Kleine Ursache, große Wirkung: Eigentlich wollte der Gemeinderat in Strüth im Rhein-Lahn-Kreis vor einigen Jahren nur die Straßenbeleuchtung auf stromsparende LED-Technik umstellen. Dann kam eins zum anderen und engagierte Bürger gründeten 2016 die Energiegenossenschaft Oberes Mühlbachtal (EGOM eG), die viele Projekte ins Rollen gebracht hat.
So betreibt die Genossenschaft beispielsweise eigene Photovoltaikanlagen auf den Dächern privater Häuser, deren Strom sie verkauft. Sie bietet Carsharing mit Elektroautos an. Und im kommenden Jahr entsteht im Nachbarort Lippborn eine zehn Hektar große Photovoltaikfreifläche zur Erzeugung von Solarenergie.
Strüth will bis 2030 komplett klimaneutral werden
Inzwischen ist der kleine Ort im Taunus zu einem Vorzeigeprojekt des Landes Rheinland-Pfalz in Sachen Nachhaltigkeit und Energiewende geworden - und hat sich ein ehrgeiziges Ziel gesetzt: Bis zum Jahr 2030 will Strüth im Rhein-Lahn-Kreis komplett klimaneutral sein.
Dieser Einsatz wurde am Montag gewürdigt - mit der ersten Auszeichnung "Ort der Nachhaltigkeit" in Rheinland-Pfalz. "Das ist eine tolle Anerkennung unserer Arbeit", freut sich der parteilose Ortsbürgermeister Heiko Koch.
Taunusdorf ist erster "Ort der Nachhaltigkeit" in RLP
Er gehörte selbst nach eigenen Angaben zu den Gründungsmitgliedern der Energiegenossenschaft EGOM in dem kleinen Taunusort mit etwas mehr als 300 Einwohnern, ist inzwischen aber ausgeschieden. "Man muss Mut haben und etwas verrückt sein, dann kann man auch etwas bewegen", zieht er aber als Ortsbürgermeister Bilanz.
Kampagne des Landes RLP soll gute Ideen verbreiten
Im Frühjahr hatte das Land Rheinland-Pfalz die Kampagne "Orte der Nachhaltigkeit" gestartet. Kommunen konnten sich mit guten Ideen bewerben. Ausgezeichnet würden solche Orte, an denen schon heute so konsumiert und gelebt wird, dass sowohl heutige als auch zukünftige Generationen ihre Bedürfnisse erfüllen können. Es gehe darum, dass die Belastbarkeitsgrenze der Erde nicht gefährdet werde.
"Orte der Nachhaltigkeit" seien deshalb Orte, in denen die Bürgerinnen und Bürger etwa Produkte tauschen oder sie teilen und gemeinsam verwenden, sie reparieren oder aufwerten, in dem sie sie in anderer Form weiter nutzen. Es gehe um innovative Lösungen für Mobilität und beim Bauen, den ressourcenschonenden Anbau von Lebensmitteln oder Investitionen in nachhaltigen Konsum.
Bislang gibt es nach Angaben des Verbraucherschutzministeriums in Rheinland-Pfalz schon mehr als 30 Bewerbungen aus dem ganzen Land. Es gehe darum, engagierte Menschen und ihre Organisationen bekannter zu machen und anderen die Möglichkeit zu geben, davon zu erfahren und zu profitieren.