Glücksfund
1961 war ein Glücksjahr für den Musikforscher Oldrich Pulkert. Er war gerade dabei, im Prager Nationalmuseum zu recherchieren, da entdeckte er in den Beständen plötzlich eine alte Notenabschrift. Ein Konzert in C-Dur für Violoncello und Orchester von Joseph Haydn. Als Pulkert bewusst wurde, was er da in den Händen hielt, wurde er ganz aufgeregt. Dieses Konzert galt lange Zeit als verschollen. In Haydns eigenhändigem Werkkatalog war es zwar verzeichnet, doch niemand hatte seitdem etwas davon gehört – bis jetzt! Sogleich wurde aus der Stimmenabschrift die Partitur rekonstruiert und im folgenden Jahr am 19. Mai erklang das Cellokonzert erstmals wieder nach fast 200 Jahren, im Rahmen des Festivals "Prager Frühling".
Der Cellist, für den Haydn das Konzert ursprünglich komponierte, hieß Joseph Weigl und war Musiker der Eisenstädter Hofkapelle. Es war üblich, dass Haydn Solokonzerte für befreundete Musiker schrieb. Durch solche Gelegenheitswerke gab er den Solisten die Möglichkeit, ihr technisches Können unter Beweis zu stellen. Joseph Weigl muss wohl eine ganz hervorragende Technik besessen haben, was die stellenweise sehr hohe Lage des Soloparts beweist. Der erste Satz hat spätbarocke Züge, Tutti und Solo wechseln miteinander ab. Ein weitgespanntes Adagio ist der zweite Satz in F-Dur. Die Geigen eröffnen mit einer ausdrucksstarken Melodie und geben diese an das Cello weiter. Der temperamentvolle dritte Satz eilt mit musikalischem Schwung und viel Spielwitz vorwärts: Er ist ein echter "Rausschmeißer".
Radio-Sinfonieorchester Stuttgart des SWR
Das Radio-Sinfonieorchester Stuttgart des SWR spielt jährlich rund 90 Konzerte im Sendegebiet des Südwestrundfunks, in den nationalen und internationalen Musikzentren und bei bedeutenden Musikfestspielen. Ein herausragender Höhepunkt in der Geschichte des RSO Stuttgart war das Konzert zum 80. Geburtstag von Papst Benedikt XVI. im Vatikan, das im April 2007 weltweit live übertragen wurde.
Das Orchester pflegt das klassisch-romantische Repertoire in exemplarischen Interpretationen und setzt sich mit Nachdruck für zeitgenössische Musik und selten aufgeführte Komponisten und Werke ein. Bis heute hat es mehr als 500 Werke uraufgeführt.
Viele namhafte Dirigentenpersönlichkeiten haben das RSO in den letzten 60 Jahren geprägt, unter Ihnen Sergiu Celibidache, Carl Schuricht, Sir Georg Solti, Giuseppe Sinopoli, Carlos Kleiber, Sir Neville Marriner, Georges Prêtre und Herbert Blomstedt. Ebenso konzertieren regelmäßig hochkarätige Solisten aller Generationen beim RSO.
Seit 1998 ist Sir Roger Norrington Chefdirigent des Radio-Sinfonieorchesters Stuttgart. Er verleiht "seinem" Orchester ein unverwechselbares klangliches Profil durch die Verbindung von historisch informierter Aufführungspraxis mit den Mitteln eines modernen Sinfonieorchesters. Ergebnis dieser Synthese ist ein "reiner Klang", der von der Presse gerne als "Stuttgart Sound" bezeichnet wird.
Der kanadische Cellist Jean-Guihen Queyras
Jean-Guihen Queyras' Repertoire umfasst sowohl Werke der Klassik und Romantik als auch zeitgenössische Kompositionen. 1967 kam er in Montréal/Kanada zur Welt. Er studierte am Conservatoire Supérieur Musique et de Danse de Lyon und bekam Stipendien für die Musikhochschule Freiburg, die Juilliard School of Music und das Mannes College of Music in New York. Beim Rostropowitch-Wettbewerb in Paris erspielte er sich den Prix Jeanne Marx außerdem erhielt er den dritten Preis des Internationalen Musikwettbewerbs der ARD in München und den "City of Toronto Glenn Gould International Protégé Prize" für Musiker.
Queyras trat als Solist weltweit mit namhaften Orchestern auf. Doch auch Kammermusik war für ihn stets von großer Bedeutung. Er war mehrere Jahre Mitglied des von Pierre Boulez gegründeten "Ensemble InterContemporain" und gründete mit Antje Weithaas, Daniel Sepec und Tabea Zimmermann das Arcanto Quartet.
Seit dem Wintersemester 2004/05 ist er Professor für Violoncello an der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Stuttgart.