Masern, Tetanus, FSME und Co

Welche Impfungen brauchen wir?

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AUTOR/IN
David Beck
Bild von David Beck, Reporter und Redakteur SWR Wissen aktuell sowie Redakteur bei SWR2 Impuls.

Zurzeit dreht sich alles um die Corona-Impfung. Dabei werden allein für Kinder verschiedenen Alters schon 13 verschiedene andere Impfungen empfohlen. Und je nach Alter und Indikation sind es für Erwachsene noch deutlich mehr. Ein Überblick.

Die von der Ständigen Impfkommission (STIKO) empfohlenen Impfungen werden unterteilt in Standardimpfungen, Indikationsimpfungen, Auffrischungsimpfungen und Impfungen aufgrund eines erhöhten beruflichen Risikos oder einer Reise.

Von den Standardimpfungen werden 13 für Kinder verschiedenen Alters empfohlen und zwei für Ältere ab 60. Einige der Standardimpfungen sollten in gewissen Abständen aufgefrischt werden.

Nicht alle Indikationen, für die ein Impfstoff zugelassen ist, werden von der STIKO berücksichtigt. Eine fehlende STIKO-Empfehlung muss nicht heißen, dass auf eine Impfung eher verzichtet werden sollte. Es liegt immer im Ermessen des Arztes oder der Ärztin, ob eine Impfung verbreicht werden kann oder nicht.

Zu den Standardimpfungen gehören:

  • Rotaviren: Impfung in zwei oder drei Teilimpfungen ab der sechsten Lebenswoche. Eine Rotavirusinfektion kann zu schwerem Durchfall führen, der auch lebensbedrohlich sein kann.


  • Tetanus, Diphtherie, Pertussis (Keuchhusten): Grundimmunisierung in drei Teilimpfungen (bei Frühgeborenen wird zusätzlich eine vierte Dosis gegeben) ab 2 Monaten, Auffrischung im 7. Lebensjahr, zwischen dem 10. und 17. Lebensjahr und als Erwachsene*r alle 10 Jahre. Tetanus, oder Wundstarrkrampf, wird durch das Gift des Bakteriums Clostridium tetani, das offene Wunden befällt, ausgelöst. Das Gift führt zur Verkrampfung vieler Muskeln. Unbehandelt führt Tetanus zum Tod durch Ersticken. Ebenfalls durch Bakterien werden die Diphterie und Keuchhusten ausgelöst. Symptome der Kehlkopf- und Rachendiphterie sind bellender Husten und Heiserkeit, der sogenannte (echte) Krupphusten. Beim Keuchhusten kommt es nach einer grippeähnlichen Erkrankungen in der Folge wochenlang zu plötzlichen Hustenattacken. Krupp- und Keuchhusten können tödlich verlaufen.
Es gibt eine Reihe von Impfungen, die von der Ständigen Impfkommission empfohlen werden.
Es gibt eine Reihe von Impfungen, die von der Ständigen Impfkommission empfohlen werden.


  • Hib: Grundimmunisierung in drei Teilimpfungen (bei Frühgeborenen wird zusätzlich eine vierte Dosis gegeben) ab 2 Monaten. Das Bakterium Haemophilius influenzae Typ b kann schwere Mittelohr-, Nasennebenhöhlen-, Lungen- oder Hirnhautentzündungen auslösen. Letztere kann zu schweren Behinderungen und zum Tod führen.



  • Poliomyelitis: Grundimmunisierung in drei Teilimpfungen (bei Frühgeborenen wird zusätzlich eine vierte Dosis gegeben) ab 2 Monaten, Auffrischung zwischen dem 9. und 16. Lebensjahr. Die Impfkampagne gegen Polio oder Kinderlähmung gilt als eine der erfolgreichsten überhaupt. In vielen Regionen der Erde tritt sie wenn überhaupt nur noch sehr vereinzelt auf.



  • Hepatitis B: Grundimmunisierung in drei Teilimpfungen (bei Frühgeborenen wird zusätzlich eine vierte Dosis gegeben) ab 2 Monaten. Hepatitis B ist eine der häufigsten Virusinfektionen weltweit. Sie löst eine Leberentzündung aus, die nur schwer behandelbar ist. Deswegen gilt die Impfung als wichtigste Maßnahme zur Vermeidung von Infektionen.



  • Pneumokokken: Grundimmunisierung in drei Teilimpfungen (bei Frühgeborenen wird zusätzlich eine vierte Dosis gegeben) ab 2 Monaten, Standardimpfung bei Älteren ab 60. Eine Pneumokokken-Infektion kann zu einer Mittelohr-, Nasennebenhöhlen-, Lungen-, Hornhaut- oder Hirnhautentzündung führen. Laut einer Schätzung der WHO starben im Jahr 2005 ungefähr 1,6 Millionen Menschen weltweit an einer Pneumokokken-Infektion.


