Gespräch

Das Gedächtnis als Grundlage der Gegenwart: Tonio Hölscher zum Tod von Jan Assmann

Stand
Interview
Astrid Tauch

Begeistern, vernetzen, Zusammenhänge schaffen – Jan Assmann sei ein Glück gewesen für die deutsche Kultur und Wissenschaft. Sein Tod ist ein großer Verlust, sagt Archäologe und Kollege Prof. Tonio Hölscher. Keiner habe es so beherrscht, Religion, Politik, Ethik und Kultur zusammenzudenken.

Ägypten als Wurzel der europäischen Kultur

Jan Assmanns Verdienste als Ägyptologe und Religionswissenschaftler lag in dem Ansatz die ägyptische Kultur in großen, weiten Perspektiven denken zu können und neben andere Weltkulturen wie Israel, Griechenland, Rom und China zu stellen, so Tonio Hölscher im Gespräch mit SWR2.

Keiner, sagt der Archäologe und Kollege von Jan Assmann, habe Religion, Politik, Ethik und Kultur im Ganzen so umfassend und durchdringend zusammendenken können wie er. Durch ihn wurde Ägypten als eine Wurzel der europäischen Kultur wiedergewonnen.

Gedächtnis und Gegenwart

Das Konzept des kulturellen Gedächtnisses, das Jan Assmann zusammen mit seiner Frau Aleida Assmann entwickelt hat, habe tief in die gesamte Kultur der Gegenwart hineingewirkt. Es ist ein Konzept, dass das Gedächtnis zum Fundament von Kultur, Politik und dem gesamten Weltbild der Gegenwart macht. Seine Aktualität im Verständnis der eigenen Kultur und anderer Kulturen kann nicht hoch genug eingeschätzt werden.

Ein großer Verlust für die Kultur

Zudem betont Tonio Hölscher die einzigartige Fähigkeit von Jan Assmann, viele Disziplinen über eine Frage zu vereinigen und in der Geschichte zu verankern. Jan Assmann war ein einzigartiges Glück für die Kultur Deutschlands, sagt Hölscher. Sein Tod ist ein unendlicher Verlust für die deutsche und europäische Kultur.

Zum Tod von Jan Assmann Aleida und Jan Assmann, Friedenspreisträger des Deutschen Buchhandels 2018, im Gespräch

Jan Assmann, renommierter Ägyptologe, Religions- und Kulturwissenschaftler, starb nach langer Krankheit im Alter von 85 Jahren. Im Jahr 2018 erhielt er gemeinsam mit seiner Frau Aleida den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels.

Stand
Interview
Astrid Tauch