CDU-Bundestagsabgeordneter Thomas Bareiß im Bundestag (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance/dpa | Jörg Carstensen)

Von Sigmaringen nach Jerusalem

Thomas Bareiß nimmt Auszeit im Kloster

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Tim Richter
Tim Richter ist Reporter für Hörfunk, Online und Fernsehen beim SWR im Studio Tübingen. (Foto: SWR, Jochen Krumpe)

Stress und Anfeindungen - Thomas Bareiß zieht die Reißleine. In einem Jerusalemer Kloster gönnt sich der Bundestagsabgeordnete aus dem Wahlkreis Zollernalb-Sigmaringen eine Pause.

Seine Auszeit hat Thomas Bareiß (CDU) in einem Brief bekannt gegeben, der dem SWR vorliegt. Unter anderem habe die Corona-Pandemie den Staatssekretär des Wirtschafts- und Energieministeriums an seine körperlichen Grenzen gebracht, heißt es in dem Schreiben. Auf Nachfrage des SWR bestätigte ein Mitarbeiter des Bundestagsabgeordneten, dass sich Bareiß bereits am Montag nach Jerusalem verabschiedet hat. Dort will er nach eigenen Angaben für mehrere Wochen in der Dormitio Abtei zur Ruhe kommen.

Anfeindungen haben "tiefe Narben hinterlassen"

Ein weiterer Grund für seine Auszeit seien heftige Anfeindungen gegen ihn gewesen, so Bareiß. Der Abgeordnete für den Wahlkreis Zollernalb-Sigmaringen stand vor der Bundestagswahl 2021 im Mittelpunkt einer Wahlkreis-Kampagne, mit der seine Wiederwahl verhindert werden sollte.

Die Bürgerbewegung campact! hat damals in einer Pressemitteilung dazu aufgerufen, die Erststimme strategisch an Johannes Kretschmann (Grüne) abzugeben. Dabei sei Bareiß heftig attackiert worden, was bei ihm und auch seiner Familie tiefe Narben hinterlassen habe, schreibt der Bundestagsabgeordnete.

Ich konnte mir bis dahin nicht vorstellen, dass man in einem solchen Ausmaß zum Ziel der Verachtung, des Hasses und der Geringschätzung werden kann.

Der CDU-Politiker Bareiß war auch wegen seiner Reisen und Kontakte nach Aserbaidschan in die Kritik geraten. Eine SWR-Dokumentation zeigte im Juli 2021, wie Bareiß und andere deutsche Politikerinnen und Politiker geholfen haben könnten, die Reputation des autokratischen Präsidenten von Aserbaidschan, Ilham Alijew, aufzubessern. Thomas Bareiß wehrte sich damals gegen die Vorwürfe. Das Bundeswirtschaftsministerium stellte später schriftlich klar: "Bareiß hat zu keinem Zeitpunkt einen Vertreter der Firma Löwenstein Medicals zur priorisierten Lieferung von Beatmungsgeräten nach Aserbaidschan aufgefordert."

Kloster soll Klarheit geben

Für den Politiker sei es wichtig innezuhalten und neue Kraft zu schöpfen. Die Dormitio Abtei in Jerusalem habe er bewusst als Rückzugsort gewählt, so Bareiß. In unmittelbarer Umgebung des Klosters seien die drei großen Weltkirchen der Juden, Muslime und Christen vereint. Außerdem wurde die Abtei vor über 100 Jahren von den Beuroner Mönchen gegründet. Als Vorsitzender des Vereins der Freunde des Beuroner Klosters setzt Bareiß nach eigenen Angaben auf den besonderen Ort des Glaubens für mehr Klarheit und Kraft. Ende Februar werde der Bundestagsabgeordnete dann mit neuer Kraft, Energie und Motivation zu seiner Arbeit zurückkehren, so der Plan.

Auch er nahm eine Auszeit

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