Erwartungen, Erfahrungen oder auch Enttäuschungen der russlanddeutschen Community in deren Verhältnis zum SWR auszuloten, aber auch ein gegenseitiges Verständnis zu fördern, stand schon wenige Wochen zuvor bei der Auftaktveranstaltung im SWR Studio Freiburg im Mittelpunkt. Wie sehr der SWR mit diesem erneuten Treffen einem Bedürfnis bei der russlanddeutschen Community entsprochen hat, bewies die große Resonanz in Heilbronn. Alina Braun, selbst Russlanddeutsche, die für den SWR durch den Abend führte, begrüßte 65 Gäste, darunter hochkarätige Vertreterinnen und Vertreter der Landes- und Bundesebene. Auffallend auch der hohe Anteil junger Russlanddeutscher, die den Weg nach Heilbronn in die historischen „Wein Villa“ gefunden hatten, um mit SWR Intendant Kai Gniffke, Stefanie Schneider, Landessenderdirektorin Baden-Württemberg, und weiteren Programmverantwortlichen zu diskutieren.
Impressionen vom Dialog-Event „Russlanddeutsche treffen SWR“ in Heilbronn
















SWR braucht Vielfalt in den Teams
Nicht nur über die Menschen zu berichten, sondern auch mit ihnen ins Gespräch zu kommen und im direkten Austausch mehr über die Themen zu erfahren, die Russlanddeutsche bewegen und wie sie die Berichterstattung über sich empfinden, darum ging es im Kern. Vor allem über die konstruktiven Diskussionen mit den Gästen zeigte sich SWR Intendant Kai Gniffke sehr erfreut. Der SWR wolle für alle da sein, „aber dafür müssen wir uns auch noch besser kennenlernen“, so Gniffke. Allein im SWR Sendegebiet leben mehr als eine Million Russlanddeutsche und der SWR Chef betonte: „Wir brauchen einfach auch diese Leute in unseren Teams, damit wir diese Perspektive auch viel besser verstehen und dann auch diese Themen besser bearbeiten können.“

Kritik und wertvoller Austausch
Ernst Strohmaier, Baden-Württemberg - Vorsitzender der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland, bedankte sich für die Aufmerksamkeit, die durch diese Veranstaltung der Community seitens des SWR entgegengebracht werde. Er unterstrich aber auch die Kritikpunkte wie fehlende Unterscheidung der sehr vielfältigen Gruppen der Russlanddeutschen oder zu häufig konfliktbeladenen Themen im Zusammenhang mit der Community. „Die Deutschen aus Russland wollen nicht immer wieder nur vor dem Hintergrund des Ukraine-Krieges vor die Kamera geholt werden“, so Strohmaier. Kai Gniffke und Stefanie Schneider ermunterten die Anwesenden, sich auch das Recht zu nehmen, sich zu diesem Konflikt eben nicht positionieren zu müssen.

Persönliche Gespräche und Netzwerken
Zum Schluss des offiziellen Teils brachte Stefanie Schneider das Ideal des Verhältnisses von SWR Journalisten und der russlanddeutschen Community auf den Punkt: Am Ende sei es das Beste, wenn der SWR nicht mehr von Russlanddeutschen als Gruppe spräche, sondern über sie einfach als Deutsche berichtete, weil sie „etwas Cooles“ machten. Ihr Rat für mehr Themenvielfalt in der Berichterstattung: „Nehmen Sie Kontakt zu unseren Studios auf, treffen sie sich einfach mal zu einem Gespräch, seien sie offensiv.“

Danach folgte noch ein zwangloses Get-together, bei dem viele der angerissenen Themen noch einmal in persönlichen Gesprächen vertieft wurden. Einmal mehr war das deutliche Interesse beider Seiten spürbar, vermehrt aufeinander zuzugehen, mehr voneinander zu lernen und damit zukünftig Klischees und Vorurteile im Umgang miteinander zu beseitigen. Ein Besuch russlanddeutscher Jugendlicher im Funkhaus Stuttgart mit dem Fokus Medienkompetenz soll einer der nächsten Schritte sein.