Gegen die Sexualisierung des Sports: Deutsche Turnerinnen tragen bei Olympia Ganzkörperanzug

Stand
AUTOR/IN
Martika Baumert

Die deutschen Turnerinnen, mit den Stuttgarterinnen Eli Seitz und Kim Bui, setzen ein Zeichen gegen Sexismus im Sport: Sie tragen Ganzkörperanzüge bei Olympia. Ihre Message: Jede Frau sollte selbst entscheiden, was sie anzieht.

Die vier deutschen Turnerinnen, die sich für Olympia qualifiziert haben, stehen nebeneinander in ihrem weiß-roten Ganzkörperanzug in der Wettkampfstätte in Tokio bei den olympischen Spielen.  (Foto: picture-alliance / Reportdienste, Picture Alliance | Marijan Murat )
Die deutschen Turnerinnen in ihrem Olympia-Outfit in Tokio.

Es soll mehr ums Turnen und weniger um die Nacktheit gehen.

Nach der Diskussion um die Beachhandballerinnen aus Norwegen, die bei der EM keine Bikinihosen getragen haben, setzen die deutschen Turnerinnen bei Olympia ein Zeichen gegen die Sexualisierung des Sports – indem sie Ganzkörperturnanzüge, sogenannte Unitards, tragen anstatt der traditionellen Bikini-Trikots. Eli meint: „Es geht darum, sich wohl zu fühlen. Wir wollen zeigen, dass jede Frau, jede Person selbst entscheiden soll, was sie anzieht.“ Schon bei der Turn-EM hatte das deutsche Turnerinnen-Team Unitards an. Dort erklärte Elisabeth Seitz, kurz Eli, dass es „auch ein Zeichen ist, gerade weil wir viele Spagate machen.“   

Elisabeth Seitz beim Turnen - sie schwebt im Spagat in der Luft bei den Olympischen Spielen in Tokio. (Foto: IMAGO, Bildbryan)
Eli bei den Olympischen Spielen - sie schwebt im Spagat in der Luft.

Zum Thema Sexismus im Sport, hat SWR Sport im April eine exklusive Recherche veröffentlicht. Damals hat sich Eli Seitz auch schon zur knappen Kleidung bei Sportlerinnen geäußert:

Female Empowerment 

Eli will mit dem Ganzkörperanzug den Kampf für Frauenrechte im Turnen fortsetzen: „Der Unitard war nur ein erster Schritt.“ Viele Frauen fühlten sich „einfach nicht wohl, wenn sie die Wettbewerbe in knappen Outfits absolvieren. Unsere Botschaft ist: Zieht an, was ihr wollt und wann ihr es wollt. Hauptsache ihr fühlt euch wohl.“ Bei Olympia ist eines von Elis Zielen: Für Veränderung in Bezug auf Female Empowerment sorgen. Die Selbstbestimmtheit im Sport ist ihr ganz wichtig.

Zeichen gegen Sexismus – eine Revolution? 

Das deutsche Turn-Outfit wird als Revolution im Frauen-Turnen gewertet. Sogar die internationale Presse berichtet darüber, wie die New York Times oder das People Magazine:

When the German women’s gymnastics team walked onto the competition floor on Sunday wearing ankle-length unitards, as opposed to leotards, they were setting an example for athletes “who may feel uncomfortable or even sexualized in normal suits.” https://t.co/3IMfmEegzY https://t.co/uw2Eb9OHdd

German Gymnasts Wear Full-Body Unitards at Tokyo Olympics to Feel More 'Confident and Comfortable' https://t.co/pzsNqV4RUt

 Elis Teamkollegin Sarah Voss sagt: „Wir wollen uns toll fühlen. Wir wollen allen zeigen, dass wir toll aussehen.“ Leider haben die deutschen Turnerinnen das Team-Finale bei Olympia knapp verpasst. Aber Eli meint: „Ich bin trotzdem extrem stolz auf unser Team.“ Und sie steht auch im Barren- und Mehrkampf-Finale.

Stand
AUTOR/IN
Martika Baumert