Schnelle Klickgeräusche, die dann wieder langsamer werden, ein Knattern und zwischendurch ein Brummen: So klingt eine Unterhaltung zwischen Pottwalen. Die Klick-Töne der Meeressäuger sind lauter als der Start einer Rakete und erinnern an den Klang eines Telegrafen.
Dass die Kommunikation von Pottwalen deutlich facettenreicher ist als bisher angenommen wurde, zeigt nun eine neue Studie in der Fachzeitschrift Nature Communications.
Pottwale sind in Gruppen mit eigenen Dialekten organisiert
Pottwale leben in kleinen Gruppen von zehn Tieren bis hin zu sogenannten „Clans“ mit tausenden Individuen. Sie gehen gemeinsam auf die Jagd, führen stundenlange „Diskussionen“ und verfügen über eigene Dialekte.
Aufgrund ihres komplexen sozialen Verhaltens und der damit zusammenhängenden Kommunikationsfähigkeit sind die Meeressäuger seit langem im Fokus der Forschung, um die Evolution und Entwicklung von Kommunikationssystemen – wie Sprache – besser verstehen zu können.
Entgegen dem weit verbreiteten Bild des singenden Wals findet die Kommunikation zwischen Pottwalen ausschließlich über Sequenzen von Klick-Lauten statt, die Codas genannt werden. Das Tempo, die Dauer und der Rhythmus dieser Klick-Abfolgen bestimmen dabei die Botschaft.
Bisherige Studien zeigten lediglich, dass verschiedene Pottwal-Clans verschiedene Coda-Klassen benutzen, was in etwa verschiedenen Dialekten ähnelt. Zudem nahm man an, dass die Meeressäuger ein beschränktes, klar definiertes Repertoire der Codas besitzen.
Dementsprechend wäre es Pottwalen nur möglich, eine limitierte Anzahl an klaren Botschaften zu kommunizieren. Allerdings kann durch ein so simples Kommunikationssystem ihr komplexes Verhalten nicht erklärt werden.
Neue Untersuchung zeigt Komplexität der Sprache von Pottwalen
Ein US-amerikanisches Forschungsteam wertete nun über 8.700 Rufsignale des ostkaribischen Pottwal-Clans EC1 aus. Durch eine Visualisierung der Klick-Sequenzen entdeckten die Forschenden, dass die Wale die Rhythmen der Codas kontinuierlich abwandeln und miteinander kombinieren können.
Die Veränderungen sind dabei von den vorangegangenen Klick-Sequenzen – also einem sprachlichen Kontext – abhängig. Die Forschenden nennen diese Rhythmus-Anpassungen „Rubato“, ein Begriff aus der Musiktheorie, bei dem die Länge von Tonabfolgen variiert wird.

Eine weitere Neuentdeckung sind sogenannte „Ornamente“, also Ausschmückungen. Das sind Klick-Töne, die in keine bestimmte Coda-Kategorie hineinpassen. Sie tauchen hin und wieder auf, vor allem am Anfang und am Ende des „Chorus“, also des „Pottwal-Gesprächs“. Auf diese Ornamente folgt häufig eine Verhaltensänderung innerhalb der Pottwal-Gruppe, zum Beispiel endet die Kommunikation oder ein weiterer Wal schließt sich dem Gespräch an.
Haben Pottwale also eine Sprache wie wir Menschen?
Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler gehen davon aus, dass Pottwale die Variationen in Tempo, Rhythmus, Rubato und Ornamenten von Codas flexibel miteinander verknüpfen können. Diese Kombinationsmöglichkeiten sind eine Eigenschaft, die für komplexere Sprachen wie die von uns Menschen nötig ist.
Bei der tieferen Analyse entdeckten die Forschenden, dass manche Kombinationen besonders häufig auftraten, was an eine Art Lautschrift erinnert. Auch bei menschlichen Sprachen werden einige wenige Geräusch-Kombinationen schließlich zu Wörtern und Sätzen zusammengesetzt, mit deren Hilfe wir eine Botschaft vermitteln können.
Die Kommunikation von Pottwalen hat sich unterschiedlich zur menschlichen entwickelt, weshalb sich ein Vergleich sehr schwierig gestaltet. Die jüngsten Entdeckungen zeigen zwar einige Parallelen zu menschlichen Sprachen, doch es ist noch ein weiter Weg, bis wir wissen, was wirklich hinter den Klick-Rhythmen der Pottwale steckt.