny House Projekte hilft. Schließlich konnte das Planungsbüro den Kontakt zu ihrem jetzigen Stellplatzvermieter herstellen. „2021 habe ich mein zukünftiges Zuhause zum ersten Mal gesehen und ich wusste sofort: ‚Hier will ich bleiben‘“. Das Grundstück konnte sie für zunächst 15 Jahre mieten. Der Grundstücksbesitzer ließ für sie sogar Wasser-, Strom- und Telefonleitungen legen.

Baugenehmigung und Stellplatzsuche über Planungsbüro

Das Tiny House steht auf einem Fundament aus sechs Betonquadern, die in den Boden gelassen sind. Um die Baugenehmigung kümmerte sich ebenfalls das Planungsbüro. Die Außenwände von Pénélopes Tiny House konnten innerhalb eines Tages auf dem Grundstück aufgestellt werden. Schon nach rund zwei Monaten Innenausbau konnte sie einziehen. Zu den genauen Kosten möchte sich Pénélope nicht äußern. Je nach Größe und Ausstattung sind Tiny Houses in der Regel ab 65.000 Euro zu haben.

Pénélopes Traum: Ein eigenes Haus ohne sich zu verschulden

Pénélopes Minihaus hat eine Grundfläche von 28 m². Die Maße waren aufgrund von Bauvorschriften von vornherein festgelegt. „Für mich reicht das völlig aus, aber ich musste schon ein bisschen reduzieren. Da wird einem bewusst, was wirklich wichtig ist.“ Pénélope hatte Glück: Der Grundstücksbesitzer vermietet ihr zusätzlich einen Schuppen, den sie teilweise nutzen kann. Dadurch hat sie trotz Tiny Living etwas mehr Stauraum. Das ganze Haus ist am Stück transportierbar. Auch wenn Pénélope sich keine Sorgen machen muss – sollte sie einmal mit ihrem Tiny House nicht mehr auf ihrem aktuellen Stellplatz stehen können, kann das komplette Haus mit einem Lastwagen abtransportiert werden.

Geheizt wird das Tiny House ausschließlich mit Strom. Pénélope hat eine Fußbodenheizung und an der Decke hängen Infrarot Panels, die die beiden Räume aufwärmen. Besonders wichtig war Pénélope, dass natürliche Baustoffe verwendet werden. Das Haus ist komplett aus Holz, die Farbe an den Wänden ist Kreidefarbe, der Boden nur geölt und auch die Fenster sind aus Holz. „Es ist einfach ein ganz anderes Wohngefühl, wenn man in einem Holzhaus lebt. Es riecht anders und fühlt sich auch total toll an.“

Minimalistisches Wohnen: Reduzierung auf der Nötigste

Bei ihrem Holzhaus hat Pénélope auch selbst Hand angelegt. Insgesamt 102 Latten hat die Außenverkleidung des Hauses. Pénélope hat jede einzelne davon zwei Mal mit roter Farbe gestrichen. „Ich wollte ein Schwedenhäuschen, deshalb die rote Farbe. Und es ist natürlich ein tolles Gefühl zu wissen, dass ich jedes einzelne dieser Bretter meines Hauses in der Hand hatte.“

Und noch einen Traum konnte Pénélope sich in ihrem Tiny House verwirklichen: oben schlafen. „Ich wollte als Kind immer ein Stockbett, deshalb liebe ich mein Schlafloft. Das habe ich mir immer gewünscht.“ Natürlich hat sich Pénélope auch Gedanken gemacht, ob ein Bett auf einer Hochebene wirklich altersgerecht ist. Doch sie hat sich entschieden, die Dinge einfach auf sich zukommen zu lassen und dann entsprechend zu reagieren: „Ich lebe jetzt“. Zudem hat sie durch die enorme Reduzierung und die kleine Grundfläche auch nur wenig Wohnraum, um den sie sich kümmern muss. Sie hofft, in ihrem Tiny House bis zum Schluss wohnen bleiben zu können.

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