Aufgeschnittene Manganknolle (Foto: IMAGO, IMAGO / blickwinkel)

Frist für Tiefseebergbau verstrichen

Bergbau im Meer – wie umweltschädlich ist das?

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Stefan Troendle
Stefan Troendle, Reporter und Redakteur bei SWR Wissen aktuell und SWR2 Impuls. (Foto: SWR, SWR, Christian Koch)
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Lilly Zerbst

Mit Verstreichen einer Frist der internationalen Meeresbodenbehörde könnten bald Mangan und andere Bodenschätze aus der Tiefsee abgebaut werden – und das, obwohl es dazu noch kein Regelwerk gibt. Experten befürchten Umweltschäden.

Verpasste Frist lässt Fragen offen

Am Meeresboden gibt es Vorkommen von Mangan, Kupfer und Nickel, die unter anderem zur Herstellung von Batterien gebraucht werden. Bisher wurden diese Bodenschätze in der Tiefsee aber nicht abgebaut. Denn die Internationale Meeresbodenbehörde – auf Englisch kurz ISA – vergab bislang nur Lizenzen zur Erkundung, nicht aber zum Abbau.

Das könnte sich jetzt ändern: Nach Ablauf einer Frist am 10. Juli muss die Behörde nun über den Abbau von Manganknollen entscheiden.

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Abbau ohne Umweltregelungen möglich

Bisher hat die ISA trotz Ablauf der Frist noch kein Regelwerk vorgelegt. Es bleibt daher offen, welches Ausmaß der Tiefseeabbau annehmen darf und wo möglicherweise Schutzzonen eingerichtet werden sollen. Bis es zu einem verbindlichen Regelwerk kommt, könnte es laut Schätzungen von Experten noch Monate dauern.

In der Zwischenzeit könnten interessierte Unternehmen aber mit Ablauf der First jetzt schon den Abbau abseits gesetzlicher Regelungen beantragen. Ob es dazu tatsächlich kommen wird, ist unklar.

Experten waren vor Umweltschäden

Experten befürchten eine schwerwiegende Zerstörung des Meeresökosystems, sollten die Bodenschätze ohne bestehendes Regelwerk abgebaggert werden.

Denn beim Rohstoffabbau in der Tiefsee wird die gesamte belebte Zone des Meeresbodens zusammen mit den kartoffelförmigen Manganknollen abgetragen. Die sogenannten Kollektoren saugen dabei auch alle Organismen auf, die in und auf dem Sedimentboden leben. Die Folgen sind nicht kalkulierbar.

Wir zerstören Lebensräume. Aber auch Arten gehen verloren, die wir bisher noch gar nicht kennengelernt haben.

Hinweis auf das Ausmaß der Umweltschäden durch die Rohstoffentnahme liefern aber bereits Langzeit-Tests: Auch nach 25 Jahren waren Pflugspuren noch sichtbar. In den Bodenproben fand sich an diesen Stellen kaum Leben.

Deutschland zögert beim Tiefseeabbau

Da die Auswirkungen schwer abzuschätzen sind, spricht sich unter anderem die Bundesregierung dafür aus, bis auf weiteres keinen Tiefseebergbau zuzulassen. Deutschland hat im Pazifik zwar ein Lizenzgebiet, bisher ist das aber ungenutzt.

Globus mit markierter Clarion-Clipperton-Zone im Pazifik zwischen Mexiko und Hawaii. (Foto: IMAGO, IMAGO / YAY Images (modifiziert))
Besonders interessant ist der Abbau in der Clarion-Clipperton-Zone. Sie liegt zwischen Mexiko und Hawaii. Auf einer Fläche so groß wie circa ein Drittel von Europa vermutet man dort in 4.000 bis 6.000 Meter Tiefe ein großes Manganvorkommen.

Kleine Staaten könnten vom Abbau profitieren

Viele kleine Staaten hoffen hingegen auf das große Geld. Der Inselstaat Nauru zum Beispiel arbeitet mit einem kanadischen Unternehmen zusammen. Einige sehen im Abbau auch die Lösung für die Energiewende.

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