Neuer Film von Anais & Olivier Spiro

Eine Reise mit der Pianistin Yuja Wang

Stand
AUTOR/IN
Kai Löffler
KÜNSTLER/IN
Yuja Wang
Camerata Salzburg
Lionel Bringuier

DVD-Tipp vom 27.9.2018

Mit nur 7 Jahren begann die Pianistin Yuja Wang ihr Studium am Konservatorium von Peking, vier Jahre später spielte sie als jüngste Teilnehmerin auf dem Kanadischen Morningside Bridge Music Festival und war mit 21 bereits ein internationaler Star. Mittlerweile ist sie 31, lebt in New York und und hat in den letzten Jahrzehnten gemeinsam mit vielen weltbekannten Musikern und Dirigenten auf der Bühne gestanden.

So schnell und technisch perfekt Yuja Wang die Musik von George Gershwin auch interpretiert; ihr Gesicht strahlt pure Leichtigkeit aus. Die gebürtige Chinesin sieht entspannt und glücklich aus und komplett in die Musik versunken.  

Den Berufsalltag der jungen Pianistin dokumentiert der Film "Through the Eyes of Yuja" von 2015, der jetzt auf DVD und Blu-ray erschienen ist. Das filmische Portrait ist sehr dynamisch, findet neben viel Musik und Dialogen, zum Beispiel Bühnenrand Smalltalk mit Gustavo Dudamel, immer wieder Zeit für stille Momente, wie Spaziergänge am Fluss.

In vieler Hinsicht ist Through the Eyes of Yuja ein typisches Musiker-Porträt. Regisseure Anais und Olivier Spiro verzichten größtenteils auf biografischen Kontext und zeigen stattdessen ein Mosaik aus Eindrücken: Proben und Konzerte, Interviewschnipsel, manchmal als Voice-Over, Gespräche mit anderen Musikern und - immerhin nennt sich der Film "Road Movie" - Aufnahmen von unterwegs.

Auf Publicity-Fotos und ihren CD-Covern präsentiert sich Yuja Wang selbstbewusst, glamourös und bedient häufig genug das Marketing Cliché: Sex sells. Der Film rückt in dieser Hinsicht einiges wohltuend gerade; Selbstbewusstsein ja, gleichzeitig ist die Protagonistin aber auffällig bescheiden und betrachtet ihr eigenes Image mit einem gesunden Maß von kritischer Distanz.

In den knapp 50 Minuten beweisen die Regisseure Gefühl für Bilder und dramatischen Fluss. Der Dokumentarfilm ist weder ein extravagantes künstlerisches Statement noch eine opulente Big-Budget-Produktion, aber durch den eleganten Wechsel zwischen Handkamera, professionellen Konzertaufnahmen und Archivmaterial bekommt der Film immerhin eine eigene Handschrift und liefert eine Reihe intimer Schnappschüsse, aus denen sich ein stimmiges Bild ergibt.

Neben der Dokumentation befindet sich auf der Disc außerdem ein Bonus mit musikalischem Mehrwert: Zwei Aufnahmen von den Salzbuger Festspielen: Ravels Klavierkonzert in G-Dur und Gershwins Rhapsody in Blue. Anders Als der Film, sind die Konzertaufnahmen aufwendig fotografiert, mit zahlreichen Kameras: Die Bildregie wechselt zwischen rasend über die Tastatur fegenden Händen, markanten Einstellungen auf Orchestersolisten und Nahaufnahmen vom Gesicht der Pianistin. Oft findet die Kamera ein charmantes Detail wie etwa die Reflektion des Pailletenkleids auf Wangs Armen.

Überzeugend sind auch die Bild- und Tonqualität der Konzertaufnahme, besonders auf der Blu-ray, die mit hochauflösendem Bild und mit druckvoll-transparentem Dolby True HD Mehrkanalton glänzt - auch wenn die hinteren Kanäle vor allem für die Saalatmosphäre genutzt werden. Aber auch der Stereo-Track, auf der DVD und Blu-ray identisch, klingt sehr ausgewogen. Die zwei Stücke sind offenbar an verschiedenen Tagen aufgenommen - das suggeriert zumindest ein Garderobenwechsel. Dabei fügen sich Gershwins Rhapsody in Blue und Ravels Klavierkonzert zu einem sehr homogenen Programm zusammen.

Through the Eyes of Yuja ist ein persönliches und durchaus kurzweiliges Porträt einer herausragenden Pianistin, zeigt Wang als professionelle Musikerin, die trotz des Erfolges nicht nur ihren Charm, sondern auch ihre Bescheidenheit und ihre Reflektiertheit bewahrt hat. Die DVD und Blu-ray wird als Dokumentarfilm mit einem Konzert als Bonus verkauft. Stimmiger wäre es umgekehrt, denn so charmant der Film auch ist - die Hauptattraktion ist die Musik, findet auch Yuja Wang selbst:

DVD-Tipp vom 27.9.2018 aus der Sendung SWR2 Treffpunkt Klassik

Stand
AUTOR/IN
Kai Löffler
KÜNSTLER/IN
Yuja Wang
Camerata Salzburg
Lionel Bringuier