Der letzte Ausweg: Künstlicher Darmausgang mit 29

Stand
Autor/in
Inga Malin Köberich
Michèle Kraft
Michèle Kraft

„Irgendwann habe ich gemerkt, dass geht so nicht mehr weiter. Ich möchte wieder leben und brauche dringend diesen künstlichen Darmausgang.“

Julia leidet an der chronisch-entzündlichen Darmkrankheit Colitis ulcerosa. Ihre Beschwerden waren so schlimm, dass sie mit 29 Jahren entschieden hat, sich einen künstlichen Darmausgang, ein so genanntes Stoma, legen zu lassen. Davor hatte sie starke Schmerzen, Bauchkrämpfe und Durchfälle mit Blutverlust. An Alltag war nicht zu denken: Bis zu 40 Mal am Tag musste Julia auf Toilette. Schließlich wurde Julia stuhlinkontinent und konnte das Haus nur noch mit Windeln verlassen.

„Ich habe mich irgendwann durch die Durchfälle und das Blut vor meinem eigenen Körper geekelt und mich einfach nicht mehr wohlgefühlt.“

Der künstliche Darmausgang war Julias Rettung. Sie fühlt sich wieder wohl im eigenen Körper, ist selbstbewusst und kann wieder ein ganz normales Leben ohne Einschränkungen führen. „Ich bin total froh und dankbar, dass ich den Beutel habe. Er gehört einfach zu mir. Andere haben eine Brille als Hilfsmittel, ich habe meinen Beutel.“

Künstlicher Darmausgang mit Stoma-Beutel

An Julias Bauchdecke wurde während einer Operation eine kleine Öffnung geschaffen, sodass sich ihr Darm ein Stück nach außen aus ihrer Bauchdecke stülpt. Über die Öffnung wird der sogenannte Stomabeutel geklebt, in den der Kot kontinuierlich abgeführt werden kann. Da der Beutel luftdicht verschlossen wird, kann man nichts riechen.

Offener Umgang mit Tabu-Krankheit Colitis ulcerosa

Auf Facebook schreibt Julia über ihre Krankheit und das Leben mit künstlichem Darmausgang: „Ich möchte mit meinem Blog anderen Betroffenen Mut machen. Aber auch aufklären, dass ein künstlicher Darmausgang überhaupt nicht schlimm ist. Es macht mich einfach glücklich und zufrieden, wenn ich anderen helfen und Hoffnung geben kann.“

Mehr zum Thema

Mehr Heimat

On the Road mit 88 Jahren? Claus reist auf E-Dreirad durch Europa. Das sagt seine Familie dazu ...

Für Claus ist kein Abenteuer zu groß. Bereits zum zweiten Mal tourt der 88-jährige Mannheimer mit seinem E-Dreirad durch Europa. Stets unter dem Motto: „Der Weg ist das Ziel“.

Vom Student zum Geschäftsführer: Wie Kevin seine Leidenschaft für das Handwerk entdeckte

Für Kevin aus Winnenden haben Gürtel und Hosenträger eine besondere Bedeutung. 2021 hat er seine Leidenschaft, die Mode, für sich entdeckt. Heute ist er Geschäftsführer einer Gürtel- und Hosenträgermanufaktur.

Woher kommen unsere Lebensmittel? Felix und Frau Sarah sprechen über ihren landwirtschaftlichen Familienbetrieb

Landwirt Felix und seine Frau Sarah Schwenk betreiben den Benzinger Hof in 8. Generation. Der Betreib umfasst unter anderem 280 Milchkühe. Wir haben sie einen Tag in der Landwirtschaft begleitet.