Musikstück der Woche

Ragna Schirmer spielt Clara Schumanns Scherzo für Klavier Nr. 2

Stand
Autor/in
Christiana Nobach

Clara Wieck-Schumann war ihre eigene Konzertmanagerin, Komponistin, Ehefrau ihres schwierigen Lebenspartners Robert Schumann, sie brachte acht Kinder auf die Welt – und sie war eine der gefeiertsten Pianistinnen des 19. Jahrhunderts, zudem eine hervorragende Komponistin und eine faszinierende künstlerische Persönlichkeit. Ihre legendäre Virtuosität als Pianistin ist zwar verklungen, aber ihre Werke leben weiter.

1840 heirateten Clara und Robert Schumann gegen den Willen von Claras strengem Vater Friedrich Wieck, der sie in vielfacher Hinsicht förderte und ihr sowohl eine lebenspraktische als auch künstlerische Grundlage mitgab.

Clara musste viele Rollen in ihrem Leben erfüllen. Sie war Freundin, Ratgeberin und geschätzte Kollegin berühmter Musiker*innen wie Wilhelmine Schröder-Devrient, Pauline Viardot-Garcia, Johannes Brahms und Joseph Joachim. Außerdem war sie Klavierpädagogin und Herausgeberin der Werke ihres verstorbenen Mannes Robert Schumann. Ihr ist es zu verdanken, dass Schumanns Werke nicht in Vergessenheit gerieten.

Künstlerische Karriere unter Druck

Schon im Kindesalter begann Clara zu komponieren: Ihr Opus 1 (von insgesamt 23 Opera) erschien im Druck, als sie gerade einmal elf Jahre alt war. Das größte Projekt ihrer Jugend, die Uraufführung des Klavierkonzerts op. 7, leitete Felix Mendelssohn Bartholdy am 9. November 1935 im Leipziger Gewandhaus.

Nach der Heirat mit Robert Schumann schrumpfte ihr eigener kreativer Freiraum jedoch dramatisch. Durch das Fehlen einer professionellen Basis, das tägliche musikalische Studium, verschob sich das künstlerische Kräfteverhältnis zwischen ihr und ihrem Mann im Laufe der 1840er-Jahre uneinholbar zu seinen Gunsten: Sie steckte zurück.

Ihre einzige Klaviersonate f-Moll von 1847 blieb zunächst ungedruckt. In den 1850er-Jahren, nach dem Umzug der Familie nach Düsseldorf, entstanden einige entscheidende Werke für Klavier solo (Variationen, Romanzen, Lieder), die ihren individuellen Stil kennzeichnen.

Nach dem Tod Roberts im Jahr 1856 brach ihr Lebenskonzept ein. Sie musste sich ausschließlich auf ihren Beruf als Pianistin konzentrieren. Sie stellte ihre Kompositionsansprüche hinten an, feierte allerdings als Interpretin sensationelle Erfolge, mit Beethoven, Mendelssohn, Chopin, in erster Linie aber mit den Kompositionen ihres verstorbenen Mannes.

Ideales Konzertrepertoire

Nach 1856 hatte Clara aufgehört zu komponieren; bis dahin lagen rund zwei Dutzend ihrer Werke gedruckt vor – neben Klavierwerken sind dies Lieder, Kammermusik und ein Klavierkonzert. Ihre letzte Komposition schrieb Clara Schumann nach jahrzehntelanger Pause 1879.

Musikalisches Gespür sowie eine ausgefeilte Kompositionstechnik zeichnen Clara Schumanns Werke aus: Mendelssohn, Louis Spohr und Frédéric Chopin, vor allem dessen Mazurken und Balladen, gehören zu ihren kompositorischen Vorbildern.

Das 1841 komponierte Scherzo op. 14 ist ein hochvirtuoses Stück, das sofort als ideales Konzertstück mit beeindruckender Wirkung ins Repertoire von Robert und Clara übernommen wurde. Das Werk zeigt eine erweiterte, intensiv-packende und ausgefeilte Musiksprache, die Clara später nicht mehr weiterverfolgte.

In einem Brief an Johannes Brahms aus dem Jahr 1868 sprach sie sich über die Bedeutung der Musik für ihr Leben aus, ein Satz, der als ihr Lebensmotto gelten kann: „Die Ausübung der Kunst ist ja ein großer Teil meines Ichs, es ist mir die Luft, in der ich atme!“ Dennoch geriet Clara schnell in Vergessenheit, bis sie in den 1960er-Jahren von der Frauenforschung als Künstlerin wiederentdeckt wurde.

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Autor/in
Christiana Nobach