Mann hält Avocado in der Hand (Foto: dpa Bildfunk, Picture Alliance)

Neue WWF-Studie

Unser Obst- und Gemüsekonsum verschärft Wasserknappheit weltweit

Stand
AUTOR/IN
Alice Thiel-Sonnen
ONLINEFASSUNG
Tamara Land
Tamara Land, SWR Wirtschaftsredaktion (Foto: SWR, SWR)

Weniger Fleisch und Milch, dafür mehr Obst und Gemüse - das soll eigentlich gut sein für's Klima. Nun zeigt eine neue Studie, wie schädlich auch Tomaten oder Avocados sein können.

Gerade hat der WWF den zweiten Teil seiner Studie "So schmeckt Zukunft. Der kulinarische Kompass für eine gesunde Erde" veröffentlicht. Und dieser zeigt: Nachhaltige Ernährung – davon sind wir noch weit entfernt. So wie wir uns in Deutschland ernähren, verbrauchen wir im Jahr fast 2,5 Milliarden Kubikmeter Wasser. Das entspreche der Wassermenge des Chiemsees, so der WWF. Die Umweltschutzorganisation hat sich angeschaut, wie viel Wasser für die Bewässerung unserer Lebensmittel nötig ist.

Vor allen Dingen Zitrusfrüchte wie Mandarinen, Zitronen oder Orangen, die in Spanien angebaut werden, seien kritisch, mahnt WWF-Referentin Tanja Dräger de Teran. Aber auch Mandeln aus Kalifornien würden dort zur Wasserknappheit beitragen.

viele frisch gepflückte Orangen mit Stiel und Blättern (Foto: unsplash)
Der Orangenverbrauch in Deutschland trägt zur Wasserknappheit in Spanien bei.

So viel Wasser steckt in Orangen

Je nachdem, wo unsere Lebensmittel angebaut werden, hinterlassen sie einen mehr oder weniger großen Wasserknappheits-Fußabdruck. In Spanien muss viel bewässert werden, gleichzeitig sind die Wasserressourcen knapp. Nico Mumm von corsus, einem Beratungsunternehmen, das auf Nachhaltigkeit spezialisiert ist, hat das für die Studie berechnet. Für eine Konsummenge von 33 Kilogramm Orangen pro Jahr pro Kopf fällt demnach in Spanien ein Wasserverbrauch von 6.911 Litern an.

"Wenn man sich den Wasserknappheits-Fußabdruck pro Kilogramm anguckt, sind die spanischen Orangen ungefähr 28-fach höher als die deutsche Kartoffel."

Nun lassen sich auf dem Speisezettel Orangen nicht durch Kartoffeln ersetzen. Doch der Vergleich zeigt: In Deutschland gibt es kaum Wasserknappheit.

Nüsse stammen fast immer aus dem Ausland

Es wäre also nachhaltig und umweltschonend, würden wir uns von heimischem Obst und Gemüse ernähren. Aber genau das sei gar nicht so einfach, bemängelt WWF-Referentin Tanja Dräger de Teran. "Wir importieren zum Beispiel 98 Prozent der Nüsse, vor allem aus der Türkei. Wir importieren mehr als 60 Prozent unseres Obstes und Gemüses. Und auch Hülsenfrüchte wie Bohnen oder Erbsen kommen zu 80 Prozent aus anderen Ländern.", stellt Dräger de Teran klar.

Die Idee einer klimaschonenden Ernährung mit weniger Fleisch und mehr pflanzlichen Lebensmitteln wird bei einem so niedrigen Selbstversorgungsgrad schwierig. Der Wasserknappheits-Fußabdruck unserer Ernährung liegt fast vollständig außerhalb von Deutschland. 96 Prozent der Tomaten, die wir essen, werden nicht hier angebaut. Pfirsiche oder Aprikosen importieren wir aus Gebieten, wo das Wasser knapp ist.

Heimisches Obst und Gemüse wie Kartoffeln, Zwiebeln, Kohl und Äpfel liegen in einem Korb (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild | Patrick Pleul)
Regionales Obst und Gemüse hat oft einen besseren Wasserknappheitsfußabdruck als Früchte aus dem Ausland.

Nur weniger Fleisch essen reicht nicht

Für Tanja Dräger de Teran lautet eine Lösung: mehr Lebensmittel "made in Germany". Die Politik müsse dafür sorgen, dass Obst und Gemüse attraktiver werden, dass es vermehrt in Deutschland angebaut wird, fordert sie. Auch die Wirtschaft könne viel tun, zum Beispiel ihre Produktion anpassen, sicherstellen, dass die Lieferketten gut und transparent sind und der Anbau wasserschonend erfolgt. Allein mit dem Verbraucherappell "Esst weniger Fleisch!" ist es aus Sicht des WWF also nicht getan.

Es gibt keine Herkunftskennzeichnung, die zeigen würde, ob das Produkt wasserschonend angebaut wurde. Gemüse sei oft teurer als Billigfleisch und vegane oder vegetarische Produkte oft doppelt so teuer wie Fleisch. Für eine klima- und wasserschonende Ernährungswende wünscht sich die Umweltorganisation eine Ernährungsstrategie - eine Empfehlung für die neue Bundesregierung ab Herbst.

Stand
AUTOR/IN
Alice Thiel-Sonnen
ONLINEFASSUNG
Tamara Land
Tamara Land, SWR Wirtschaftsredaktion (Foto: SWR, SWR)