„Für mich ist das eine Sucht“, sagt Gracia Gracioso, Dragqueen aus Mainz. Sie will auffallen und provozieren. „Die Herren schielen auf das Dekolletee. Das ist so herrlich, wenn man einfach mal eine ganz andere Position einnimmt.“ Von Frauen kommt eher mal ein Lächeln oder ein Kompliment. Wenn sich niemand nach Gracia umdrehen würde, wäre das schlimm für sie.
Ohne Make-up und Perücke führt "Gracia Gracioso" ein ‚ganz normales‘ Leben als Lehrer, korrigiert Klassenarbeiten und kümmert sich um seinen Hund Kimba. Dass er heute Dragqueen ist, verdankt er seiner Schwester. Sie lud ihn vor zwölf Jahren zu einem Fastnachtsball ein, aber er hatte kein Kostüm. Ihre Idee: Er soll als Frau gehen.
„Ich hab‘ dann die Nacht drüber geschlafen und dann gesagt: Wenn wir das machen, dann auch richtig.“ Inklusive Beinrasur. „Wenn ich mir die Bilder heute angucke – furchtbar. Aber ich hab‘ mich so toll gefühlt und die Reaktion der Menschen war einfach fantastisch. Vor allem von den Herren der Schöpfung.“
Eine Zeit lang wurde Gracia nur an Fastnacht zur Frau, aber irgendwann reichte das nicht mehr. Auch wenn Gracia die Momente auf der Bühne wie beim Christopher Street Day in Mainz genießt: Die Rückverwandlung ist auch immer eine Erleichterung; vor allem wenn das Kostüm kneift und zwickt. „Ich habe es noch nie geschafft, als Dragqueen so lange zu bleiben, bis die Party zu Ende ist.“
Gracia bleibt aber nur ein Hobby. „Dieses Party-Mäuschen und der Spießer führen einen Kampf in mir und meistens siegt dann doch der Spießer.“
Der Weg zur Medaille: Ashots Ringen um den deutschen Pass
Ashot kam vor zehn Jahren von Armenien nach Mainz. Der Ringer träumt von Medaillen für Deutschland, doch dafür fehlt ihm der deutsche Pass.
Erzähl uns Deine Story
Du kennst jemanden, dessen Geschichte wir unbedingt erzählen müssen oder Du hast selbst etwas zu erzählen? Dann sende uns einen Hinweis.