Bereits die Herstellung des Nervengifts Nowitschok ist höchst gefährlich und ist daher nur was für Spezialisten. Entwickelt wurden die Nowitschok-Nervengifte Ende der 1980er Jahre in russischen Geheimlaboren. (Foto: IMAGO, imago images/CHROMORANGE)

Der Fall Nawalny

So wirkt das Nervengift Nowitschok

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Ulrike Till
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Ralf Kölbel

Laut Bundesregierung ist der russische Regierungskritiker Alexej Nawalny mit einem Nervengift aus der Nowitschok-Gruppe vergiftet worden. Wie wirkt das Nervengift?

Nowitschok zählt zu den tödlichsten Nervengiften, die es gibt. Es kann bis zu acht Mal stärker wirken als bekanntere chemische Kampfstoffe wie Sarin oder VX. Russische Militär-Chemiker haben die sogenannte Nowitschok Reihe gegen Ende des Kalten Kriegs entwickelt, vor allem seit den 1980er-Jahren.

Nowitschok-Gifte blockieren wichtige Botenstoffe im Körper

Es gibt rund hundert verschiedene Varianten des Nervengifts. Übersetzt heißt der Name "Neuling". Seine tödliche Wirkung kann das Gift über die Haut entfalten. Man kann es aber auch tropfenweise ins Essen oder in Getränke geben. Dann tritt die Wirkung verzögert ein.

In Reinform sind alle Nervengifte farb- und geruchlose Flüssigkeiten. Die organischen Phosphorverbindungen lassen sich auch als Gas verwenden. Und sie sind deshalb so gefährlich, weil sie lebenswichtige Botenstoffe im Körper blockieren. Das stört die Weiterleitung von Signalen im gesamten Nervensystem.

Der russische Leiter der Anti-Korruptions-Stiftung FBK, Alexander Navalny, wurde vermutlich während eines Fluges nach Moskau mit dem Nervengift Nowitschok vergiftet.  (Foto: IMAGO, imago images/Russian Look)
Der russische Leiter der Anti-Korruptions-Stiftung FBK, Alexander Navalny, wurde vermutlich während eines Fluges nach Moskau mit dem Nervengift Nowitschok vergiftet.

Schweißausbrüche, Krämpfe, Übelkeit bis hin zu Atemstillstand als Folgen einer Vergiftung

Die Folgen sind dramatisch, das Atmen fällt immer schwerer, die Lungen produzieren mehr Schleim. Deshalb haben manche Opfer von Nervengift-Attacken Schaum vor dem Mund. Schweißausbrüche, Krämpfe und Übelkeit sind weitere Zeichen einer Vergiftung.

In hohen Dosen tritt der Tod durch Atemstillstand schon nach wenigen Minuten ein. Es gibt Gegenmittel Atropin und Oxide, die helfen aber nur, wenn sie sehr schnell zum Einsatz kommen. Wenn die Opfer rechtzeitig intensiv behandelt werden, haben Sie eine Chance, ohne Langzeitschäden zu überleben.

Die Ausgangsstoffe für Nervengifte wie Nowitschok sind in der Regel einfach zu bekommen. Aber weil die Substanzen so gefährlich sind, wagen sich nur Spezialisten an die Herstellung.

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