Musikstück der Woche

Ilyich Rivas dirigiert Aram Chatschaturjan: "Maskerade", Suite aus der Schauspielmusik

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Autor/in
Felix Werthschulte

Weltberühmt ist der Armenier Aram Chatschaturjan dank seines Violinkonzerts, des „Säbeltanz“ und seines Balletts „Spartacus“. Weniger bekannt, aber nicht weniger reizvoll ist seine Bühnenmusik zum russischen Drama „Maskerade“.

Das liegt vor allem an einem pompösen Walzer, der auch in der zugehörigen Orchestersuite nicht fehlen darf. Das Radio-Sinfonieorchester Stuttgart und Dirigent Ilyich Rivas entführen uns mit dem SWR2 Musikstück der Woche in die Welt von Schein und Sein.

Ein Königreich für einen Walzer

Es ist eine Geschichte, die entfernt an Aschenputtel erinnert: Auf einem prächtigen Ball trifft ein junger Fürst auf eine geheimnisvolle Maskenträgerin. Fasziniert möchte er erfahren, wer sie ist, doch einfach macht sie es ihm nicht. Nur ein glänzendes Armband gibt einen Hinweis. Ist seine Trägerin etwa Nina, die Frau eines engen Vertrauten des Fürsten?

„Wie schön ist dieser neue Walzer!“, seufzt diese Nina jedenfalls auf dem Ball. „Etwas zwischen Trauer und Freude ergriff mein Herz.“ Diese Sätze aus dem Drama des russischen Romantikers Michail Lermontow regten den Komponisten Aram Chatschaturjan offenbar am meisten an, als er sich für eine Produktion im Kriegsjahr 1941 an die Komposition einer Bühnenmusik zu dem Stück machte.

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Großes Kopfzerbrechen

Doch wie konnte diese Melodie klingen, von der die Protagonistin so schwärmte? Chatschaturjan, mit melodischen und besonders rhythmischen Einfällen sonst mehr als gesegnet, zerbrach sich darüber den Kopf. Erst mit Unterstützung seines ehemaligen Professors am Moskauer Konservatorium, dem Komponisten Michail Mjaskowski, fand Chatschaturjan die nötige Inspiration für diesen Tanz.

Der Walzer steht in finsterem Moll, trotzdem vermittelt er einen äußert prachtvollen Eindruck. Dafür sorgt insbesondere die satte Instrumentierung, die neben viel Schlagwerk auch schmetternde Trompeten und markige Posaunen umfasst. Das echoartig in sich selbst verschachtelte Hauptthema schwingt sich zu immer gewaltigerem Trubel auf, nach großem Pomp erscheint dann plötzlich ein luftigeres, eleganteres Thema. Doch auch dieses wird von der Sogwirkung des Dreivierteltakts unweigerlich mitgerissen. Noch einmal schwingt sich schließlich das erste Thema zu voller Größe auf.

Konstraste und Herzschmerz

In der Orchestersuite lässt Chatschaturjan noch vier weitere, kontrastreiche Stücke folgen: Ein Nocturne, das durch ein intensives Violinsolo glänzt, eine kurze, effektvolle Mazurka, eine Romanze voller Herzschmerz mit eingängigen Solopassagen von Klarinette und Trompete und schließlich ein scherzhafter, rhythmisch vorantreibender Galopp als „Rausschmeißer“.

Vor allem aber der Walzer, der so viel Mühe machte, ist bis heute eines der beliebtesten Stücke des Komponisten geblieben. Und seine Erfahrung im Komponieren für die Bühne zahlte sich aus: Schon ein Jahr später legte Chatschaturjan mit dem Ballett „Gayaneh“, aus dem auch der berühmte Säbeltanz stammt, eines seiner wichtigsten und bis heute bekanntesten Werke vor.

Musikstück der Woche Pablo de Sarasate: Zigeunerweisen für Violine und Orchester op. 20

Mila Georgieva (Violine). Radio-Sinfonieorchester Stuttgart des SWR. Ilyich Rivas (Leitung). Konzert vom 31.12.2015 in der Stuttgarter Liederhalle. SWR2 Musikstück der Woche vom 9.3.2019.

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Felix Werthschulte