Windkraftanlagen (Foto: picture-alliance / Reportdienste, picture alliance/dpa | Hauke-Christian Dittrich)

Windkraft-Ausbau in Rheinland-Pfalz

"Skandalös!": Windkraftgegner kritisieren neue Regeln bei Windrädern

Stand

Die Entscheidung der rheinland-pfälzischen Landesregierung, den Abstand zwischen Windrädern und Wohnhäusern zu reduzieren, macht Naturschützer aus der Region Trier fassungslos.

Uwe Anhäuser ist der Vorsitzende des "Bündnis Energiewende für Mensch und Natur". Der 80-Jährige aus Bundenbach im Hunsrück hält nichts von der neuen Verordnung der Landesregierung zum Ausbau der Windenergie.

Danach gilt ab diesem Monat, dass der Mindestabstand von Windrädern zu Wohnhäusern von bisher 1.100 Meter auf 900 Meter verringert wird. Wird eine alte durch eine neue Windkraftanlage ersetzt, sind es sogar nur 720 Meter.

"Damit wird der Naturschutz der Energiewende geopfert."

Anhäuser hält den umfassenden Ausbau der Windenergie für falsch. Die Stromversorgung aus Windenergie sei zu großen Schwankungen unterlegen und könne deshalb keine Alternative sein, ist der Hunsrücker überzeugt.

Das sei bekannt. Trotzdem werde der Ausbau vorangetrieben. "Da wird der Naturschutz der Energiewende geopfert. Vernunft gilt hier nicht mehr", sagt der 80-Jährige am Telefon.

Nur noch 720 Meter bis zum nächsten Windrad

Martin Kleppe, Vorsitzender der Bürgerinitiative "Sturm im Wald" in der Vulkaneifel, macht die neue Regelung wütend. Da würden die Gesundheitsbelange der Bevölkerung nicht berücksichtigt, sagte Kleppe dem SWR.

"Ich finde das skandalös"

Dass der von den Windkraftanlagen verursachte Infraschall Auswirkungen auf den Menschen habe, sei wissenschaftlich belegt, so Kleppe. Allerdings spiele dieser Aspekt bei den Verantwortlichen und ihrer Politik keine Rolle. "Ich finde diese Entscheidung skandalös“, sagte Kleppe.

Wie Uwe Anhäuser hält Kleppe die Energiegewinnung aus der Windkraft für keine sinnvolle Alternative. "Wenn der Wind nicht geht, wird auch kein Strom erzeugt. Da macht es keinen Unterschied, ob da ein oder hundert Windräder stehen."

Audio herunterladen (3,6 MB | MP3)

Außerdem gebe es in Deutschland keine Stromspeicher für mögliche Überschüsse aus der Windkraft. Der Bau eines Windrades verbrauche Ressourcen und ein Windrad nehme dem nächsten Rad den Wind weg. Kleppe sieht außerdem Tiere gefährdet, wenn Windräder in der Natur aufgestellt werden.

Klimaziel in Rheinland-Pfalz: 100 Prozent Ökostrom bis 2030

Die neue Regelung für den Mindestabstand zwischen Windrädern und Wohnhäusern sei „ein wichtiger Meilenstein zur Erreichung der Klimaziele in Rheinland-Pfalz“, teilte die Regierung in Mainz mit. Dadurch würden mehr als sieben Prozent der Landesfläche zusätzlich für Windenergieanlagen grundsätzlich geöffnet. Insgesamt könnten dann rund 20 Prozent der Landesfläche potenziell für die Windenergie genutzt werden.

Es komme nun darauf an, dass die Kommunen die neu geschaffenen Möglichkeiten für einen kräftigen Ausbau der erneuerbaren Energien nutzten. Das stärke Klimaschutz und Versorgungssicherheit gleichermaßen, so die Landesregierung.

Trier

Energiewende in Rheinland-Pfalz Stadt Trier will erstmals Windräder auf die Moselhöhen bauen

Trier legt als erste Großstadt in Rheinland-Pfalz einen umfangreichen Plan für die Windenergie vor. Das Konzept sieht 13 Windräder vor, die gut aus dem Moseltal zu sehen wären.

Am Morgen SWR4 Rheinland-Pfalz

Kaiserslautern

Windenergie im UNESCO-Biosphärenreservat? Große Diskussion um Windräder im Pfälzerwald

Das Land hat ein großes Klimaziel - und will es offenbar mit aller Macht erreichen. Deshalb scheinen Windräder im Biosphärenreservat Pfälzerwald auch gar nicht mehr unmöglich.

Rheinland-Pfalz

Energiewende in Gefahr Rheinland-Pfalz kommt bei Ausbau von Solar- und Windkraft nicht nach

Der Strom in Rheinland-Pfalz soll ab 2030 komplett aus regenerativen Energien erzeugt werden - so das Ziel der Landesregierung. Doch der Ausbau der erneuerbaren Energien kommt nur schleppend voran - wie Beispiele aus dem Land zeigen.

Zur Sache Rheinland-Pfalz! SWR Fernsehen RP

Stand
AUTOR/IN
SWR