Rucksäcke hängen in einer Kita an einer Garderobe. (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild | Christian Bark)

Angespannte Lage in Kitas

Personalmangel: Kita-Regelungen verlängert - Kritik von Gewerkschaft

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Die seit September geltenden Regeln sehen unter anderem vor, dass zwei Kinder mehr pro Kita-Gruppe zugelassen sind. Diese und weitere Maßnahmen sollen jetzt bis August 2025 verlängert werden.

Größere Gruppen mit bis zu zwei Kindern mehr oder der Ersatz einer Fachkraft durch zwei Zusatzkräfte - seit September vergangenen Jahres sind diese und ähnliche Maßnahmen in Kitas in Baden-Württemberg möglich. Der Grund für die Regelungen: Die Einrichtungen sollen trotz Personalmangel zurechtkommen. Das Kultusministerium will die Maßnahmen jetzt um zwei weitere Jahre verlängern.

Gilt dann weiterhin: zwei Kinder mehr pro Kita-Gruppe

Die Ausnahmeregelung sieht vor, dass die Höchstgruppenstärke im Ausnahmefall um bis zu zwei Kinder überschritten werden kann. Außerdem können fehlende Erzieherinnen und Erzieher durch die doppelte Zahl an nicht-pädagogischen Kräften ersetzt werden. Allerdings darf der Mindestpersonalschlüssel nicht um mehr als 20 Prozent unterschritten werden. Um besser auf Krankheitswellen reagieren zu können, gibt es auch eine flexiblere Vertretungsregelung: Fällt eine Fachkraft durch Krankheit aus, kann sie für maximal acht Wochen durch eine Zusatzkraft ersetzt werden. Die Kommunen halten diese Abstriche bei der Kinderbetreuung für verkraftbar.

Bildungsverband und ver.di warnen vor Überlastung

Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) kritisiert die Verlängerung der Kita-Regelungen und warnt vor einer dauerhaften Überbelastung der pädagogischen Fachkräfte. Aus der Sicht von VBE-Landesvorsitzende Gerhard Brand könnte sich der Fachkräftemangel so nochmal verschärfen.

Auch die Gewerkschaft ver.di stellt sich weiterhin gegen die Aufweichung des Personalschlüssels in Kindertagesstätten. "Die nun seit Corona geltenden Maßnahmen zur Unterschreitung des Mindestpersonalschlüssels um 20 Prozent und die 2022 eingeführte Vergrößerung der Gruppen führen zu einer weiteren Belastung der Kita-Beschäftigten", sagte Sabine Leber-Hoischen, Vorsitzende der Fachgruppe Erziehung, Bildung und Soziale Arbeit bei ver.di Baden-Württemberg. "Es muss endlich Schluss sein mit diesen Belastungsmaßnahmen, die Beschäftigte und Kinder gleichermaßen treffen."

Ver.di hatte sich bereits in der Vergangenheit gegen eine Vergrößerung der Kita-Gruppen ausgesprochen und vor einer Abwanderung der Fachkräfte wegen schlechter Arbeitsbedingungen gewarnt. "Fachkräfte können wir nur dann gewinnen und halten, wenn die Bedingungen stimmen. Wir können nicht Qualität und Verlässlichkeit durch Überlastung der Beschäftigten erreichen", erklärt Hanna Binder, stellvertretende Landesbezirksleiterin von ver.di.

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