Instrument des Jahres 2021

Luft und Pfeifen: Die Vielfalt von Orgeln

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AUTOR/IN
Teodora Bala-Ciolanescu

Das Grundprinzip einer Orgel ist simpel: Luft durch unterschiedlich große Pfeifen befördern. Das macht die Orgel nicht nur zu einem Instrument, sondern auch zu einer Konstruktion und einer Maschine. Die Kombination aus Kunst und Technik inspiriert seit ihrer Erfindung (vor etwa 2.300 Jahren) Tüftler*innen weltweit. So sind im Laufe der Jahrhunderte regelrechte Kunstwerke, Orgeln an undenkbaren Orten, riesige Kolosse oder auch Miniaturen für den Schreibtisch entstanden.

Orgel (Foto: picture-alliance / Reportdienste, picture alliance / Frank Duenzl | Frank Duenzl)
Was sind schon Wind und Wetter für die Königin der Instrumente? Das müssen sich die Unternehmer-Brüder Spreckels gedacht haben, als sie 1914 den Bau dieser Freiluft-Orgel stifteten.
Die größte Freiluftorgel der Welt. (Foto: IMAGO, imago images / United Archives International)
Die Orgel wurde für die im Jahr 1915 stattfindende Panama-California-Ausstellung im Balboa Park, San Diego gebaut. Bis heute ist sie die größte Freiluft-Orgel der Welt und erfreut sich bei Konzerten großer Beliebtheit.
Orgel (Foto: picture-alliance / Reportdienste, picture alliance / AP Photo | Mel Evans)
Apropos groß: Die größte Orgel der Welt steht auch in den USA, allerdings am anderen Ende des Landes, im Boardwalk Hall, Atlantic City. Diese 150 Tonnen schwere „Königin" mit über 300 Registern, 33.000 Pfeifen und sieben Manualen hat es ins Guinessbuch der Rekorde geschafft.
Die größte Orgel der Welt (Foto: picture-alliance / Reportdienste, Picture Alliance)
Ihre volle Pracht ist aber meistens hinter einer Wand versteckt und gehört wird sie seit Jahren kaum. Im Jahr 1944 wurde sie durch einen Hurrikan schwer beschädigt und ist bis heute nicht mehr ganz funktionsfähig.
Ludwig Ruckdeschel, Domorganist, steht vor der Orgel im Dom St. Stephan.  (Foto: picture-alliance / Reportdienste, picture alliance/dpa | Armin Weigel)
Die größte Orgel in Deutschland steht übrigens im Passauer Dom St. Stephan. Sie besteht aus fünf unterschiedlichen Teilorgeln, hat knapp 18.000 Pfeifen und 230 Register. Sie wird derzeit wegen Schimmelbefall und anderer Schäden saniert.
Orgel (Foto: Pressestelle, Courtesy of Luray Caverns, Virginia, USA)
Von Stalaktiten und Stalagmiten umgeben, steht diese Orgel in der eindrucksvollen Kulisse der Luray Höhlen unter der Erde von Virginia, USA.
ORgel (Foto: Pressestelle, Courtesy of Luray Caverns, Virginia, USA)
Die „Great Stalacpipe Organ" hat nur 37 „Pfeifen" – oder eher Steine, denn der Klang kommt tatsächlich von 37 der herabhängenden Stalaktiten. Diese hat der Erfinder Leland W. Sprinkle Mitte der 1950er Jahre sorgfältig ausgesucht und auf die entsprechenden Tonhöhen zurechtgeschliffen.
Orgel (Foto: picture-alliance / Reportdienste, picture alliance/dpa | Christoph Soeder)
Einige Orgeln sind auf Rädern unterwegs: Hier spielt der US-amerikanische Organist Cameron Carpenter vor einem Seniorenheim in Berlin-Spandau. Die elektronische Orgel wurde auf einem LKW montiert. So konnte Carpenter zu Beginn der Corona-Pandemie seine „Konzerte vor den Fenstern der Stadt" in Berlin geben.
Orgel (Foto: picture-alliance / Reportdienste, picture-alliance / dpa | Wolf-Dietrich_Weissbach)
Andere Orgeln können sogar schweben! Auch wenn dieses Instrument der Firma Laukhoff stolze 17 Tonnen wiegt, kann es mithilfe von zwölf Luftkissen 10 Millimeter hoch zum Schweben gebracht werden. So kann die Konzertorgel des syrischen Nationaltheaters in Damaskus bewegt und versetzt werden.
Orgelbausatz aus Papier (Foto: Pressestelle, Wolfram Kampffmeyer)
Etwas leichter dürfte diese Papierorgel für den Schreibtisch sein. Sie besteht - wie der Name schon sagt – komplett aus Papier und kann aus 190 Teilen zusammengebaut werden. Die Luft kommt aus einem großen Luftballon, der je eine Spieldauer von 30-45 Sekunden ermöglicht. Wolfram Kampffmeyer, der Bausätze für dreidimensionale Papierfiguren produziert, realisierte dieses Projekt 2019 mithilfe von Crowdfunding. Wer also ein neues Hobby für den nächsten Lockdown braucht...
Orgel (Foto: picture-alliance / Reportdienste, picture alliance / dpa | Felix Kästle)
Der IT-Verein Toolbox aus Markdorf in Baden-Württemberg baute 2015 eine Floppy-Orgel. Die Daten des E-Pianos werden als Steuersignale an die Floppy-Disks weitergeleitet. Jede Floppy ist auf eine bestimmte Tonhöhe eingestellt.
Die Welt-Windorgel am Boulevard in Vlissingen in den Niederlanden besteht aus großen Bambusrohren, durch die der Wind pfeift. In Europa gibt es nur drei dieser Orgeln.  (Foto: picture-alliance / Reportdienste, picture alliance / imageBROKER | Karl F. Schöfmann)
Auf einem Bunker in Vlissingen in den Niederlanden steht eine der wenigen Windorgeln weltweit. Sie ist aus Bambus gebaut und wird allein durch den Wind betrieben.
Orgel (Foto: picture-alliance / Reportdienste, picture alliance / imageBROKER | Lenz, G.)
Nicht weit von der deutschen Grenze befindet sich in der Festung Kufstein in den österreichischen Alpen die „Heldenorgel". Das Besondere an dieser Freiluft- Orgel: Ihre Pfeifen stehen im Turm der Festung, der Spieltisch ist 90 Meter davon entfernt. Durch diese Lage kann die Orgel je nach Windverhältnissen in einer Entfernung von bis zu zehn Kilometern, auch im benachbarten Bayern, gehört werden.
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Teodora Bala-Ciolanescu