Karlsruher Hakenjos kämpft gegen Friedhofspflicht

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AUTOR/IN
Bisch, Laura

Ein riesiger, grüner Garten, meterhohe Kirschbäume und ein großer Gartenteich – für Peter Hakenjos: Freiheit und Ruhe. Auf den ersten Blick ein normaler, schöner Garten. Auf den zweiten Blick ist da aber noch etwas anderes: der Tod. Der ist hier auch zu spüren, in kleinen und großen Symbolen.
In regelmäßigen Abständen finden sich kleine Säulen, auf denen Figuren, Kreuze, Totenschädel und Tafeln sind. Fast wie kleine Grabsteine. Peter Hakenjos kniet vor einem von ihnen im goldbraunen Laub, direkt unter einem seiner Kirschbäume. Er zitiert die eingravierte Schrift auf dem nassen Stein:
1_Ton Hakenjos, Zitat Tafel – 15 Sek
Asche, Leichnam, Tod und Beisetzung: Das sind Themen, mit denen sich der pensionierte Lehrer immer wieder beschäftigt. Denn er hat ein ganz besonderes Ziel: Er will nach seinem Tod nicht auf einem Friedhof landen – sondern genau hier in seinem Garten, unter einem seiner Bäume, verstreut werden.
2_Ton Hakenjos, das ist der Ort – 10 Sek
Warum genau hier? Auch das kann Peter Hakenjos ganz genau erklären:
3_Ton Hakenjos, Plätze haben Aura – 12 Sek
Das Wo hat Peter Hakenjos für sich schon geklärt. Bloß das Wie – das ist unklar. Denn das baden-württembergische Recht lässt keine Bestattungen im eigenen Garten zu – auch nicht bei Asche. Hier greift die sogenannte Friedhofspflicht.
Peter Hakenjos kann es nicht glauben. Für ihn: ein großes Unrecht. Und veraltet dazu. Die Asche sei nun mal kein Leichnam, argumentiert er. Und auch das Argument, dass Gräber öffentlich für alle zugänglich sein müssen, hält er für schwach:
4_Ton Hakenjos – ich heiße ja nicht Jimmy Hendrix – 13 Sek
Etwas anders sieht das Matthäeus Vogel vom Friedhofsbauamt Karlsruhe. Er findet: Ein Friedhof ist ein fast sakraler, passender und eben würdiger Ort für eine Bestattung. Ein Ort, der zum Beispiel dazu anregt, dass man sich ruhig verhält. Und noch ein Argument ist für Vogel wichtig: Gemeinschaft.
5_Ton Vogel: Zusammen trauern auf dem Friedhof – 19 Sek
Unschlagbar ist das Konzept des Friedhofs für Peter Hakenjos nicht. Er versucht deshalb, gegen das Bestattungsgesetz des Landes vorzugehen: Zuerst vor Gericht mit einer Verfassungsbeschwerde – später dann mit einer Petition. Beides ohne Erfolg.
Aber der 74-Jährige gibt so schnell nicht auf: Er kämpft weiter für seinen Traum von der Bestattung im Garten – und schreibt Briefe an jede einzelne Fraktion im Landtag. So hofft er, dass die Parteien eine Gesetzesänderung einbringen. Außerdem setzt Peter Hakenjos auf die Öffentlichkeit.
6_Hakenjos: Politiker sind Stimmen-Maximierer – 11 Sek
Für den Fall, dass sich trotzdem nichts bewegt – und er am Ende doch auf dem Friedhof beigesetzt werden muss – hat sich Peter Hakenjos schon einen Kompromiss überlegt.
7_Hakenjos: Will im Garten Gegenstände begraben, die ihm wichtig sind – 15 Sek
(Schlusssatz: Ich fänds schöner, wenn die Menschen nach meinem Tod tanzen.)

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Bisch, Laura