Lieber Dachdecker-Meister statt Master in Informatik

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AUTOR/IN
Marc Steffgen

„Es ist einfach ein gutes Gefühl durch die Stadt zu gehen und zu sagen: Hey, guck mal da! Den Kamin habe ich eingedeckt oder das Blech, guck mal, wie geil das aussieht! Man hat tausend schöne Geschichten zu erzählen, man hat viel erlebt.“

Matthias macht vor fünf Jahren das drittbeste Abitur seines Jahrgangs und steht vor der wichtigen Frage: ‚Soll ich in den elterlichen Dachdecker-Betrieb einsteigen oder Informatik studieren?‘ Alle seine Freunde und auch seine Lehrer raten ihm damals zum Studium, doch Matthias folgt seinem Herz und absolviert die Ausbildung im elterlichen Betrieb in Rekordzeit. „Da gab es keinen Moment, wo ich dachte: ‚Boah, das könnte doch die falsche Entscheidung sein.“ 

Das Handwerk fasziniert ihn so sehr, dass er gleich noch seinen Meister als Dachdecker und Klempner draufsattelt – wieder als Jahrgangsbester. Auch eine Fortbildung als Energieberater hat er mittlerweile abgeschlossen.

„Es reizt mich die abwechslungsreiche Arbeit, dass es jeden Tag etwas zu lernen gibt und es gibt neue Orte zu entdecken.“

Mit seiner Blitzkarriere möchte er allen Kritikern und Zweiflern von damals zeigen, dass eine Karriere im Handwerk für ihn viel erfüllender als eine Akademikerkarriere ist. Gleichzeitig möchte er auch anderen Abiturienten Mut machen als Handwerker durchzustarten. Deswegen ist Matthias auch öfters auf Ausbildungsmessen unterwegs. Über das Handwerk seien leider viel zu viel falsche Informationen im Umlauf, sagt er. Neben einem attraktiven Gehalt bereits nach wenigen Jahren sei eine Karriere im Handwerk auch in jeglicher Hinsicht erfüllend. Geistig unterfordert habe er sich in seinem Beruf nie gefühlt.

„Natürlich gibt es Tag, wo man sich denkt: ‚Jetzt im warmen Büro, das wäre schon schön‘. Aber grundsätzlich ist draußen Arbeiten einfach toll.“

Die körperliche Arbeit bei Wind und Wetter macht dem Trierer keine Probleme. Ganz im Gegenteil – nach einem achtstündigen Arbeitstag als Dachdecker, brauche man kein Fitnessstudio mehr, sondern könne sich ruhigen Gewissens auf die Couch zurückziehen.

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