Vorwürfe an die Stadt

Bekommen obdachlose Frauen in Ludwigshafen zu wenig Hilfe?

Stand
Autor/in
Irmgard Reißinger

Mitglieder aus dem Sozialausschuss und auch Wohlfahrtsverbände kritisieren fehlende Angebote für obdachlose Frauen. Die würden deshalb im benachbarten Mannheim Hilfe suchen.

Wie viele Frauen aktuell in Ludwigshafen obdachlos sind, das weiß niemand. Es ist auch nur selten eine Frau zu sehen, die im Stadtgebiet sichtbar campiert. Mitarbeiter aus Suppenküchen berichten, häufig sei den betroffenen Frauen nicht einmal anzusehen, dass sie wohnungslos sind. Und sie berichten von einer Frau, die sogar im Winter in einem Zelt schliefe.

Sicherer Schlafplatz ist Mangelware

Viele Betroffene bekommen nach traumatisierenden Erlebnissen oder durch psychische Erkrankungen ihr Leben einfach nicht mehr in den Griff. Das sagt Betreuerin Vera Rosisko aus Ludwigshafen. Nicht jede Frau habe Freunde, die ihr einen sicheren Schlafplatz auf der Couch anböten.

Der Schlafplatz eines Obdachlosen unter der Kurt-Schumacher-Brücke in Ludwigshafen.
Der Schlafplatz eines Obdachlosen unter der Kurt-Schumacher-Brücke in Ludwigshafen.

Ludwigshafener Obdachlose suchen Hilfe in Mannheim

Rosisko und Friederike Rüd engagieren sich für sozial benachteiligte Menschen in Ludwigshafen. Beide sitzen für die Partei "Die Linke" im Sozialausschuss der Stadt. Sie berichten, dass obdachlose Frauen wegen fehlender Angebote in Ludwigshafen immer wieder Hilfe in der Nachbarstadt Mannheim suchten.  

Tagesstätte für wohnungslose Frauen
In der Mannheimer Caritas-Tagestätte "Oase" können sich Frauen vom Stress der Straße erholen.

In der "Oase", der Tagesstätte für obdachlose Frauen des Caritasverbandes Mannheim, ist meistens viel Betrieb. Das Badezimmer mit Dusche ist pausenlos belegt. Und immer wieder öffnet Sozialarbeiterin Filomena Heierling auch obdachlosen Frauen aus Ludwigshafen die Tür. Sie bekommen hier unter anderem frische Kleidung, Hygieneartikel und ein kostenloses Mittagessen.

Solch ein Angebot, dass es nur für Frauen ist, gibt es nach Angaben der Obdachlosen in Ludwigshafen nicht, berichtet Heierling:

Sozialarbeiterin Filomena Heierlig stellt fest, dass viele Frauen nicht die Kraft haben "verschiedene Stellen abzuklappern". Die Sicherheit der Mannheimer "Oase" schätzen vor allem Frauen, die Gewalterfahrungen mit Männern hinter sich haben. Sie haben "Angst vor Männern", sagt Filomena Heierling. "Sie tun sich auch schwer damit, Hilfe anzunehmen". Es sei wichtig, ständig für die Frauen da zu sein.

Stadt Ludwigshafen: Zwei Frauen aus der Obdachlosigkeit geholt

Der SWR fragt nach bei der Stadtverwaltung Ludwigshafen. Sozialdezernentin Beate Steeg (SPD) sagt, im vergangenen Jahr seien zwei obdachlose Frauen wieder von der Straße geholt worden. Das sei gar nicht so einfach gewesen. Eine Obdachlose habe Kontakt und Hilfe lange abgelehnt.

Die zweite Frau hat laut Steeg mit zwei erwachsenen Söhnen im Gebüsch gelebt. Zuerst am Hauptfriedhof, wo es Wasser gab und dann nahe der städtischen Obdachlosenunterkünfte.

Ludwigshafens Sozialdezernentin Steeg weist darauf hin, dass die Stadt verpflichtet sei, sich um Frauen zu kümmern, die nicht freiwillig obdachlos sind. In Wohnungen in der Bayreuther Straße und der Kropsburgstraße werden sogenannte "unfreiwillig" obdachlose Menschen von der Stadt untergebracht. Frauen, die nicht dort leben wollten, bekämen über das Männer-Wohnheim St. Martin ein Zimmer für eine Nacht in einer Pension.

Außerdem gibt es laut Steeg Plätze im Ludwigshafener "Sleep-in", der Notschlafstelle für Drogenabhängige. Drei angemietete Wohnungen für obdachlose Frauen seien derzeit alle belegt.

Ludwigshafen bräuchte mehr Geld von Land und Bund

Angebote für Frauen, die freiwillig obdachlos sind, könne die Stadt nicht finanzieren. So ein Angebot wie das der Mannheimer Tagesstätte "Oase" sei nur möglich, wenn Land und Bund Geld bereitstellten.

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Irmgard Reißinger