Bäume im Käfertaler Wald (Foto: SWR)

Forstwirtschaft

Wie dramatisch ist die Situation des Waldes?

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Jochen Steiner
INTERVIEW
Professor Andreas Bolte. Leiter des Thünen Instituts für Waldökosysteme in Eberswalde
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Anja Braun
Anja Braun, Reporterin und Redakteurin SWR Wissen aktuell. (Foto: SWR, Christian Koch)

Forstleute sprechen von einem permanenten Katastrophenmodus. Weit über 100 Millionen Altbäume sind bereits abgestorben. Dazu kommen mehrere Millionen vertrocknete Jungpflanzen.

Der Wald befindet sich im extremen Klimastress. Forstleute warnen, dass mehr als 100 000 Hektar Wald in den letzten Jahren durch Stürme, Dürre und Schädlinge zerstört worden sind. Auch die Neupflanzungen, die den Wald stabiler machen sollten, sind reihenweise eingegangen.

Fichten leiden am stärksten unter der Hitze

Fichten sind die Baumart, die am empfindlichsten auf Trockenheit und Dürre reagiert. Wenn die Fichte angegriffen ist, kann sie auch Schädlinge wie den Borkenkäfer nicht mehr abwehren.

vertrockneter Wald (Foto: Colourbox)
vertrockneter Wald

Die klimastabile Buche schwächelt auch

Neu ist, dass auch Buchen vielfach Absterbe-Erscheinungen zeigen. Das ist kritisch, denn gerade Buchen sind die Baumart, die den deutschen Wald fit für die Zukunft machen sollten. Auf die Rotbuche haben Forstleute beim Umbau des Waldes hin zu klimastabilen Wäldern stark gesetzt.

junge Buche  (Foto: Colourbox)
junge Buche

Ulme, Esche und Ahorn machen die Grätsche

Mit Ulme und Esche sind zwei weitere wichtige Baumarten in vielen Wäldern durch Pilzerkrankungen so gut wie verloren gegangen. Nun ist auch der Ahorn bedroht.

Wald ist wichtig für den Klimaschutz

Dabei sind die deutschen Wälder wichtige Klimaschützer. Sie entlasten die Athmosphäre im Schnitt um jährlich 62 Millionen Tonnen  Kohlenstoffdioxid. Die Wälder kompensieren in etwa das, was die deutsche Industrie pro Jahr an Treibhausgasen ausstößt - nämlich 64 Millionen Tonnen. Das sind Zahlen des Thünen Instituts für Waldökosysteme in Eberswalde.

Der Wald der Zukunft

Die Zukunft unseres Waldes liegt in der Mischung vieler Baumarten, sagt der Leiter des Thünen-Instituts, Professor Andreas Bolte: Zur Zeit dominieren relativ wenige Arten unsere Wälder. Ein Viertel der Bäume sind Fichten, 23 Prozent Kiefern, dann folgen Buchen mit 16 Prozent und Eichen mit 10 Prozent.

Mischwald (Foto: Colourbox)
Ein herbstlich bunt gefärbter Mischwald im Landkreis Oder-Spree.

Esskastanie, mediterrane Eiche und Winterlinde

Daneben gibt es eine Reihe von Nebenbaumarten, die deutlich seltener vorkommen, aber jetzt möglicherweise interessant werden: Zum Beispiel die Esskastanie und auch an Trockenheit angepassten Eichenarten wie die Flaum Eiche und weitere mediterrane Eichenarten. Auch die Winterlinde verträgt ganz gut Hitze und Trockenheit.

Eßkastanie (Foto: Colourbox)
Eßkastanie

Douglasie und Küstentanne

Außerdem gibt es noch die eingeführten Baumarten. Es wird heute diskutiert, ob die Douglasie als eingeführte Baumart aus Nordamerika oder auch die Küstentanne vermehrt in deutsche Wälder gepflanzt werden sollen.

Douglasie (Foto: Colourbox)
Douglasie

Monokultur Ade

Am Wichtigsten ist es jedoch, auf Mischungen zu setzen. Der deutsche Wald muss bunter werden- weg von den Monokulturen. Denn dann kann eine Baumart, die Probleme bekommt, auch leichter durch eine andere Baumart ersetzt werden.

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Professor Andreas Bolte. Leiter des Thünen Instituts für Waldökosysteme in Eberswalde
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Anja Braun, Reporterin und Redakteurin SWR Wissen aktuell. (Foto: SWR, Christian Koch)