Die Forscherinnen und Forscher beider Universitäten haben in drei Studien mehr als eintausend Berichte von Erwachsenen ausgewertet. Die Probandinnen und Probanden hatten an Online-Befragungen teilgenommen. In einer Studie hatten sie ein elektronisches Tagebuch geführt. Dort hielten sie fest, wie sie sich fühlten und wann sie geweint haben.
Nur der Mensch weint aufgrund von Gefühlen
Der Mensch ist vermutlich das einzige Lebewesen, das emotionale Tränen vergießt, also aufgrund von Gefühlen weint, so die Forschenden. Anhand der Studien konnten sie nun feststellen, dass es fünf Gründe gibt, die Menschen zum Weinen bringen: Einsamkeit, Machtlosigkeit, Überforderung, Harmonie und Medienkonsum.
Beispiel Einsamkeit: Tränen aus Heimweh
Hintergrund sind Überlegungen, dass es psychologische Grundbedürfnisse gibt. Dazu zählt beispielsweise das Bedürfnis nach Nähe. Weint also jemand aus Einsamkeit, ist nach Ansicht der Forschenden das Bedürfnis nach Nähe nicht erfüllt. Als Beispiele dafür nennen sie Heimweh oder Liebeskummer. Freudentränen werden dagegen einer intensiven Befriedigung des Bedürfnisses nach Nähe zugeordnet.
Als Beispiel für Machtlosigkeit nennt die Uni Ulm beispielsweise Tränen, die wegen einer Todesnachricht geweint werden. Diese Tränen fließen nach Ansicht der Psychologen, wenn das Grundbedürfnis nach Autonomie verletzt ist. Denn Autonomie bedeute, Dinge beeinflussen zu können.
Sonderfall Medienkonsum: Stellvertretend Tränen vergießen
Ein besonderer Fall für das Vergießen von Tränen sei die Kategorie Medienkonsum. In diesem Falle weinten die Studienteilnehmerinnen und Studienteilnehmer stellvertretend, weil sie sich in die Hauptfigur eines Films oder eines Buchs hineinversetzten. Dabei flössen sowohl Freudentränen als auch Tränen aus Traurigkeit.
"Bislang weiß man relativ wenig darüber, welche Rolle emotionale Tränen bei psychischen Erkrankungen spielen."
Die Erforschung der Gründe für das Weinen liefere wichtige Erkenntnisse für weitere Untersuchungen. Noch sei nicht klar, welche Rolle Tränen beispielsweise bei psychischen Erkrankungen spielen, so Johannes Keller von der Universität Ulm.
Man wisse auch noch nicht, welchen Einfluss Tränen zum Beispiel darauf haben, ob ein Mensch einen anderen unterstützt. Die Gründe für die emotionalen Tränen könnten dabei helfen, auch diese Fragen zu beantworten.
Drei verschiedene Arten von Tränen
Es werden laut Mitteilung der Universität Ulm drei Arten von Tränen unterschieden: Zum einen sind es die emotionalen Tränen, mit denen sich die Studien beschäftigt haben. Außerdem gibt es sogenannte basale Tränen. Das sind diejenigen, die das Auge feucht halten und schützen. Als dritte Art nennt die Wissenschaft Reflextränen, die beispielsweise beim Zwiebelschneiden auftreten, aber auch bei Wind und Kälte.