Kicken, Pfeifen, Anfeuern: Schon von draußen hört man das sportliche Treiben aus der Sporthalle der Grundschule "In der Langgewann" in Ludwigshafen-Oggersheim. Wo in den Herbstferien sonst "tote Hose" herrscht, beleben die "Futbalo Girls" schon seit Donnerstag zum ersten Mal das Fußballfeld. Im Gegensatz zu Fußball-AGs in Schulen, Vereinen oder dem örtlichen Bolzplatz finden sich, wie der Name schon vermuten lässt, ausschließlich Mädchen am Ball.
Wer sind die "Futbalo Girls?"
Bei den "Futbalo Girls" handelt es sich um eine Initiative des Vereins "Integration durch Sport und Bildung". Das Konzept spricht alle Mädchen im Alter zwischen sechs und 18 Jahren an und konzentriert sich dabei auf verschiedene Gruppen. Die "Futbalo Girls" sind Mädchen aus der Grundschule, deren Interesse für Fußball durch die Initiative des Vereins "Integration durch Sport und Bildung" geweckt werden soll.

Trainiert werden sie von 14- bis 18-jährigen "Coaches". Diese werden im Rahmen eines zweitägigen Workshops nun zum ersten Mal in Ludwigshafen ausgebildet. Geleitet wird der Workshop von den beiden Referentinnen Hanna und Lisa. Sie sind dafür aus Osnabrück angereist. Am Donnerstag vermittelten die Studentinnen den Jugendlichen zunächst im Theorieteil alles Wichtige für ihre zukünftige Trainerinnentätigkeit, freitags dürfen sich die frischgebackenen Coaches dann auf dem Platz ausprobieren.
Funktioniert das Konzept?
Die "Futbalo Girls" gehen aus einer Reihe verschiedener Projekte hervor, als Vorgänger gab es die "Kicking Girls." Neu liegt der Fokus nicht mehr ausschließlich auf der Integration sozial benachteiligter Mädchen, sondern verfolgt nun auch das Ziel der Geschlechtergleichheit und damit auch eins der UN-Nachhaltigkeitsziele.
Referentin Hanna ist überzeugt vom Workshop. Im Interview hebt sie die Vorteile für Mädchen hervor, wenn sie fußballbegeistert sind und sich auf dem Schulhof dann besser im männerdominierten Sport durchsetzen können. Herausforderungen für die Coaches sieht Hanna in ihrer Vorbildfunktion, die sich in ihrem speziellen Verhalten den Kindern gegenüber niederschlägt. Außerdem habe sie viel Verantwortung für die Kinder.
Lisa stimmt ihrer Kollegin zu. Das Konzept funktioniere sehr gut. Es gelte allerdings zu beachten, dass viele der angehenden Trainerinnen zum ersten Mal in der Kinderarbeit tätig seien. Am Freitag machte sich das am Anfang bemerkbar: die jungen Trainerinnen waren zunächst nervös. Aber die kleinen Spielerinnen hörten auf die Anweisungen ihrer Coaches, die Nervosität wich. "Am wichtigsten im Sport ist ohnehin der Spaß", sagt Lisa.
Olaf Steffens geht sogar noch einen Schritt weiter. Als Einrichtungsleiter der "Spielwohnung Oggersheim" organisiert er den Workshop der "Futbalo Girls." Er bezeichnet die Veranstaltung als "vollen Erfolg." Im Workshop konnten neun Trainerinnen ausgebildet werden, jeweils mit verschiedenen gesellschaftlichen Hintergründen. Die Integration sozial benachteiligter Mädchen gehe auch mit dem gleichzeitigen Ziel der Geschlechtergleichheit keinesfalls unter, so Steffens.
Wieso ausgerechnet Fußball?
Die jungen Trainerinnen und Spielerinnen haben am Freitag gut harmoniert. Fragt sich nur noch, weshalb junge Mädchen ausgerechnet mit Fußball mehr Selbstvertrauen bekommen können.
"Fußball ist eine Teamsportart", stellt Olaf Steffens fest. Besonders durch ihre weltweite Bekanntheit und die Beliebtheit sei die Sportart gut geeignet. Die Mädchen hätten darüber hinaus häufig auch Profi-Fußballerinnen als Vorbilder, die für zusätzliche Motivation sorgen.
Neue Trainerinnen zeigen sich zufrieden
Dem pflichtet Emily bei. Die 14-Jährige ist am Freitag frischgebackene Fußballcoach geworden und möchte ihrer kleinen Schwester das Fußballspielen beibringen. Sie interessiert sich für die Arbeit mit Kindern. Oft sei es für junge Mädchen schwer, im Fußball klar zu kommen und sich durchzusetzen. Der Workshop könne hier insbesondere durch die Arbeit mit Gleichgesinnten helfen.
Die anderen Coaches ziehen ebenfalls ein positives Fazit. "Ich hätte nicht gedacht, dass es so gut klappt", meint Oriana und freut sich, dass die kleinen Kinder Respekt vor ihren Trainerinnen haben.
Fazit: Das Erfolgsrezept ist das Miteinander
Mit dem Freitagabend geht ein erfolgreicher Workshop zu Ende. Alle Teilnehmenden sind zufrieden. Es zeigt sich am Ende auch, weshalb die Veranstaltung so förderlich für das Selbstvertrauen der Fußballspielerinnen ist: Junge Erwachsene referieren, Jugendliche trainieren und Kinder spielen. Auffallend sind die geringen Altersunterschiede. Die neuen Trainerinnen sind fußballbegeistert, stecken andere damit an und geben ihre Leidenschaft an die "Futbalo Girls" weiter.
Kameradschaftliches Training unter Gleichgesinnten statt Drill von oben, das ist das Erfolgsrezept.