- Die Bonifaziustürme am Hauptbahnhof
- Das katholische Bildungszentrum Erbacher Hof
- Die Wohnanlage auf dem Kästrich
- Das Einkaufszentrum Am Brand
- Die Zentralmensa auf dem Uni-Campus
1. Landmarken im Doppelpack: Die Bonifaziustürme am Hauptbahnhof
Ein Hauch von New York in Mainz: Mit ihren 95 Metern sind die Bonifaziustürme auch heute noch die höchsten Gebäude der Stadt. Knapp 50 Jahre alt, erheben sich die Zwillingshochhäuser selbstbewusst über ihre Umgebung. Mit ihrer streng gerasterten Betonfassade wirken sie wie riesige Skulpturen.
Ursprünglich hatte Architekt Johannes Krahn einen 130 Meter hohen Büroturm geplan, doch das Projekt löste 1971 Proteste aus. Die Stadt Mainz berief ein Expertengremium. Um sich die Gebäudehöhe besser vorstellen zu können, ließ man Ballons in den Himmel steigen. Schlussendlich entschied man sich dann lieber für zwei kleinere Zwillingshochhäuser.
Neuer Architektur-Bildband „Mainz 1970 - 2000“
2. Alles andere als rational: Das katholische Bildungszentrum Erbacher Hof
Die Formensprache der dichten und verwinkelten Altstadt ins 20. Jahrhundert übersetzen, das ist die Idee dieses Gebäudes. Architekt Lothar Willius hat die mittelalterlichen Relikte des historischen Erbacher Hofes mit modernen Elementen kombiniert.
Über den vier Geschossen mit zartrosa Fassade thront ein riesiges Dachgebirge aus grauem, gewalztem Blei. Eine zerklüftete und vielschichtige Landschaft mit Erkern, Gauben und kleinen Terrassen. Der Entwurf ist bis heute umstritten, in jedem Fall aber extravagant und unkonventionell.
3. Über den Dächern der Innenstadt: Die Wohnanlage auf dem Kästrich
Vom Kästrich aus hat man einen der schönsten Blicke auf die Altstadt. Hier, auf den sogenannten Kupferbergterrassen, wurde in den 1980er- und 1990er-Jahren eine Wohnanlage für mehr als 1000 Menschen gebaut. Das Gelände ist historisch bedeutsam: In der Römerzeit stand hier ein Kastell, im 19. und 20. Jahrhundert die Mainzer Aktienbrauerei.
Keine Autos, viel Grün und mehrere Wohnhöfe prägen das Quartier. Die Anlage ist fast symmetrisch und wird von einem lang gezogenen Brunnen dominiert. Wie in einem Barockgarten dient er als zentrale Achse und lenkt den Blick auf das Hauptgebäude mit seiner großen Bogenhalle. Diese hat ein direktes Vorbild: Es gab sie bereits im Hauptgebäude der früheren, nicht mehr existenten Brauerei.
4. Eine Zeitreise in die Siebziger: Das Einkaufszentrum Am Brand
Das Einkaufszentrum Am Brand empfinden viele Menschen heute als zu dunkel, zu massiv und nicht mehr zeitgemäß. Als es in den 1970er-Jahren gebaut wurde, galt es als innovativ und modern: In der kriegszerstörten Innenstadt sollte der Komplex ein städtebauliches Bindeglied zwischen dem Dom und dem neuen Rathaus von Arne Jacobsen sein.
Mit dem Auto in die Tiefgarage fahren und dann in Ruhe shoppen gehen – nach diesem Konzept wurde auch das Brand-Zentrum gestrickt. Während andernorts reine Einkaufspassagen gebaut wurden, setzte man am Brand von Anfang an auf einen Nutzungsmix, der bis heute erfolgreich ist: Neben Geschäften gibt es dort Arztpraxen, Büros und auch Wohnungen.
5. Essen unterm Zeltdach: Die Zentralmensa auf dem Uni-Campus
Viele kleine Zick-Zacks bringen Dynamik in das Dach der Zentralmensa. Das Gebäude mit dem vieleckigen Grundriss zählt zu den Highlights der Mainzer Campus-Architektur. Der Münchner Architekt Hans Auras hat es in den 1970er-Jahren entworfen, gebaut wurde es aber erst in den Achtzigern.
Die zeltartige Dachkonstruktion besteht aus Holz und ist mit Zink verkleidet, darunter viel Sichtbeton. Im Inneren bezieht sich die Mensa auf die High-Tech-Architektur der 1970er-Jahre: Entlüftungsrohre und andere Installationen werden nicht versteckt, sondern gehören zum Gebäudedesign.