Deutsch-amerikanische Liebe: Nach dem zweiten Kuss gab es einen Heiratsantrag

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Michèle Kraft
Michèle Kraft
Autor/in
Sigrid Faltin

„Mutti, ich habe einen Heiratsantrag gekriegt und der hat mich noch nicht einmal richtig geküsst.“

Als Ruth und Patrick vor 60 Jahren zusammengefunden haben, hat sich das amerikanische Militär gerade wieder in der Pfalz niedergelassen. Es ist die Zeit des Kalten Krieges und die Pfalz beherbergt, gemessen an der Landesgröße, die größte fremde Truppenmacht. Um 1951 sind es ca. 27.000 amerikanische Soldaten. Mitte der 1950er wurde auch der Familiennachzug gewährt und die Zahl der amerikanischen Bürger steigt nochmals an.

Mit den Amerikanern zieht auch ein neuer Lebensstil in die Provinz. Es kommen neue Läden und Bars in die kleinen Dörfer und verändern besonders die Westpfalz, die bis dahin als armes Bauernland gilt. Vor allem junge Menschen fühlen sich durch die Musik, die Kleidung und das lockere Benehmen der Fremden angesprochen. So auch Ruth, die mit einer Freundin eigentlich ins Kino will und dann in einem amerikanischen Lokal landet. Die junge Frau, die schon mit einem Zahnarzt verlobt ist, verliebt sich in den Amerikaner Patrick.

„Irgendwann ist der erste Kuss passiert und nach dem zweiten Kuss ein Heiratsantrag.“

 Auch wenn die Beziehung zu einem Amerikaner nicht gerne gesehen wird, ermöglicht sie den Frauen oftmals, sich einem gehobeneren Lebensstil hinzugeben. Es gibt den Wunsch, die tristen Lebensverhältnisse zu verlassen und sich eine glückliche Zukunft aufzubauen. Bis Mitte der 1950er Jahre soll es rund 11.000 deutsch-amerikanische Eheschließungen gegeben haben. Welche Hürden dabei zu überwinden waren, weiß Ruth noch genau:

„Ich wurde gefragt, ob ich zur Prostitution nach Amerika will oder ob ich spionieren gehen will.“

Insgesamt warten Ruth und Patrick sechs Monate auf ihre Papiere. Doch das Warten lohnt sich, denn auch nach 60 Jahren sind sie noch glücklich zusammen.

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