  • Meningokokken: Grundimmunisierung ab 12 Monaten. Eine Meningokokken-Infektion kann schwere Behinderungen auslösen und zum Tod führen. Bei Säuglingen ist sie oft schwer zu erkennen.


  • Masern, Mumps, Röteln: Grundimmunisierung in zwei Teilimpfungen ab 11 Monaten, für Erwachsene ohne oder mit nur einer Impfung als Kind oder unklarem Impfstatus einmalige Impfung. Eine Masernerkrankung führt oft zu einem typischen Hautausschlag und einem schlechten Allgemeinzustand. Bei Mumps führt die Schwellung der Ohrspeicheldrüse zum typischen angeschwollenen Gesicht. Auch eine Rötelnerkrankung führt zu einem typischen Ausschlag und ist der Kindheit meist ungefährlich. Während der Schwangerschaft kann sie allerdings zu Fehlgeburten und Fehlbildungen führen.
Durch Corona ist der gelbe Impfpass wieder zu einem wichtigen Ausweisdokument geworden. Neben Corona gibt es noch eine Reihe von anderen Impfungen, die aus ärztlicher Sicht Sinn machen könnten.
Durch Corona ist der gelbe Impfpass wieder zu einem wichtigen Ausweisdokument geworden. Neben Corona gibt es noch eine Reihe von anderen Impfungen, die aus ärztlicher Sicht Sinn machen könnten.



  • Varizellen: Grundimmunisierung in zwei Teilimpfungen ab 11 Monaten. Eine Virusinfektion, die zu den Windpocken führt. In seltenen Fällen können schwere Komplikationen auftreten.


  • HPV: Grundimmunisierung in zwei Teilimpfungen ab 9 Jahren (seit 2018 auch für Jungen empfohlen). Ein sexuell übertragbares Virus, das bei Frauen Gebärmutterhalskrebs auslösen kann.


  • Herpes zoster: Grundimmunisierung in zwei Teilimpfungen ab 60 Jahren. Kann durch latente Windpocken-Viren Jahrzehnte nach einer Windpockenerkrankung auftreten und führt häufig zu Komplikationen, wie einer Gesichtslähmung, die sich in der Regel jedoch zurückbildet.


  • Grippe: jährliche Immunisierung ab 60 Jahren. Die WHO schätzt, dass jährlich 290.000 bis 650.000 Menschen an der Grippe sterben, hauptsächlich innerhalb der Risikogruppen (vor allem Ältere).

Mehr als 20 weitere Empfehlungen der STIKO beziehen sich auf bestimmte Indikationen, Berufsgruppen oder Reisende. Einige Beispiele:

  • Grippe: Neben Älteren wird die Grippeimpfung auch Menschen mit bestimmten chronischen Krankheiten (z.B. HIV, Asthma, COPD, Herz-Kreislauf-, Nieren- oder Leberkrankheiten) und bestimmten Berufsgruppen (z.B. medizinischem Personal oder Personen mit direktem Kontakt zu Geflügel und Wildvögeln) empfohlen


  • FSME und andere von Zecken übertragene Enzephalitis-Subtypen: Empfohlen für Menschen, die in Zecken-Risikogebieten leben oder durch ihre Arbeit gefährdet sind oder in Risikogebiete reisen. Risikogebiete in Deutschland sind: Baden-Württemberg, Landkreis Birkenfeld in Rheinland-Pfalz, Saarpfalz-Kreis im Saarland, sowie mehrere Landkreise in Bayern, Hessen, Niedersachsen, Sachsen und Thüringen.


  • Hepatitis A: Diese Impfung wird Menschen mit besonderem Risiko empfohlen, z.B. Männer, die Sex mit Männern haben (MSM), Menschen, die häufig in Kontakt mit Blut oder Blutbestandteilen kommen, wie Drogenabhängige oder Bluterkranke oder Mitarbeitende im Gesundheitsdienst, Kindertagesstätten und in Bereichen, in denen man mit Abwasser in Kontakt kommt


  • Tollwut: Personen, die Umgang mit Tieren in Gebieten haben, in denen Wildttiertollwut aufgetreten ist, z.B. Tierärzte, Jäger, Forstpersonal; Personen mit Kontakt zu Fledermäusen; Laborpersonal mit Kontakt zu Tollwutviren; Reisende in Regionen mit Tollwutgefahr

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Alle Empfehlungen der STIKO und den Impfkalender mit den Standardimpfungen finden Sie auf der Homepage des Robert-Koch-Instituts.