Musikstück der Woche vom 11.6. bis 17.6.2012

Johann Sebastian Bachs Choralvorspiel "Ich ruf zu dir, Herr Jesu Christ"

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AUTOR/IN
Kerstin Unseld

Johann Sebastian Bachs Choralvorspiel "Ich ruf zu dir, Herr Jesu Christ" lässt niemanden unberührt. Voller Innigkeit und Innbrunst klingt hier eine Bitte, die jeder Hörende mitfühlt.

David Theodor Schmidt spielt die Klavierfassung dieses Stücks aus dem "Orgelbüchlein". Die Aufnahme entstand bei einem Bruchsaler Schlosskonzert am 4.10.2009. Musikstück der Woche vom 11.6. bis 17.6.2012

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Choral im Querformat

Ursprünglich wollte Bach 164 Orgelchoräle in der Ordnung des Kirchenjahres in seinem Orgelbüchlein vereinen. Es sollten letztlich 'nur' 46 werden, aber diese zählen zu seinen schönsten Orgelwerken. Da ist das Choralvorspiel zu "Nun kommt der Heiden Heiland", zu "Vom Himmel hoch da komm ich her" und eben zu "Ich ruf zu dir, Herr Jesu Christ", das in seiner berührenden Schönheit ein ganz besonderes Kleinod ist. Bach schrieb alle Orgelchoräle in seiner Amtszeit in den Jahren 1712 bis 1717 in Weimar. Zu Beginn dieser Zeit als Hoforganist und Kammermusiker in Weimar 1708 legte Bach ein neunzigseitiges, querformatiges Buch an und trug dort bereits alle Titel der 164 geplanten Choräle ein. So legte er von vornherein fest, nicht nur welche Choräle er vorsah, sondern auch, ob sie jeweils eine oder zwei Seiten à sechs Zeilen umfassen würden.

Der Choral BWV 639 "Ich ruf zu Dir, Herr Jesu Christ" in f-Moll ist der einzige Triosatz dieser Sammlung. Im Pedal schrieb Bach Tonwiederholungen, die das Flehentliche, Bittende des Textes ausdrücken.

Das Orgelbüchlein beginnt mit Chorälen zu Weihnachten. Bach füllte den ersten Teil seiner Sammlung - von Weihnachten bis Ostern - fast vollständig. Danach finden sich in einem ehrgeizigen Projekt immer mehr Lücken, nach 1726 gar kam nur noch ein einziger Choral hinzu. So entstanden "46 ausgeführte Choralvorspiele", wie von unbekannter Hand auf dem Autograph vermerkt ist.

David Theodor Schmidt (Klavier)

Der Pianist David Theodor Schmidt (Foto: www.david-theodor-schmidt.de - Copyright: Felix Broede)
Der Pianist David Theodor Schmidt

Die Süddeutsche Zeitung bezeichnet ihn als den "neuen Schwarm aller Klavierbegeisterten", die Financial Times Deutschland nennt sein Spiel ein "Klangerlebnis" und das Fachmagazin Rondo urteilt kurz und bündig: „Meisterlich. Packend, ja, ergreifend. Großartig.“: Der deutsche Pianist David Theodor Schmidt, Jahrgang 1982, gehört zu den Musikern der jungen Generation, die bereits große Anerkennung in der Musikwelt genießen.

Geboren in Erlangen, entdeckte Schmidt erst mit 15 Jahren das Klavierspiel für sich, studierte schließlich in Karlsruhe bei Sontraud Speidel und später am Royal College of Music London bei Kevin Kenner. Er ist Preisträger und Stipendiat bedeutender Organisationen, wie des DAAD, der Zeit-Stiftung (in der deutschen Stiftung Musikleben) und der Chopin Gesellschaft Hannover. Im November 2009 wurde ihm zudem der renommierte Bayerische Kunstförderpreis des Staatsministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst verliehen.

Schmidt geht einer regen Konzerttätigkeit nach, die zu Einladungen zu Rezitals wie auch Orchesterkonzerten in bedeutende Säle in Deutschland und dem europäischen Ausland führte. Seine Auftritte werden von der Presse enthusiastisch aufgenommen, so hebt  beispielsweise die Zeitung Molwa (Russland) "seine hohe Kultur als Pianist, seine Reife, seine glänzende Technik und Vielfalt pianistischer Ausdrucksmöglichkeiten" hervor.

Neben Rundfunk- und Fernsehaufnahmen erregten die CDs des jungen Pianisten besondere Aufmerksamkeit. Auf ihnen setzt sich David Theodor Schmidt mit den Werken Bachs und der deutsch-österreichischen Romantik auseinander, die neben der Wiener Klassik die Schwerpunkte seines Repertoires ausmachen. Die Aufnahmen wurden in Presse und Rundfunk im In- und Ausland hoch gelobt; u.a. zeichnete das Fachmagazin Fono Forum seine letzte CD mit Werken von Mendelssohn, Schubert und Brahms mit dem Stern des Monats aus.

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Kerstin Unseld