Manche Menschen scheinen sich trotz Kontakt mit dem Virus seltener zu infizieren als andere. (Foto: IMAGO, imago images/Science Photo Library)

Corona-Infektion

Warum infizieren sich manche schneller als andere?

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Lisa Schmierer
Pascal Kiss

Gene, Blutgruppe oder einfach nur Glück? Woran liegt es, dass manche Menschen nach engem Kontakt mit Infizierten an Corona erkranken und andere nicht?

Die Studie ist umstritten, ihre Ergebnisse sind dennoch interessant: Nachdem britische Forschende 34 Freiwilligen die ursprüngliche Variante des Coronavirus in die Nase getropft haben, ist nur etwas mehr als die Hälfte erkrankt. Die Virusmenge war zwar gering, dafür war sie bei allen Teilnehmenden gleich groß.

Vermutungen, warum sich manche unabhängig von der Impfung scheinbar schneller anstecken als andere, gibt es viele. Oftmals sei die Erklärung aber einfach, dass das Immunsystem mancher Menschen nach einem Kontakt mit Infizierten das Virus so schnell bekämpft, dass die Antigentests nicht anschlagen, erklärte Martina Prelog, Fachärztin für Immunologie gegenüber Deutschlandfunk Nova.

Eine Erklärung, warum sich manche Menschen scheinbar nicht anstecken: Die Viruslast ist so gering, dass Schnelltests nicht anschlagen.  (Foto: IMAGO,  imago images/Lobeca)
Eine Erklärung, warum sich manche Menschen scheinbar nicht anstecken: Die Viruslast ist so gering, dass Schnelltests nicht anschlagen.

Eine weitere mögliche Erklärung: Menschen, die sich scheinbar nicht angesteckt haben, waren schon einmal infiziert, allerdings ohne es zu merken.

Darüber hinaus stehen derzeit noch weitere, von der Impfung unabhängige Faktoren zur Diskussion:

Kreuzimmunität

Bei einer Infektion durch ein Virus reagiert das Immunsystem auf bestimmte Oberflächenproteine des fremden Erregers. Ist das Virus noch unbekannt, dauert die Reaktion oft länger.

Wird der Körper aber nochmal infiziert, kann das Immunsystem schneller reagieren - weil die frühere Infektion im immunologischen Gedächtnis abgespeichert wurde. Das Immunsystem kann auch dann profitieren, wenn es schon einmal ähnliche oder verwandte Viren bekämpft hat. Virologen sprechen dann von einer Kreuzimmunität.

Einer Studie von Forschenden der Universität Münster zufolge kann das auch bei Covid-19 der Fall sein. Waren Teilnehmende bereits mit einem bestimmten der insgesamt vier Corona-Viren infiziert, hatten sie in der Tendenz einen milderen Verlauf. Allerdings war im Beobachtungszeitraum die Omikron-Variante noch nicht präsent, die derzeit in Deutschland dominant ist.

Forschende vermuten: Wer sich in der Vergangenheit mit bestimmten Viren angesteckt hat, könnte besser gegen Covid-19 geschützt sein.  (Foto: IMAGO, IMAGO / Panthermedia)
Forschende vermuten: Wer sich in der Vergangenheit mit bestimmten Viren angesteckt hat, könnte besser gegen Covid-19 geschützt sein.

Forschende aus Schweden kommen zu einem ähnlichen Ergebnis: In ihrer vorveröffentlichten Studie kamen sie zu dem Schluss, dass auch eine bereits durchgemachte Infektion mit dem Virus, das die Schweinegrippe verursacht, dem Immunsystem bei einer Covid19-Infektion helfen kann. Allerdings geht das Team auch davon aus, dass dieser Schutz bei der Omikron-Variante geringer ist als bei der Ursprungsvariante.

Genetische Faktoren

Von einigen Krankheiten, wie zum Beispiel Malaria, ist bereits bekannt, dass bestimmte genetische Mutationen besser vor einer Erkrankung schützen als andere. Unter anderem bei einer HIV-Infektion, Tuberkulose oder Influenza können bestimmte genetische Varianten die Schwere des Krankheitsverlaufs mitbestimmen.

Auch in Bezug auf Covid-19 gab es solche Untersuchungen bereits. Dabei wurde die DNA von Menschen verglichen, die nach einer Infektion unterschiedliche starke Symptome hatten. Bei Menschen mit besonders schweren Verläufen sind bisher mehrere Gene aufgefallen. In einer aktuellen Studie fanden Forschende einen Zusammenhang zwischen acht genetischen Ausprägungen und dem Risiko einer Corona-Infektion.

Auch genetische Faktoren können eine Rolle spielen. Die genauen Zusammenhänge müssen aber noch weiter untersucht werden.  (Foto: IMAGO, imago)
Auch genetische Faktoren können eine Rolle spielen. Die genauen Zusammenhänge müssen aber noch weiter untersucht werden.

Blutgruppe

Dass bestimmte Blutgruppen eine Infektion begünstigen, ist an sich keine neue Idee. Schon bei anderen Arten des Corona-Virus kamen Forschende in Studien zu dem Schluss, dass Menschen mit Blutgruppe 0 seltener erkranken als Personen mit anderen Blutgruppen.

Auch im Zusammenhang mit Covid-19 sind sich viele Forschende einig, dass bei Menschen mit Blutgruppe 0 das Infektionsrisiko tendenziell geringer ist. Allerdings scheint der Effekt nur sehr gering zu sein.

Auch die Blutgruppe scheint einen Einfluss darauf zu haben, wie leicht sich ein Mensch ansteckt - der ist laut Forschenden aber eher gering.  (Foto: IMAGO, Imago / photo2000)
Auch die Blutgruppe scheint einen Einfluss darauf zu haben, wie leicht sich ein Mensch ansteckt - der ist laut Forschenden aber eher gering.

Bei welcher Blutgruppe das Risiko am höchsten ist, darüber herrscht derzeit allerdings noch kein wissenschaftlicher Konsens.

Allerdings spielt nicht nur die eigene Blutgruppe eine wichtige Rolle. Auch die Blutgruppe der infizierten Kontaktperson beeinflusst, wie wahrscheinlich es ist, sich zu infizieren.

„Hier hat man gesehen, wenn hier die Blutgruppen sich unterscheiden, sozusagen inkompatibel sind, dann sind Übertragungen viel seltener.“

Im Gegensatz zu kompatiblen Blutgruppen, war das Ansteckungsrisiko bei inkompatiblen Blutgruppen in Studien um mehr als 40 Prozent geringer. Das bedeutet: Das Infektionsrisiko schwankt für einzelne Personen abhängig davon, wie die Blutgruppen innerhalb der Bevölkerung verteilt sind.  

Wie groß der Effekt genetischer Faktoren im Allgemeinen ist, ist allerdings noch unklar. Es sei noch schwierig, die Studienergebnisse zu generalisiern.

„Das lässt sich nicht beziffern (...). Man kann nicht sagen, so und so viel Prozent der Menschen, die diese Eigenschaft haben, werden nicht krank"

Dennoch erhoffen sich Forschende dass die Erkenntnisse dabei helfen, neue Medikamente und Therapieansätze zu entwickeln.

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