Wenn ein Kind gefährdet ist, also bei seinen eigenen Eltern nicht mehr sicher ist, muss es schnell gehen. Manchmal bitten Kinder oder Jugendliche auch selbst darum, woanders untergebracht zu werden. Die Jugendämter sprechen dann von sogenannten "Inobhutnahmen". Allein im Bereich des Jugendamtes Trier hat es im ersten Halbjahr 2024 36 solcher Inobhutnahmen gegeben, im Kreis Bernkastel-Wittlich waren es 38.
Fachkräftemangel, Kostendruck, zu wenige Pflegefamilien Jugendhilfe in Rheinland-Pfalz überlastet oder kaputtgespart?
Viele Jugendämter der 36 Städte und Landkreise in Rheinland-Pfalz arbeiten schon seit Jahren am Limit. Hier erfahren Sie, wie es aktuell um die Jugendhilfe im Land steht.
Menschen für Bereitschaftspflege gesucht
Gerade, wenn die Kinder noch klein sind, suchen die Jugendämter nach eigener Angabe dann eher nach Pflegefamilien als nach Plätzen in Wohngruppen. Denn kleinere Kinder bräuchten konstante Bezugspersonen. Vor allem Familien, die sich auch in aktuen Lagen dafür bereithalten, werden gesucht.
Allein im Eifelkreis Bitburg-Prüm gibt es derzeit etwa 100 Pflegefamilien. Das zuständige Jugendamt teilt mit, dass es vor allem aber an Menschen fehlt, die spontan Kinder aufnehmen könnten, wenn diese in ihren eigenen Familien gefährdet sind.
Jugendämter qualifizieren Menschen weiter zu Pflegeeltern
Das Jugendamt in Trier sucht und qualifiziert eigenen Angaben zufolge ständig interessierte Menschen, um den Bedarf an Pflegefamilien zu decken. Es greift dabei auch auf Pflegefamilien außerhalb des Stadtgebietes zurück. Auch die Jugendämter im Kreis Trier-Saarburg und im Kreis Vulkaneifel teilen mit, dass sie Seminare für mögliche Pflegeeltern anbieten.
In vier Wochen Eltern Pflegefamilie Ebert aus Mainz: "Am Anfang war es ein Abenteuer!"
Ein Kind in Pflege zu nehmen ist unbestritten eine Herausforderung. Familie Ebert aus Mainz hat das vor 14 Jahren getan. Dem SWR gibt sie ganz offen Einblick in ihr Leben.
Mehr Geld für spontane Aufnahmen
Der Stadtrat in Trier hat vor wenigen Tagen beschlossen, für die Bereitschaftspflege den doppelten Satz zu zahlen. Außerdem erhalten Pflegeeltern, die ihren Beruf vorübergehend aufgeben, wenn sie ein Pflegekind aufnehmen, eine Art Elterngeld.
Jugendamt findet nicht immer Einrichtungen in der Nähe
Für Jugendliche kommen auch in Akutsituationen eher Wohngruppen infrage. Die Kreise arbeiten mit verschiedenen Trägern zusammen. Aber nicht immer sei es möglich, direkt in der Region Trier eine passende Einrichtung zu finden. Carsten Lang vom Jugendamt der Stadt Trier sagt, die Angebote würden ja nach der Art der Betreuung ausgesucht, müssten zum Bedarf des Kindes passen. "Es kann auch passieren, dass ein Kind oder ein Jugendlicher dann beispielsweise in einer Einrichtung in Ostdeutschland am besten aufgehoben ist. Aber in der Regel sollte es schon hier in der Nähe bleiben.“
Anbieter von Wohngruppen suchen Personal
Einige solcher Einrichtungen teilen mit, dass sie Fachkräfte suchen. Demnach sind auch in diesem Bereich der Kinder- und Jugendarbeit Pädagogen sehr gefragt - nicht nur in Kitas. Es sei zu überlegen, wie man auch weiter für attraktive Arbeitsplätze sorgt und wie man honoriert, dass Menschen eine besonders herausfordernde Aufgabe für die Gesellschaft übernehmen, so der Jugendamtsleiter in Trier.