Ein Güterzug fährt am Mittelrhein unmittelbar an Wohnhäusern und an einer Schranke mit der Aufschrift "Bahnlärm macht krank" vorbei.  (Foto: picture-alliance / Reportdienste, Picture Alliance)

Planung einer neuen Güterzugstrecke

Bahnlärm am Mittelrhein: BI fordert mehr Tempo bei Alternativtrasse

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Eine Bürgerinitiative kritisiert Verzögerungen bei der Planung der Strecke, die das Mittelrheintal vom Bahnlärm entlasten soll. Möglicherweise komme sie erst in Jahrzehnten - oder nie.

Die Bürgerinitiative im Mittelrheintal gegen Umweltschäden durch die Bahn kritisiert vor allem Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP), der früher Verkehrsminister in Rheinland-Pfalz war. Er müsste die problematische Situation der Menschen im Mittelrheintal eigentlich kennen und wissen, wie stark sie durch den Bahnlärm belastet seien. Das sagte der Vorsitzende der Initiative, Willi Pusch, dem SWR.

Alternativtrasse zum Mittelrheintal kostet rund 7 Milliarden Euro

Pusch wirft Wissing mangelndes Tempo bei der Planung der alternativen Güterzugstrecke vor, die das Mittelrheintal vom Bahnlärm entlasten soll. Dabei sei es mehr denn je notwendig, den Güterverkehr auf der Schiene und die dafür nötige Infrastruktur in Deutschland zu stärken. Das sei aber nur möglich, wenn die Güterzüge nicht mehr durchs Mittelrheintal führen, sondern zwischen Bonn und Mainz eine Alternativstrecke durch den Westerwald käme.

Es sei höchste Zeit, dass der Güterverkehr über eine andere Strecke geleitet werde als der Personenverkehr, sagte Pusch dem SWR weiter. Die Menschen wollten gerne die Bahn als umweltfreundliches Verkehrsmittel nutzen. Das sei aber nur möglich, wenn sich Personen- und Güterzüge nicht weiter im Mittelrheintal gegenseitig blockierten.

Bundesverkehrsminister Wissing im SWR Aktuell-Sommerinterview Wissing: Alternativtrasse zum Mittelrheintal kostet 6,8 Milliarden Euro

Der Bund geht davon aus, dass eine alternative Güterzugstrecke zur Entlastung des Mittelrheintals 6,8 Milliarden Euro kosten würde. Bundesverkehrsminister Wissing von der FDP berichtete im SWR Aktuell-Sommerinterview, gestern sei eine entsprechende Machbarkeitsstudie seines Hauses an die betroffenen Bundesländer Rheinland-Pfalz und Hessen verschickt worden.

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Viele Menschen am Mittelrhein leiden unter dem Bahnlärm

Berechnungen des Verkehrsministeriums hatten Kosten von aktuell knapp sieben Milliarden Euro für eine Alternativtrasse für Güterverkehr durch den Westerwald ergeben. Diese Zahlen wurden im Rahmen der Machbarkeitsstudie für das Projekt errechnet. Doch dabei wird es wahrscheinlich nicht bleiben.

Bei der Machbarkeitsstudie geht es darum, ob der Bau eines gut 100 Kilometer langen Tunnelsystems durch Westerwald und Taunus für Güterzüge zur Entlastung des Welterbes Oberes Mittelrheintal realistisch ist. Unklar ist dagegen noch, ob sich die Strecke überhaupt wirtschaftlich rechnen würde und wo sie genau entlang führen könnte.

Die bestehenden rechtsrheinischen Gleise gehören laut Deutscher Bahn zu Europas meistbefahrener Güterzugstrecke zwischen Genua und Rotterdam. Das schalltrichterartige Rheintal verstärkt den Lärm. Dem Verein Pro Rheintal zufolge leiden viele Anwohner dadurch unter Schlafstörungen, Kopfschmerzen und hohem Blutdruck. Die Bahn verweist auf Verbesserungen etwa durch Schallschutzwände, Schienenstegdämpfer, geglättete Gleise und Flüsterbremsen an Zügen.

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SWR