Vor der Freiburger Herz-Jesu-Kirche weht eine Regenbogenfahne.

Queer Audioguide Freiburg

Stand
AUTOR/IN
Elias, Eva-Maria

(Atmo Colombi-Park)
Hier auf der Wiese vor dem Colombi-Schlösschen habe ich mir gerade die zweite Folge des Queer Audioguides angehört. Schon vor mehr als dreißig Jahren trafen sich hier vor allem schwule Männer. Mir ist besonders im Gedächtnis geblieben, dass im Jahr 1989…

O1: Ausschnitt Queer Audioguide Colombipark
… „Im Jahr 1989 wird der Colombipark zu dem Schauplatz einer politisch-künstlerischen Aktion. Der Künstler Wilfried Hagebölling hatte im Park ein Kunstwerk, bestehend aus zwei schräg gegeneinander stehenden Stahlplatten, installiert. Eines nachts im Juli bemalt die Gruppe Think die vordere Stahlplatte heimlich mit großen weißen Lettern: „den schwulen Opfern des Faschismus“. So deutet sie die Plastik zu Kunst der Wiedergutmachung und zum Mahnmal gegen Faschismus und Homofeindlichkeit um.“

Nicht erst seit dem 20. Jahrhundert gibt es queere Geschichten in Freiburg. Hans Kaysers Geschichte ist beispielsweise aus dem 16. Jahrhundert.

O2: Ausschnitt Queer Audioguide
„Im Dezember 1547 erreicht die Freiburger Obrigkeit ein Brief der Landgrafschaft Fürstenberg. Er enthält die Bitte, eine Person, genannt Hans Kayser oder Schnitter Hänsli ausfindig zu machen. Sie würde sich in Freiburg aufhalten. Hans‘ Ehefrau Anna Räulin würde auf eine Scheidung bestehen und damit der Grafschaft ständig in den Ohren liegen. Der Absender druckst herum und deutet schließlich an, dass an Hans irgendetwas merkwürdig ist, „dass wir nit gründlich wissen ham, was Person es“.“

Hans soll deshalb besichtigt werden. Die Stadt Freiburg legt anhand der biologischen Merkmale Hans‘ Geschlecht fest. Das Ganze endet in einer Scheidung. Doch die Demütigungen reichten noch weiter…

LoT2: Eva-Maria
„Hans wurde dann in Freiburg öffentlich zu Schau gestellt und wurde ans Münster gekettet. Und hier stehe ich jetzt gerade. Hans wurde mit einer Metallschlinge um den Hals hier festgekettet; tagelang. Die Passantinnen und Passanten konnten vorbeigehen und sich das angucken. Und viele haben Hans auch beleidigt, das war damals so. Das gehörte zur Strafe. Was dann aus Hans wurde, ist nicht überliefert. Aber spannend bleibt die Frage, ob Hans nun ein Mann oder eine Frau war, oder vielleicht was ganz anderes? Wir wissen es nicht. Hans selbst hat von sich gesagt: ‚Ich wurde verzaubert‘.“

Wenige Meter weiter, am historischen Kaufhaus, erfährt man mehr über Käthe Seifried, die 1946 als eine von drei Frauen an der Beratenden Landesversammlung des Landes Baden teilgenommen hat. Sie hat eine Zeit lang - gemeinsam mit ihrer Freundin – ein Kind großgezogen.

LoT3: Eva-Maria
„Aber vor allem geht es hier auch um Familiengeschichte. Queere Familiengeschichte. Also darum, wie beispielsweise zwei Mütter anerkannt sind rechtlich.“

Ein Thema, das bis heute relevant ist. Wird ein Kind in eine lesbische Ehe geboren, muss die nicht-biologische Mutter das Kind adoptieren, ganz anders als bei heterosexuellen Paaren. Viele Familien empfinden das als diskriminierend.

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Elias, Eva-Maria