Leise brummt die silberne Kaffeemaschine in der selbst zusammengebauten Küche des Café-Busses am Rheinufer von Mainz. Bevor die ersten Gäste kommen, muss die Maschine noch warmlaufen. Wenn alles so weit ist, sind Michèl Malcin und sein Bus bereit.
Der Besuch kann kommen. Und mit ihm all die spannenden Geschichten, die die Gäste zu erzählen haben. Denn genau die sind es, für die der Bus hier steht und für die der 45-Jährige immer ein offenes Ohr hat.
Geschichten bis unters Dach des Doppeldeckers
Seit knapp zwei Jahren ist Michèl Malcin mit seinem Doppeldecker-Bus unterwegs. Gestartet ist er damals in Nordrhein-Westfalen, losgefahren in Richtung Santiago de Compostela, den Jakobsweg entlang. Nach jedem Halt war der Bus ein Stück voller mit Geschichten von Menschen aus der ganzen Welt.
Jetzt ist er auf der Rückreise in die Heimat bei Osnabrück und macht, genau wie auf der Hinreise, wieder Halt in Mainz. Das hat auch einen persönlichen Grund: Hier lernte er damals seine Lebenspartnerin Helene kennen.
Partnerin Helene fährt mit
"Weil mir hier damals mein Fahrrad gestohlen wurde, musste ich ein bisschen länger bleiben und dann saß plötzlich Helene in meinem Bus", erzählt der 45-Jährige. Sie war direkt begeistert von der Idee, nochmal ein ganz anderes Leben zu leben.
Kurzerhand entschied sie sich, ihren Beruf als Lehrerin erstmal pausieren zu lassen und sich zusammen mit Michèl ins Abenteuer zu stürzen. Also stieg sie mit in den Bus ein und ist seitdem nicht mehr ausgestiegen, erzählt Michèl Malcin.
Der "Doppellecker"-Bus schenkt Zuversicht und Hoffnung
Michèl Malcin hört täglich neue Geschichten über das Leben - schöne und traurige. Sie handeln von der Freude, dem Leid, aber vor allem von Zuversicht. Wenn er auf seiner Reise eins gelernt hat, dann das:
Man sehe auf der Welt zwar viel Schlimmes, aber genauso passiere auch immer etwas Gutes, sagt er. Auf seiner Reise erlebe er ganz viel Großzügigkeit und Freundlichkeit. Er begegne Menschen, die für das Wesentliche bereit seien, erzählt er.
Kaputter Bus? Kein Problem für Michèl
So stand er zum Beispiel mit kaputtem Bus mitten im Nirgendwo in Portugal. Kühlflüssigkeit lief aus. Ratlos stand er vor dem Bus und versuchte, eine Lösung zu finden. Keine zehn Sekunden später bekam er eine SMS von einem portugiesischen Freund eines Freundes.
"Er meinte, wenn ich irgendwie Hilfe bräuchte, könnte ich mich jederzeit melden. Und genau das war der Moment, wo ich sie brauchte." Sofort konnte der Bekannte alle Dinge klären, sodass die Reise weiterging. Glück? Vertrauen in die Dinge, meint Michèl Malcin.
Was bringt die Zukunft für die Reise mit dem Café-Bus?
Und genau so soll es auch weitergehen. Er will mehr solcher Begegnungen und Geschichten sammeln. Und die, die er schon erlebt hat, will er erzählen. Er hat ein Buch über seine Reise geschrieben. Damit geht er ab kommendem Frühjahr auf Lesereise durch ganz Deutschland.
Danach soll es aber auf jeden Fall weiter durch Europa gehen - und vielleicht sogar noch viel viel weiter. Denn sein Bus habe vier Räder, die gehören auf die Straße. Sein Herz hat Fernweh, das gehört in die Welt.
Wer jetzt schon mehr von Michèls Reise hören - beziehungsweise sehen will - kann sich die WDR-Doku dazu ansehen: In Menschen hautnah nimmt der 45-Jährige Interessierte mit auf seine Reise quer durch Europa, den Jakobsweg entlang.
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