Rund 190 Hepatitis-Fälle sind es bislang (Stand 27.4.). In Deutschland wurde bisher ein Fall gemeldet, das Kind war allerdings schon im Januar erkrankt. Seitdem wurden bei uns keine weiteren Fälle gemeldet.
Die mit Abstand meisten Kinder sind in Großbritannien erkrankt. Betroffen sind vor allem Kleinkinder unter 5 Jahren. Viele haben einen milden Verlauf, einige brauchten aber auch ein Lebertransplantat, ein Kind ist gestorben. Was könnte dahinterstecken?
Eine Leberentzündung (Hepatitis) kann verschiedene Auslöser haben
Hepatitis heißt Leberentzündung – und dafür gibt es eine Reihe möglicher Auslöser. Am häufigsten sind spezielle Hepatitisviren – doch genau die wurden bei den betroffenen Kindern nicht gefunden.
Außerdem können Alkohol, Drogen, Giftstoffe oder auch verdorbene Lebensmittel zu einer Hepatitis führen; das alles scheint hier aber keine Rolle zu spielen. Neben Hepatitisviren können auch andere Viren eine Leberentzündung verursachen.
Auch Viren können eine Hepatitis auslösen
Britische Experten halten im Moment Adenoviren für den wahrscheinlichsten Auslöser, vor allem das Adenovirus F41. Es wurde bei rund Dreiviertel der darauf getesteten Kinder gefunden. Normalerweise ist dieser Virustyp weitgehend harmlos – Kleinkinder infizieren sich häufig damit, die Folge sind Erkältungssymptome, leichter Durchfall und Erbrechen.
Warum der gängige Erreger plötzlich Leberentzündungen auslösen könnte, ist unklar: Ist plötzlich eine neue, bösartigere Variante in Umlauf? Auch ein bisher noch ganz unbekanntes Virus kommt in Frage.
Immunsystem von Kindern möglicherweise überfordert
Viele Fachleute haben noch eine weitere Vermutung: Die strengen Schutzmaßnahmen durch die Corona-Pandemie haben in den letzten zwei Jahren dazu geführt, dass kleine Kinder mit deutlich weniger Krankheitserregern in Kontakt gekommen sind als sonst. Jetzt sind sie einer Vielzahl von Viren und Bakterien auf einmal ausgesetzt – das könnte das Immunsystem bei einigen Kindern überfordern.
Einfluss früherer Erkrankungen wird noch untersucht
Glasklar ist zumindest, dass es keinen Zusammenhang mit einer Corona-Impfung gibt – keines der betroffenen Kinder war geimpft. Akute Covid-Infektionen gab es zwar, aber nicht auffallend viele. Ob eine schon länger zurückliegende Erkrankung eine Rolle spielt, wird noch untersucht.
Das Robert Koch Institut hat bereits Anfang April die Fachgesellschaften für Kindermedizin informiert und bittet Ärztinnen und Ärzte darum, verdächtige Leberentzündungen zu melden. Bisher kennt die Behörde hierzulande nur einen Fall, die Erkrankung liegt schon drei Monate zurück. In Großbritannien wurden seit Januar 111 Fälle gemeldet, das ist aus Sicht des RKI tatsächlich eine ungewöhnlich hohe Zahl.
Bei den Fällen im Rest Europas scheint dagegen noch unklar, ob es wirklich deutlich mehr Erkrankungen sind als üblich. Der renommierte britische Kinderarzt Professor Alastair Sutcliffe beruhigt besorgte Eltern und sieht keinen Grund zur Panik: den meisten erkrankten Kindern gehe es bereits wieder besser, die Gefahr eines Leberversagens sei sehr gering.
Das sind die Warnzeichen für eine Hepatitis
Auffälligstes Warnzeichen für eine Hepatitis ist gelblich verfärbte Haut – wenn das Weiße im Auge gelb wird, ist das ein klares Alarmsignal. Außerdem klagten einige der betroffenen Kinder über Bauchschmerzen, Durchfall und Erbrechen. Fieber trat dagegen nur selten auf. Weitere mögliche Symptome einer Hepatitis sind dunkler Urin, Hautjucken, eine Häufung blauer Flecken und ausgeprägte Müdigkeit.