Das neue Coronavirus ist eng verwandt mit demjenigen, das in den Jahren 2002 bis 2004 bereits eine Pandemie auslöste. Auch damals beginnt die Geschichte in China.
Parallelen und Unterschiede zur Corona-Pandemie
Hört man die Hintergrundsendung am 7. Mai 2003, zeigen sich Ähnlichkeiten, aber auch große Unterschiede zur Situation im Jahr 2020. An jenem Tag erschien eine neue Studie über die Gefährlichkeit des Virus.
Schon damals hieß es: Die Bundesregierung strebe ein "europaweit einheitliches Vorgehen" an.
Eltern drohen in Hessen mit Schulstreik
Schulschließungen gab es damals in Europa keine. Aber in einer hessischen Schule wurde eine Lehrerin für zehn Tage vom Schuldienst suspendiert. Nicht weil sie infiziert war, sondern weil Eltern andernfalls mit "Schulstreik" drohten. Die Lehrerin hatte die Osterferien in China verbracht. Zwar in einer unbedenklichen Region, aber das spielte für die Eltern keine Rolle. Auch davon ist in der Sendung die Rede.
SARS Ende 2002 erstmals in China aufgetaucht
Ende 2002 taucht das Schwere Akute Atemwegssyndrom (SARS) in der Provinz Guandong auf. Doch China hält die Gefahr unterm Deckel, erst im Februar 2003 informiert das Land die WHO. Das Virus breitet sich aus, vor allem nach Singapur und Taiwan. Über eine Kanadierin, die sich in Hongkong infiziert, gelangt das Virus nach Toronto. Dadurch wird Kanada das am stärksten betroffene Gebiet außerhalb Asiens.
Im Mai 2003 – ein halbes Jahr nach Ausbruch der Pandemie sind mehr als 700 Menschen gestorben. Inzwischen wächst auch in Deutschland die Alarmstimmung. Doch es bleibt bei Empfehlungen, es gibt keine Reisebeschränkungen.
Am Ende kommt Deutschland bei der SARS-Pandemie 2003 mit dem Schrecken davon. Neun Infizierte wurden gemeldet, alle überlebten.
Ohne SARS 2003 wäre die Situation 2020 wohl eine andere gewesen
Die Erfahrungen von 2003 führten schließlich 2005 zum ersten Nationalen Pandemieplan in Deutschland. Und sie sorgten dafür, dass sich die Fachwelt intensiver mit SARS-Corona-Viren auseinandersetzten.
SARS 1 war weniger ansteckend. Zum einen weil die Inkubationszeit deutlich kürzer war als beim neuen SARS-Corona-Virus 2020. Zum anderen, weil sich das Virus damals vor allem in der Lunge festsetzte, während das neue Virus lange im Rachenraum bleibt und sich so über die Luftwege weiter verbreitet.
Der junge Christian Drosten entwickelt SARS-Test
Während der SARS-Pandemie macht auch der damals 30-jährige Virologe Christian Drosten Schlagzeilen, der früh mit Kollegen den Erreger identifiziert und einen Schnelltest entwickelt. In der Corona-Krise 2020 war sein Rat erneut sehr gefragt. Bekannt wurde er auch durch den Podcast "Das Coronavirus-Update" vom NDR. Hier ein Bericht über Christian Drosten von 2003.
7.5.2003 Der junge Christian Drosten identifiziert 2003 SARS-Virus
7.5.2003 | Der Virologe Christian Drosten ist in der Corona-Krise einer der wichtigsten Ratgeber der Bundesregierung. Doch schon während der SARS-Pandemie 2003 macht er als junger Forscher in Hamburg Schlagzeilen. Er identifiziert zusammen mit Kollegen den tödlichen Erreger und entwickelt früh einen Test. NDR-Reporter Oliver Rabieh hat ihn damals getroffen.
7.1.2020 "Rätselhafter Krankheitsausbruch" – Erster ARD-Bericht über Corona
7.1.2020 | Am 31. Dezember 2019 wurde die Weltgesundheitsorganisation WHO über eine Reihe ungewöhnlicher Fälle von Lungenentzündung in der chinesischen Stadt Wuhan informiert. Am 7. Januar 2020 geben die chinesischen Behörden bekannt, dass es sich offenbar um ein neuartiges Coronavirus handelt. Hier der erste Hörfunkbericht zum Thema im deutschen Radio von China-Korrespondent Steffen Wurzel.
19.7.2021 Englands Freedom Day nach dem Corona-Lockdown
19.7.2021 | Endlich raus aus dem Lockdown, endlich zurück zur Normalität: Am 19. Juli 2021 – kurz nach der EM – hebt die britische Regierung die Corona-Restriktionen für England auf. Premier Boris Johnson hat diesen Tag als "Freedom Day" ausgerufen – vier Wochen später als ursprünglich erwartet, aber viel früher als in anderen Nationen. Die Reaktionen sind gemischt. Während die jungen Nachtschwärmer- und Partygänger regelrecht die Sekunden herunterzählen, gibt es auch viele skeptische Stimmen.
Die neue Freiheit währte nur wenige Wochen. Als mit dem Winter die Omikron-Welle naht und die Zahl der Infizierten erneut in die Höhe schießen, wird in öffentlichen Innenräumen und Verkehrsmitteln die Maskenpflicht wieder eingeführt, bei vielen Veranstaltungen wird auch ein Impfnachweis wieder Pflicht. | #jetztschonhistorisch | http://swr.li/freedomday
22.5.1957 Beginn der Polio-Massenschutzimpfung
22.5.1957 | In den 1950ern erkranken Tausende Deutsche an Polio, auch bekannt als Kinderlähmung. Die Medizin investierte in die Forschung und schließlich kam im April 1957 die erste Massenschutzimpfung – mit großem Erfolg.
16.10.1957 Asiatische Grippe in Deutschland
16.10.1957 | In den Jahren 1957 und 1958 sterben weltweit mehr als eine Million Menschen an der damals grassierenden Asiatischen Grippe. Es ist die zweitschlimmste Influenza-Pandemie des 20. Jahrhunderts, übertroffen nur durch die Spanische Grippe 1918 bis 1920. In Deutschland fallen der Asiatischen Grippe rund 30.000 Menschen zum Opfer. Trotz dieser schweren Epidemie findet sich in den Archiven des Südwestrundfunks zur Asiatischen Grippe nur ein einziger Bericht aus dieser Zeit, gesendet am 16. Oktober 1957. Es geht, auch damals, um die Folgen für die Wirtschaft und das öffentliche Leben – und natürlich auch um Vorbeugemaßnahmen. Händewaschen wird dabei noch nicht genannt, dafür das Gurgeln mit Wasserstoffsuperoxid sowie das Einnehmen formalinhaltiger Tabletten. Die Asiatische Grippe hat vor allem Kinder und Jugendliche getroffen. Insofern hätte es gute Gründe gegeben, die Schulen zu schließen, aber damit war man zurückhaltend. Der Unterricht fiel erst aus, wenn die Hälfte einer Klasse erkrankt war.