Früherer FDP-Landesvorsitzender in BW

Ex-Bundeswirtschaftsminister Bangemann im Alter von 87 Jahren gestorben

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Der ehemalige Bundeswirtschaftsminister und EU-Kommissar Bangemann ist tot. In den 70er-Jahren war er als FDP-Landesvorsitzender in der baden-württembergischen Politik aktiv.

Martin Bangemann (FDP) starb im Alter von 87 Jahren. Nach Angaben seines früheren Pressesprechers ist Bangemann in seinem Haus im französischen Département Deux-Sèvres am Dienstag einem Herzinfarkt erlegen.

FDP-Bundeschef und BW-Landeschef würdigen Bangemann

"Als überzeugter Liberaler hat sich Martin Bangemann über Jahrzehnte für Europa und für Deutschland leidenschaftlich engagiert und in zahlreichen Funktionen große Verantwortung übernommen", schrieb FDP-Bundeschef Christian Lindner auf Twitter. Und weiter: "Er war ein leidenschaftlicher Liberaler, ein Streiter für die Soziale Marktwirtschaft und vor allem ein großer Europäer."

"Während seiner fast sechzigjährigen FDP-Mitgliedschaft hat Martin Bangemann nicht nur auf Bundes- und Landesebene bleibende Spuren hinterlassen, sondern auch als maßgeblicher Mitgestalter des Europäischen Binnenmarkts Geschichte geschrieben", teilte Baden-Württembergs FDP-Landesvorsitzender, Michael Theurer, mit. "Die FDP Baden-Württemberg, deren Mitglied Martin Bangemann war, verneigt sich in Respekt und Anerkennung vor seiner Lebensleistung. Unsere Gedanken sind bei seiner Familie."

Von 1974 bis 1978 FDP-Landesvorsitzender in Baden-Württemberg

Der am 15. November 1934 in Wanzleben in Sachsen-Anhalt geborene Bangemann trat 1963 in die FDP ein und arbeitete als Rechtsanwalt in Baden-Württemberg. Im dritten Anlauf gelang ihm 1972 der Sprung in den Bundestag. 1974 wurde der promovierte Jurist Generalsekretär der FDP, allerdings gab er das Amt nach einem Jahr bereits wieder ab.

Von 1974 bis 1978 war Bangemann FDP-Landesvorsitzender in Baden-Württemberg und von 1985 bis 1988 Bundesvorsitzender der Freien Demokraten. Als Parteichef konnte er jedoch nicht aus dem Schatten seines charismatischen Vorgängers Hans-Dietrich Genscher treten.

Bangemann wechselte in die EU-Politik nach Brüssel

Als Bundesminister für Wirtschaft war er zwischen 1984 und 1988 Mitglied der Bundesregierung. Probleme wie die hohe Arbeitslosigkeit sowie die Stahl-, Kohle- und Werftenkrisen belasteten seine Amtszeit. Er verzichtete schließlich auf Minister- und Parteiamt und wechselte nach Brüssel.

Dort setzte Bangemann seinen politischen Schwerpunkt bei der europäischen Wirtschaftspolitik. Er gestaltete von 1989 bis zum geschlossenen Rücktritt der Europäischen Kommission 1999 als EU-Kommissar den Europäischen Binnenmarkt, die EU-Industriepolitik, die europäische Informationsgesellschaft und die Liberalisierung der Telekommunikationsmärkte.

Bangemann wurde Berater von spanischem Telekommunikationskonzern

Dann wechselte Bangemann 1999 aus der Europapolitik direkt als Berater zum spanischen Telekommunikationskonzern Telefónica. Dies stieß in der Öffentlichkeit und auch innerhalb der FDP auf scharfe Kritik. Den Vorwurf möglicher Interessenskonflikte wies er jedoch zurück.

Bangemann hinterlässt nach Angaben des ehemaligen Sprechers eine Frau, Kinder und Enkelkinder. Die Trauerfeier findet im engsten Familienkreis in Frankreich statt.

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SWR