Zeremonienmeister Marc Abrahams hält einen 10-Billionen-Dollar-Schein und den Ig-Nobelpreis 2022 in seinem Büro. (Foto: picture-alliance / Reportdienste, picture alliance/dpa/AP I Michael Dwyer)

Wissenschaft

Ig-Nobelpreis ehrt abstruse Forschung

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Elisabeth Theodoropoulos
AUTOR/IN
Annemarie Neumann

Nicht jede Forschung bringt der Menschheit wirklich großen Nutzen. Die Ig-Nobelpreise werden jedes Jahr für besonders abstruse und erheiternde Forschungsergebnisse vergeben. 

Preise für lustige, aber ernst gemeinte Forschung

Der Begriff des „Ig-Nobelpreises“ kommt von einem Wortspiel mit dem englischen Wort „ignoble“, was im Deutschen so viel wie „unwürdig“ oder „schändlich“ bedeutet. Er ist also eher ein Anti-Nobelpreis für scheinbar überflüssige Forschung in zehn Kategorien. 

Doch auch wenn es ganz eindeutig ein Spaßpreis ist, er wird für komplett ernst gemeinte Forschung vergeben – die aber eben auch lustig ist. Nominiert sind zum Beispiel Forschungen darüber, ob man an den Ausdünstungen eines Kinopublikums erkennen kann, ob der gezeigte Film jugendfrei ist oder für die Entwicklung eines BH's, der im Notfall in zwei Gasmasken verwandelt werden kann. Das Ungewöhnliche und die Fantasie in der Wissenschaft soll damit ausgezeichnet werden und so auch das Interesse an der Wissenschaft befeuern.

Wissenschaftliche Veranstaltung mit hohem Unterhaltungswert

Die Preisverleihung ist in der Wissenschaftswelt mehr als eine Randnotiz. Die Preise werden jedes Jahr von Nobelpreisträger:innen verliehen. In der Regel findet die Veranstaltung im Sanders Theatre der Harvard Universität statt, in den vergangenen drei Jahren coronabedingt jedoch nur online.

Doch die Verleihung ist online wie offline ein Spektakel: Alle Beteiligten machen sich bereitwillig zum Affen, allen voran Marc Abrahams, der den Preis ins Leben gerufen hat. Mit Frack und Zylinder führt er durch die Veranstaltung. Jahrelang, bis zu seinem Tod, war der angesehene Physikprofessor Roy Glauber dafür verantwortlich die Papierflieger aufzukehren, mit denen die Gewinner:innen traditionell vom Publikum beworfen werden. Nur 2005 konnte er dieser Pflicht nicht nachkommen: Er war in Stockholm, um sich seinen Nobelpreis abzuholen.

Publikum bewirft Ig-Nobelpreis-Gewinner mit Papierflieger (Foto: picture-alliance / Reportdienste, picture alliance/dpa I Mike Benveniste)
Findet die Veranstaltung in Präsenz statt, werden die Gewinner:innen traditionell vom Publikum mit Papierfliegern abgeworfen.

Was Abrahams von Anfang an wichtig war: Es darf nicht so langweilig werden, wie solche Veranstaltungen es eigentlich immer sind. Die Welcome, welcome-Speech, die Willkommens-Ansprache, ist kürzer als ihr Name, denn sie besteht nur aus: "Welcome, welcome." Die Dankesreden der Gewinner:innen werden grundsätzlich nach einer Minute von einem kleinen Mädchen unterbrochen, mit den Worten: "Bitte hör auf, mir ist langweilig! Bitte hör auf, mir ist langweilig!"

Diesjährige Preisverleihung mit Enten, Glück und Witz

In der Nacht auf Freitag fand die 32. Vergabe der Preise statt. Eins haben alle 10 Gewinner:innen gemeinsam: Sie wollen „Menschen zuerst zum Lachen und dann zum Nachdenken bringen“, wie die Veranstaltenden beschreiben.  

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