5.9.1972

Olympia-Attentat (1): Die Geiselnahme – Berichte vom Tag

Stand
AUTOR/IN
SWR2 Archivradio
MODERATOR/IN
Gábor Paál
Gábor Paál (Foto: SWR, Oliver Reuther)

Audio herunterladen (34,7 MB | MP3)

Die "heiteren Spiele" von München enden abrupt

10 Tage lang waren die Olympischen Spiele in München 1972 das, was sie eigentlich sein sollten: Ein friedliches internationales Sportereignis. Am Morgen des 5. September 1972 ändert sich das schlagartig.

Terroristen des "Schwarzen September" töten zwei israelische Sportler

Palästinensische Terroristen der Organisation "Schwarzer September" dringen ins Quartier der israelischen Mannschaft ein, töten zwei der Sportler, den Ringertrainer Moshe Weinberg sowie den Gewichtheber Josef Romano. Neun weitere nehmen sie als Geiseln.

Die ersten Informationen dazu kamen im Radio um kurz nach 7 Uhr vom Sportreporter des BR Hans-Albert Kraeft.

Statt Information zunächst skurrile Pressekonferenz mit Mark Spitz

Pressesprecher der Olympischen Spiele ist damals Hans Klein, der meist Johnny Klein genannt wird und später einmal Bundesentwicklungsminister werden sollte. Ob es eine Pressekonferenz geben würde, wird er an jenem Morgen gefragt. Er tut erstmal unwissend. Welche Pressekonferenz, fragt er zurück? Die von Mark Spitz?

Mark Spitz, der berühmte Schwimm-Weltmeister hat tatsächlich für diesen Tag eine Pressekonferenz angekündigt, zum Ende seiner Karriere. Diese Pressekonferenz findet auch statt, gerät aber angesichts der Umstände etwas bizarr. Schließlich gibt Olympia-Pressechef Hans Klein doch noch eine Erklärung ab zum Stand der Dinge.

Israel fordert Abbruch der Spiele

Der nächste Bericht: Korrespondent Zwie Schnabel schildert die Reaktionen in Israel.
Interview mit Mursi el Shavi, Chefredakteur einer großen arabischen Zeitung.
Israel fordert unterdessen den Abbruch der Spiele.

12 Uhr, das Ultimatum verstreicht – doch zunächst passiert nichts weiter. Kurz vor 13 Uhr meldet sich Reporter Michael Korth wieder.

Die Bundesregierung trifft sich zu einer Sondersitzung. Regierungssprecher Conrad Ahlers über das Ergebnis.

Veranstaltungen für diesen Tag abgesagt: Kanzler Brandt tritt vor die Presse

Um 15:38 Uhr erklärt IOC-Präsident Avery Brundage den Abbruch der Spiele. Um 16 Uhr gibt Olympia-Pressesprecher Johnny Klein eine weitere Erklärung ab.

Schließlich, kurz vor 20 Uhr, tritt auch Bundeskanzler Willy Brandt vor die Presse.

"Verständlicherweise ist auch die Frage aufgetaucht, ob die Olympischen Spiele nicht überhaupt abgebrochen werden sollten. Ich darf dem dafür zuständigen Internationalen Olympischen Komitee nicht vorgreifen, möchte aber mit meiner Meinung nicht hinter dem Berg halten. Ich meine, es darf nicht Schule machen, dass eine Gruppe rücksichtsloser Extremisten darüber bestimmen kann, ob große internationale Veranstaltungen stattfinden können oder nicht. Die heiteren Spiele sind zu Ende. Was das bedeutet, werden viele von uns noch gar nicht ermessen können. In diesen Stunden und Tagen haben wir uns nun neu zu bewähren."

5.9.1972 Olympia-Attentat (2): Die Nacht am Flughafen Fürstenfeldbruck

5.9.1972 | In der Nacht vom 5. zum 6.9.1972 gelangen die palästinensischen Terroristen die israelischen Geiseln mit zwei Helikoptern des Bundesgrenzschutzes zum Flughafen Fürstenfeldbruck. Dort wartet eine Boeing 727. Bevor Terroristen und Geiseln ins Flugzeug wechseln können, kommt es zu einem Schusswechsel. Am Flughafengelände haben sich tausende von Schaulustigen und etliche Journalisten versammelt. Die Lage ist unübersichtlich. Die Hörfunkprogramme des Südwestfunks haben sich zusammengeschaltet. In dieser Folge hören Sie Beiträge, die abends zwischen 20 Uhr und Mitternacht gelaufen sind, bevor das ARD-Nachtprogramm beginnt. Die Moderatoren Wolfram Kreiker und Franz Meindl bitten zwischendurch um Verständnis, dass sich die Sendung mal zur Tagesschau schaltet, mal ins ZDF, mal zu den Reportern des Bayerischen Rundfunks in München. Dies sei sicherlich verwirrend, aber man versuche nun mal, die neuesten Informationen zu bekommen. Die sind aber teilweise falsch. So klingt es zwischendurch so, als seien die Geiseln in Sicherheit gebracht worden – wie man heute weiß, konnte davon keine Rede sein.

Geschichte Die Olympischen Spiele 1972 – Münchens Sommertragödie

München wollte 27 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs ein neues Deutschland präsentieren – heiter und offen. Doch die Terroranschläge machten aus dem Sportfest eine Tragödie.

SWR2 Wissen SWR2

Ähnliche Beiträge im SWR2 Archivradio

Stand
AUTOR/IN
SWR2 Archivradio
MODERATOR/IN
Gábor Paál
Gábor Paál (Foto: SWR, Oliver Reuther)