Labormaus auf Hand von Forscher*in. (Foto: IMAGO, IMAGO / Panthermedia)

Forschung

Erstmals Mäuse mit zwei Vätern gezüchtet

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Anja Braun
Anja Braun, Reporterin und Redakteurin SWR Wissen aktuell. (Foto: SWR, Christian Koch)
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Leila Boucheligua

Ein japanisches Forschungsteam hat Mäuse-Babys mit zwei Vätern erzeugt. Auch wenn die Technik nicht auf den Menschen übertragbar ist, scheint hier ein wissenschaftlicher Durchbruch gelungen zu sein.

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern ist es erstmals gelungen, Mäuse zu züchten, die zwei biologische Väter haben. Wie das Wissenschaftsjournal Nature berichtet, hat ein Forschungsteam rund um den Entwicklungsbiologen Katsuhiko Hayashi an der Universität Osaka Eizellen aus rein männlichen Zellen entwickelt. Diese Eizellen wurden anschließend mit Spermien anderer männlicher Mäuse befruchtet. Die so entstandenen Embryos hat dann eine weibliche Maus als Leihmutter ausgetragen. Der Nachwuchs hat genetisch also zwei Väter und keine Mutter.

Sehr geringe Überlebensrate

Schon 2020 hatten die Biologinnen und Biologen in Japan begonnen, aus den Hautzellen männlicher Mäuse Eizellen herzustellen. Diese Zellen konnten sie so umcodieren, dass sich daraus fruchtbare Eizellen entwickelten. Genauer haben sie das in männlichen Zellen neben dem X-Chromosom vorhandene Y-Chromosom entfernt und das X-Chromosom verdoppelt, sodass wie bei weiblichen Organismen zwei X-Chromosomen vorlagen.

Darstellung von X und Y CHromosomen. (Foto: IMAGO, IMAGO / agefotostock)
Die Erbinformationen auf der DNA, werden in Form von komprimierten Chromosomen an die Nachkommen weitergegeben. Genetisch männliche Organismen besitzen ein X- und ein Y-Chromosom, biologisch weibliche Organismen besitzen zwei X-Chromosomen.

Weiter gelang es den Forschenden dann tatsächlich, diese Eizellen zu befruchten und von weiblichen Mäusen austragen zu lassen. Von den insgesamt 630 übertragenen Embryonen haben sich allerdings nur sieben lebende Mäusebabys entwickelt. Die Überlebensrate ist somit sehr gering. Die sieben überlebenden Mäusebabys sind normal gewachsen und als ausgewachsene Tiere auch fruchtbar.

Das Forschungsteam hofft, mit diesen Ergebnissen eine Weiterentwicklung der menschlichen Fortpflanzung anregen zu können. Dieses Verfahren könnte es männlichen Paaren ermöglichen, Kinder mit den Genen beider Partner zu bekommen - ohne die ethischen und juristischen Probleme, die mit Spender-Eizellen verbunden sind. Doch bis dahin ist es noch ein langer Weg.

Wiederholung mit menschlichen Zellen geplant

Die Technik ist weit entfernt von jeglichen medizinischen Anwendungen, denn es gibt große Unterschiede zwischen Maus und Menschen, so der Forschungsleiter Hayashi. Sein Team werde nun versuchen, die Studie mit menschlichen Zellen zu wiederholen.

Mäuse mit zwei biologischen Müttern wurden bereits vor einigen Jahren vorgestellt. 2018 erzeugten chinesische Forscher aus weiblichen Stammzellen einen Ersatz für ein männliches Spermium. Sie injizierten die umcodierten Stammzellen in die Eizelle eines zweiten Mäuseweibchens. Tatsächlich gelang es ihnen, auf diese Weise gesunde Mäuse mit zwei biologischen Müttern zu produzieren.

Die Mäusebabys mit zwei Müttern erwiesen sich als gesund und normal fruchtbar. Doch auch bei den Mäusen mit zwei Müttern war die Überlebensrate nicht besonders hoch. Aus 210 Embryonen entwickelten sich gerade einmal 29 lebende Mäusebabys. 

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Anja Braun, Reporterin und Redakteurin SWR Wissen aktuell. (Foto: SWR, Christian Koch)
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